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Chanté Joseph und die Frage: «Ist es peinlich, einen Freund zu haben?»

Wird die Ironie in diesem Teaserbild klar?
Wird die Ironie in diesem Teaserbild klar?Bild: Shutterstock
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«Ist es peinlich, einen Freund zu haben?» – Vogue-Beitrag sorgt für heftige Diskussionen

In einer Beziehung zu sein, scheint für viele Frauen nicht mehr DAS grosse Lebensziel zu sein. Ein kommentierender Artikel beleuchtet dieses Phänomen nun genauer.
05.11.2025, 13:5605.11.2025, 14:23

Die Frage «Ist es jetzt peinlich, einen Freund zu haben?» beschäftigt gerade Social Media. Gestartet hat die Diskussion die Freelancerin Chanté Joseph. In der britischen Vogue hat sie dazu einen Kommentar veröffentlicht. Dazu hat sie mehrere vergebene und single Frauen befragt – die Ergebnisse spalten nun das Internet.

Chantal Joseph bespricht in einem viralen Artikel die Frage: «Is Having a Boyfriend Embarrassing now?»
Chanté Joseph bespricht in einem viralen Artikel die Frage: «Is Having a Boyfriend Embarrassing now?»Bild: Instagram/chantayyjayy

In den ersten Zeilen beschreibt Joseph das Phänomen, dass Frauen auf Social Media oft spassige und kreative Profile haben ... bis sie mit einem Mann in eine Beziehung kommen. Dann wird ihr Account «boyfriend»-ified. Kurz gesagt bedeutet das: Alles dreht sich nur noch um die Beziehung. Eine Auffälligkeit, die vor allem bei Frauen und nicht auf den Profilen der Männer vorkommt.

Frauen croppen ihren Bräutigam aus Hochzeitsfotos

Nun scheint sich diese Realität von boyfriendifieden Profilen aber in ein anderes Extrem zu entwickeln. Joseph bemerkte, wie Frauen ihre Partner immer seltener posteten – und wenn sie dies tun, nur sehr subtil. Sie beobachtete sogar, dass einige so weit gingen, dass sie ihren Bräutigam aus Hochzeitsbildern croppten. Daraufhin stellte sich die Autorin die Frage: «Is Having a Boyfriend Embarrasing Now?»

Dazu befragte sie verschiedenste Frauen, wieso sie ihre Partner nicht auf Social Media posten. Einige sprachen dabei vom sogenannten «Evil Eye». Dies ist ein Glaube daran, dass «böse Blicke» von fremden Menschen – die etwa neidisch sind – ihre schlechte Energie auf die Beziehung lenken und sie so zum Scheitern bringen würden. Andere haben vor allem Angst davor, dass sie ihren Freund auf Social Media posten und sich dann trennen würden. Wenn sie daraufhin die Bilder wieder löschen müssten, sei dies ein öffentliches Eingeständnis, dass sie gescheitert waren.

@chantayyjayy

So many thoughts! This is my 2AM summary please go and read ❤️

♬ original sound - Chanté Joseph

Followerverlust durch Beziehungsstatus

Wieder andere sprachen davon, dass sie ihre Beziehung aus egoistischen Gründen nicht posteten. So ist es kein Geheimnis, dass Frauen Dutzende von männlichen Followern verlieren, sobald sie auf Social Media «verkünden», dass sie in einer Beziehung sind. Dazu reicht ein simples Bild einer männlichen Hand in der Instagram-Story. Diese Frauen wollen also die sozialen Vorzüge vom Single sein, aber trotzdem eine Beziehung führen. Also «The Best of Both Worlds».

Chanté Joseph sieht dadurch in der Bewegung auch eine feministische Note:

«Die Rollen verschieben sich. Eine Partnerschaft bestätigt nicht mehr die Weiblichkeit; sie gilt nicht länger als Errungenschaft, im Gegenteil, es ist eher ein Statussymbol geworden, sich als Single zu bezeichnen.»
Chanté Josephbritish vogue

Wo es aber nun wirklich ans Eingemachte ging, war im Podcast «Delusional Diaries». Die beiden Hosts besprachen darin, dass es «lahm» sei, als Frau einen Freund zu haben. Obwohl beide Frauen selbst in einer Beziehung sind. In den Kommentaren las man daraufhin Sätze wie: «Ich finde Frauen mit einem Freund automatisch ein ganz wenig uncooler» oder «einen Freund zu haben ist nicht mehr IN und es wird es auch nicht mehr werden, bis sie endlich anfangen, sich richtig zu verhalten.»

«Es fühlt sich republikanisch an, einen Freund zu haben»

Seit der Veröffentlichung des Artikels scheint die Titel-Frage nun ein noch grösser Teil von Social-Media-Userinnen und -User zu beschäftigen. Einige gestehen sich den Hang, den Freund zu verbergen, ein: «Es fühlt sich republikanisch an, einen Partner zu haben», schreibt etwa eine Userin auf TikTok oder «single Frauen sind einfach so cool!» Viele sehen diese Entwicklung aber auch sehr kritisch an. So liest man auch Sätze wie: «Ich habe das Gefühl, dass hier vor allem die Eifersucht spricht» oder «Das ist doch nun einfach ein weiterer Trend, der uns erlaubt auf Frauen herunterzuschauen und uns zu spalten.»

Wo sich aber die Autorin und viele Kommentierende einig sind: Es ist wichtig, dass eine Veränderung passiert. Es ist gut, dass das Single-Sein nicht mehr als ein soziales Versagen gilt, sondern für viele Frauen auch als Emanzipation und Akt der Selbstliebe gesehen wird. Dass Männer eben nicht der Mittelpunkt des Lebens sein sollten und man bei der Partnerwahl durchaus auch wählerisch sein darf. Denn für viele ist es um einiges schöner «alleine» zu sein, als mit einem Mann, der sie nicht glücklich macht.

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209 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Füdlifingerfritz
05.11.2025 14:16registriert März 2018
Kann bitte jemand das Internet ausschalten? Danke.
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zaphod67
05.11.2025 14:05registriert Mai 2018
Erschütternd, mit was für existenziellen Problemen die Frauen der ersten Welt zu kämpfen haben.
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El_Chorche
05.11.2025 14:20registriert März 2021
Sabeths Medienbubble ist tatsächlich noch abgefuckter als meine.

... 🤔

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*abonniertglückspostunddieweltwoche
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