International
Asylgesetz

Flüchtlinge am Eurotunnel: Paris und London wollen gemeinsam Grenzen dichtmachen

Flüchtlinge am Eurotunnel: Paris und London wollen gemeinsam Grenzen dichtmachen

20.08.2015, 14:0720.08.2015, 14:26
Mehr «International»

Wegen der Flüchtlingskrise am Ärmelkanal haben Frankreich und Grossbritannien eine engere Zusammenarbeit vereinbart. Der französische Innenminister Bernard Cazeneuve und seine britische Kollegin Theresa May unterzeichneten am Donnerstag in Calais eine Vereinbarung. Damit sollen Flüchtlinge am Versuch gehindert werden, durch den Tunnel nach Grossbritannien zu gelangen.

Cazeneuve und May besuchten am Donnerstag auch das Eurotunnel-Gelände in Coquelles nahe Calais. «Nötig ist ein sehr starkes Signal hier in Calais, dass man nicht einfach so die Grenze überqueren kann», sagte Cazeneuve. Schleuserbanden müssten wissen, «dass in Calais keine Grenzüberquerung möglich ist».

1 / 53
Gejagte Flüchtlinge in Calais
Tausende Flüchtlinge wollen über den Ärmelkanal nach Grossbritannien.
quelle: x00234 / pascal rossignol
Auf Facebook teilenAuf X teilen

Die Vereinbarung zwischen Paris und London sieht unter anderem die Einrichtung eines gemeinsames Kommando- und Kontrollzentrums im Kampf gegen Schleuser vor. Das Kommandozentrum in Calais soll die Zusammenarbeit der Polizeibehörden beider Länder intensivieren und gleichberechtigt von einem britischen und einem französischen Chef geleitet werden.

Die Aussenminister Bernard Cazeneuve und Theresa May am 20. August in Calais.
Die Aussenminister Bernard Cazeneuve und Theresa May am 20. August in Calais.Bild: REGIS DUVIGNAU/REUTERS

Angekündigt werden in der Vereinbarung auch die Stationierung weiterer französischer Polizeieinheiten am Ärmelkanal, zusätzliche Fracht-Durchsuchungen, die Installation von Überwachungskameras und Flutlichtanlagen und der Einsatz von Infrarot-Technik. Neben der Sicherheitszusammenarbeit und dem Kampf gegen Schleuserbanden geht es darin auch um humanitäre Hilfe.

Unterkünfte weit weg von Calais

Die britische Regierung sagt zudem über zwei Jahre jeweils fünf Millionen Euro für die Betreuung von Flüchtlingen in Nordfrankreich zu. Unter anderem will London bei der Errichtung neuer Flüchtlingsunterkünfte helfen, die aber «in einer beträchtlichen Distanz zu Calais» entstehen sollen.

In Calais sind tausende Flüchtlinge gestrandet, die auf ein besseres Leben in Grossbritannien hoffen. Die meisten von ihnen leben unter miserablen Bedingungen in einem selbst errichteten Zeltlager, das als «Neuer Dschungel» bekannt ist. Hilfsgruppen erwarten, dass die Zahl der Bewohner des Lagers bis Monatsende auf 4000 anwächst.

Täglich versuchen Flüchtlinge, in Calais auf die Züge durch den Eurotunnel oder auf die Fähren über den Ärmelkanal zu kommen, um so nach Grossbritannien zu gelangen. Ende Juli eskalierte die Situation mit mehr als 2000 Versuchen pro Nacht, auf das Gelände des Eurotunnels zu gelangen. Seitdem neue Zäune um das Gelände am Eurotunnel-Eingang errichtet wurden, ging die Zahl der Fluchtversuche allerdings auf etwa 150 pro Nacht zurück. 

1 / 15
Die Flüchtlinge von Calais
In Calais sind hunderte Flüchtlinge gestrandet. Sie versuchen immer wieder, nach England zu gelangen.
quelle: x00234 / pascal rossignol
Auf Facebook teilenAuf X teilen

(sda/afp/reu)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
Hast du technische Probleme?
Wir sind nur eine E-Mail entfernt. Schreib uns dein Problem einfach auf support@watson.ch und wir melden uns schnellstmöglich bei dir.
1 Kommentar
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
1
Macron ernennt am Freitag neuen Premierminister Frankreichs

Gut eine Woche nach dem Sturz der Mitte-Rechts-Regierung in Frankreich will Staatschef Emmanuel Macron am Freitag einen neuen Premierminister ernennen. Wer die Nachfolge des bisherigen Premiers Michel Barnier antritt, werde am Morgen bekanntgegeben, teilte der Élyséepalast mit. Macron hatte sich zuvor mit allen Parteien ausser der extremen Linken und Rechten zur Bildung einer möglichst breit aufgestellten Regierung beraten.

Zur Story