Im Südosten Australiens herrscht Katastrophenalarm: Tausende Menschen sind auf der Flucht vor den verheerenden Buschbränden. In den Bundesstaaten New South Wales und Victoria sollten mehr als ein halbes Dutzend Städte evakuiert werden, darunter beliebte Touristenorte.
Vereinzelte Anwohner harrten aber in ihren Häusern aus und versuchten zu retten, was zu retten ist. So auch die 19-jährige India MacDonell. Sie wohnt mit ihrer Familie in Goongerah, im Bundesstaat Victoria.
Als die Flammen ihr Haus erreichten, nahm die Familie den Kampf gegen die Flammen auf. «Ich konnte kaum mehr atmen», sagt MacDonell zu lokalen Medien. Sie filmte ihren Kampf gegen das Feuer – das Video geht derzeit um die Welt.
Terrifying footage shows a woman battling a raging wildfire that threatened her Victoria home, using just a handheld hose. https://t.co/jYJUK0TfJG pic.twitter.com/mq7K1JG9kW
— ABC News (@ABC) January 3, 2020
Jetzt, da die Brände vorbeigezogen sind, ist Familie MacDonell glücklicherweise noch am Leben, aber von der Umwelt abgeschnitten. Die Strassen, die sie mit der Aussenwelt verbinden, sind zerstört und blockiert.
Am Freitag bildeten sich in der ganzen Regionen lange Staus, das Benzin wurde knapp. Die Polizei eskortierte die Autos aus den Feuergebieten. In der Küstenstadt Mallacoota brachte die Marine Menschen in Sicherheit, die sich an den Strand gerettet hatten.
In New South Wales ist es bereits der dritte Notstand dieser Brandsaison, für Victoria ist es das erste Mal in der Geschichte des Bundesstaates. Dort allein werden nach Angaben der Regierung 28 Menschen vermisst. Die für Katastrophen zuständige Ministerin, Lisa Neville, rief die Bewohner dringend dazu auf, die Feuergebiete zu räumen. «Sie sollten weg, um Ihr Leben zu retten. Wenn Sie das nicht tun, schicken wir die Polizei, damit Sie diese Botschaft verstehen.»
Die Buschfeuer auf dem Kontinent wüten bereits seit Oktober. Landesweit starben mindestens 19 Menschen. Dieses Wochenende könnte sich die Lage bei grosser Hitze und Gewittern weiter zuspitzen. In New South Wales und Victoria wüten aktuell fast 200 Feuer.
Die Brände haben auch Auswirkungen auf Sport-Events: Das Internationale Tennisturnier in der Hauptstadt Canberra, das am Montag starten soll, wird wegen der Brände in der Region in die rund 620 Kilometer westlich gelegene Stadt Bendigo verlegt, wie die Veranstalter am Freitag auf ihrer Homepage mitteilten.
Kim Kachel, Geschäftsführer des australischen Tennisverbandes ACT, sagte: «Die Gesundheit von Spielern, Fans, Freiwilligen, Mitarbeitern und Akteuren ist zu jeder Zeit unsere höchste Priorität.» Wegen der von Wetter- und Feuerexperten prognostizierten Bedingungen in Canberra sei es unwahrscheinlich, dass in den kommenden Tagen Spiele stattfinden könnten.
In Australien sind die Feuer auch ein Politikum. Premierminister Scott Morrison, ein Kohle-Förderer, sieht die Brände als Naturkatastrophe und lehnt es ab, seine Klimapolitik zu ändern. Er wurde dafür kritisiert, dass er während der Krise nach Hawaii fuhr, er brach seinen Urlaub ab. Bei einem Besuch im Feuergebiet, in Cobargo, wurde Morrison am Donnerstag beschimpft. Während eines anderen Ortstermins, am Freitag in Lucknow, war der Empfang aber freundlicher. (aeg/sda/dpa)
Ist zwar zynisch gemeint, spiegelt aber wohl die Einstellung des aktuellen Premierministers Australiens wieder.