International
Bosnien-Herzegowina

Bosnische Serben stimmen für hoch umstrittenen «Nationalfeiertag»

Jubel bei bosnischen Serben, die nach offiziellen Angaben mit 99,8 Prozent für die Beibehaltung ihres umstrittenen «Nationalfeiertages» stimmten. Foto: KEYSTONE/AP/AMEL EMRIC
Jubel bei bosnischen Serben, die nach offiziellen Angaben mit 99,8 Prozent für die Beibehaltung ihres umstrittenen «Nationalfeiertages» stimmten.KEYSTONE/AP/AMEL EMRIC

Bosnische Serben stimmen für hoch umstrittenen «Nationalfeiertag» – Abspaltung befürchtet 

In einem Referendum sprachen sich gemäss Teilergebnissen 99,8 Prozent der Bewohner der Teilrepublik Republika Srpska dafür aus, den Feiertag am 9. Januar beizubehalten.
26.09.2016, 01:5226.09.2016, 04:12
Mehr «International»

Der serbische Landesteil von Bosnien-Herzegowina hält an seinem umstrittenen «Nationalfeiertag» fest. In einem Referendum sprachen sich nach Teilergebnissen 99,8 Prozent der Bewohner der Teilrepublik Republika Srpska dafür aus, den Feiertag am 9. Januar beizubehalten.

Abstimmung trotz Verbot

Damit sei das Votum der Bevölkerung eindeutig, sagte der Präsident der Republika Srpska, Milorad Dodik, am Sonntagabend vor Journalisten im Parlament von Banja Luka. Ausgezählt waren am Abend rund 75 Prozent der Stimmen.

Dodik hatte die Volksabstimmung trotz eines Verbots des Verfassungsgerichts angesetzt. Dieses hatte zuvor den Feiertag für illegal erklärt, weil es die muslimischen und kroatischen Bewohner in der Teilrepublik ausgrenze. Wahlberechtigt waren rund 1.2 Millionen Menschen.

Bosnian Serb leader Milorad Dodik casts his ballot at a poling station during referendum in the Bosnian town of Laktasi, northwest of the Bosnian capital of Sarajevo, Bosnia, Sunday, Sept. 25, 2016. B ...
Milorad Dodik, der Präsident des serbischen Landesteils von Bosnien, ist die treibende Kraft hinter der Abstimmung.Bild: Amel Emric/AP/KEYSTONE

Am 9. Januar 1992, drei Monate vor Beginn des Bosnien-Kriegs von 1992 bis 1995, war die Republika Srpska ursprünglich ausgerufen worden - unter anderem von Serbenführer Radovan Karadzic, der im März vom Internationalen Strafgerichtshof für das frühere Jugoslawien wegen Völkermords zu 40 Jahren Haft verurteilt wurde. Bei Nicht-Serben löst der Tag deshalb ungute Gefühle aus.

Gefährdeter Zusammenhalt

Bosnien-Herzegowina ist seit dem Dayton-Friedensabkommen von 1995, mit dem der Bosnien-Krieg beendet wurde, eine Föderation, zu der die Republika Srpska als eine Teilrepublik gehört. Viele bosnische Serben betrachten sich aber nicht als Bosnier, sondern als Serben. Der Zusammenhalt des Landes scheint daher zunehmend gefährdet.

Gegen das Referendum hatten sich auch die USA und die EU ausgesprochen. Sie befürchten einen Schritt in Richtung Abspaltung des serbischen Teils vom Gesamtstaat. Die serbische Regierung unter Ministerpräsident Aleksandar Vucic erklärte ebenfalls im Vorfeld, sie unterstütze das Referendum der bosnischen Serben nicht. Dagegen hatte die Initiative die Unterstützung Moskaus. (sda/afp)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
twint icon
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
15 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
DerTaran
26.09.2016 07:26registriert Oktober 2015
Lol, 99.8% da sind jemandem beim fälschen wohl die Gäule durchgegangen. Soche Ergebnisse sind selbst bei einer massiv, vorselektierten Gruppe absolut unwarscheinlich.
454
Melden
Zum Kommentar
avatar
SemperFi
26.09.2016 07:20registriert Februar 2014
99,8%. Hmm...
303
Melden
Zum Kommentar
15
Nach Jahren des Zwists: EU macht Schritt auf Erdogan zu
Nach jahrelangem Stillstand möchte die EU die Beziehungen zur Türkei wieder aufleben lassen.

Die Europäische Union habe ein strategisches Interesse an einem stabilen Umfeld im östlichen Mittelmeer und einer für beide Seiten vorteilhaften Beziehung, heisst es in einer in der Nacht zu Donnerstag in Brüssel verabschiedeten Erklärung der Staats- und Regierungschefs. Entscheidend sei aber, inwiefern sich Ankara konstruktiv beteilige.

Zur Story