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Soldaten bekämpfen Flammen im brasilianischen Regenwald

epa07783333 A handout photo made available by NASA of a satellite image showing several fires burning in the Brazilian states of Amazonas (top C-L), Para (top R), Mato Grosso (bottom R) and Rondonia ( ...
Bild: EPA

Soldaten bekämpfen Flammen im brasilianischen Regenwald

25.08.2019, 04:4825.08.2019, 04:48
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Nach der internationalen Kritik am Zögern der brasilianischen Regierung im Kampf gegen die verheerenden Feuer im Amazonasgebiet greift nun das Militär ein. Zwei Löschflugzeuge vom Typ Hercules starteten am Samstag von Porto Velho im Bundesstaat Rondônia aus zu ihren Einsätzen, wie das Verteidigungsministerium mitteilte.

Auf Videos war zu sehen, wie die Piloten über den Waldbrandgebieten Tausende Liter Wasser abwarfen. Darüber hinaus stehen Zehntausende Soldaten zur Unterstützung bereit.

Sechs von den Bränden betroffene Bundesstaaten haben bereits um Unterstützung der Streitkräfte gebeten, wie die brasilianische Regierung bekanntgab. Die Soldaten können ab sofort in Rondônia, Roraima, Pará, Tocantins, Acre und Mato Grosso bei den Löscharbeiten und der Verfolgung von Brandstiftern helfen. Insgesamt stünden in der Region über 43'000 Soldaten zur Verfügung, sagte Verteidigungsminister Fernando Azevedo e Silva. Präsident Jair Bolsonaro hatte den Einsatz des Militärs zuvor per Dekret erlaubt.

«Der Einsatz wird vor allem in der Verhütung und Verfolgung von Umweltverbrechen sowie der Unterstützung bei den Löscharbeiten bestehen», sagte Azevedo. Umweltminister Ricardo Salles bat die Bundesstaaten um Hilfe: «Wir wissen, dass viele nur begrenzte Kapazitäten haben, aber wir können diese Aktion ohne die örtliche Unterstützung nicht durchführen.»

Schwerste Waldbrände seit Jahren

In Brasilien wüten derzeit die schwersten Waldbrände seit Jahren. Seit Januar nahm die Zahl der Feuer und Brandrodungen im grössten Land Südamerikas im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 83 Prozent zu. Insgesamt wurden über 72'000 Brände registriert. Betroffen waren meist Flächen in Privatbesitz, aber auch in Naturschutzgebieten und Ländereien der indigenen Bevölkerung brechen immer wieder Feuer aus.

Umweltschützer werfen dem rechten brasilianischen Präsidenten Jair Bolsonaro vor, ein politisches Klima geschaffen zu haben, in dem sich Bauern zu immer mehr Abholzung und Brandrodung ermutigt sehen. Der Staatschef hat immer wieder klar gemacht, dass er die Amazonasregion vor allem mit ungenutztem wirtschaftlichen Potenzial verbindet.

Wegen seiner umstrittenen Umweltpolitik geriet Bolsonaro zuletzt international in die Kritik. Frankreichs Präsident Emmanuel Macron setzte das Thema wegen der globalen Bedeutung des Regenwaldes für den Klimaschutz auf die Tagesordnung beim G7-Gipfel in Biarritz und nahm die ganze Welt in die Pflicht. «Das Amazonasgebiet ist unser Gemeingut», sagte er. Einige europäische Länder stellten die Ratifizierung des Freihandelsabkommens zwischen dem südamerikanischen Wirtschaftsbündnis Mercosur und der EU in Frage. Erst Ende Juni war nach jahrelangen Verhandlungen eine politische Einigung über den Aufbau der grösste Freihandelszone der Welt erzielt worden.

Feuer auch in Nachbarländern

Auch in den Nachbarländern Bolivien, Peru und Paraguay wüten zahlreiche Brände, wie auf Satellitenbildern der US-Raumfahrtbehörde Nasa zu sehen war. Die bolivianische Regierung setzte am Wochenende einen sogenannten Supertanker im Kampf gegen die Flammen ein. Die umgebaute Boeing 747 eines US-Unternehmens unterstütze die Löscharbeiten in der Region Chiquitanía im Osten des Landes, teilte Präsident Evo Morales mit. Das Flugzeug kann rund 75'000 Liter Wasser abwerfen.

«Wir planen vier Löscheinsätze pro Tag», sagte Boliviens Verteidigungsminister Javier Zavaleta der Zeitung «La Razón». «Wir werden den Kampf gegen das Feuer gewinnen.» In Bolivien sollen über 700'000 Hektar Land betroffen sein. «So etwas gab es hier noch nie», sagte Martín Carrillo vom Bürgerkomitee der Ortschaft Roboré. «Seit 40 Tagen kämpfen wir schon gegen die Brände.» (sda/dpa)

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11 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Gipfeligeist
25.08.2019 09:15registriert Januar 2016
Macron sagt "das Amazonasgebiet ist unser Gemeingut". Dem stimme ich weitestgehend zu, denn wir sitzen alle im gleichen Klima-Boot.

Aber ich glaube wir verschliessen uns vor der Tatsache, dass wir früher nicht besser waren. Europa war einst ein Laub- und Mischwald, mit kleinen Tümpeln und Wildtieren wie Hirsche und Wildschweinen. Städte und Felder sind nicht einfach so gewachsen, der Mensch hat auch hier die Natur ausgebeutet.

Bevor wir uns nicht grundlegend verbessern, fühlen sich dir Entwicklungsländer nur hintergangen. Ich plädiere für einen Handel, der nachhaltiges Wirtschaften fördert
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Offi
25.08.2019 10:15registriert Januar 2018
Die internationale Gemeinschaft ist gefordert, vielleicht sollten die 2 Löschflugzeuge des brasilianischen Militärs unterstützt werden. Habe in Frankreich bei viel kleineren Bränden schon viel mehr Flugzeuge gesehen.
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K1aerer
25.08.2019 10:25registriert Mai 2019
Amazonas sollte ähnlich wie Antarktis zu einem speziellen Gebiet umgezont werden und dadurch jegliche Rechte Anrainerstaaten entzogen werden. Am besten sollte Uno das Gebiet verwalten.
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