Nach dem Erdbeben in Südwestchina haben neue Erdstösse auch den Nordwesten des Landes erschüttert. Nach dem Beben am Dienstag rechnen die Behörden mit bis zu Hundert Toten und Tausend Verletzten, wie der Katastrophenschutz mitteilte.
Die Stärke des neuen Erdbebens, diesmal in der Region Xinjiang, bezifferte das Erdbebenzentrum auf 6,6.
Zum Erdbeben am Vorabend nahe des Naturparks Jiuzhaigou in der Provinz Sichuan wurden bisher 13 Todesopfer und 175 Verletzte nach Angaben des staatlichen Fernsehens bestätigt. Zudem wurden erhebliche Sachschäden befürchtet.
M7.0 earthquake jolts Jiuzhaigou county, southwest China's Sichuan Province; epicenter recorded at a depth of 20 km (Video: local media) pic.twitter.com/VY1SmQY10h
— CGTN (@CGTNOfficial) August 8, 2017
Die Katastrophenschutzbehörde schätzte, dass bis zu 130'000 Häuser beschädigt worden sein könnten. Nicht weit entfernt hatte es im Jahr 2008 ein Beben der Stärke 8,0 gegeben, bei dem 87'000 Menschen ums Leben gekommen waren.
Chinas Präsident Xi Jinping rief nach dem Erdstoss vom Dienstag zu «umfassenden Anstrengungen» auf, um schnell Hilfsmassnahmen zu organisieren und die Verletzten zu befreien, wie Xinhua meldete.
Das Beben ereignete sich gegen 21.20 Uhr (Ortszeit). Das Epizentrum lag nach Angaben der US-Erdbebenwarte USGS 284 Kilometer nördlich der Provinzhauptstadt Chengdu in zehn Kilometern Tiefe.
Das Beben traf den Bezirk Jiuzhaigou, eine Region, in der sich einer der berühmtesten Nationalparks des Landes befindet. Der Park mit seiner Seenlandschaft ist Unesco-Welterbestätte und bei Touristen beliebt.
Nach einem Erdrutsch seien mehr als hundert Besucher dort eingeschlossen, meldete die amtliche Nachrichtenagentur Xinhua. Demnach besuchten am Dienstag über 38'000 Menschen den Nationalpark.
Einige Häuser im Park stürzten in Folge des Bebens ein. Die Behörden hätten junge Menschen angewiesen, dabei zu helfen, Bewohner in Sicherheit zu bringen, sagte ein Mitarbeiter des Nationalparks der Agentur Xinhua. Laut Xinhua war das Beben so stark, dass es auch in der Millionenstadt Chengdu zu spüren war.
«Ich war auch während des letzten grossen Bebens 2008 in Jiuzhaigou, also wusste ich, was das war», sagte Restaurantbesitzerin Tang Sesheng der Nachrichtenagentur AFP per Telefon. «Dieses Mal fühlte es sich noch stärker an», sagte sie. Nach dem Erdstoss sei sie aus dem Gebäude in der Stadt Jiuzhaigou gerannt.
Viele Menschen seien aus ihren Häusern gekommen, aus Angst, diese könnten einstürzen, berichtete Tang. Viele würden in ihren Autos sitzen, weil sie dies für sicherer hielten. Der Strom sei kurzzeitig ausgefallen, dann aber wieder in Betrieb gegangen.
Auf Bildern in sozialen Netzwerken waren Menschenmassen auf den Strassen zu sehen, wo Trümmerteile verstreut lagen. «People's Daily» zufolge waren mehr als 600 Feuerwehrleute und Soldaten im Einsatz.
Bei dem Erdbeben von 2008 waren zehntausende Gebäude eingestürzt, darunter auch tausende Schulen. Unter den Opfern waren mehr als 5000 Schüler.
In den Berggegenden im Westen und Südwesten Chinas gibt es regelmässig Erdbeben. Ebenfalls am Dienstag kamen in Sichuan bei einem Erdrutsch in einer bergigen Gegend südlich von Chengdu mindestens 24 Menschen ums Leben. (sda/afp/dpa)