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Chinas Europa-Botschafter kritisiert Trump: Ukraine-Politik «entsetzlich»

240502 -- PARIS, May 2, 2024 -- Chinese Ambassador to France Lu Shaye speaks during an exclusive interview with Xinhua in Paris, France, April 12, 2024. TO GO WITH Interview: China-France spirit promo ...
Lu Shaye findet deutliche Worte für das Vorgehen der USA.Bild: www.imago-images.de

Chinas Europa-Botschafter kritisiert Trump: Ukraine-Politik «entsetzlich»

Die Beziehungen zwischen China und der US-Regierung unter Donald Trump sind belastet. Peking findet nun eindeutige Worte für Trumps jüngsten Umschwung im Umgang mit der Ukraine und Europa.
09.03.2025, 09:1909.03.2025, 09:31
Simon Cleven / t-online
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Ein Artikel von
t-online

China hat die jüngsten Entscheidungen von US-Präsident Donald Trump in der Ukraine-Politik scharf kritisiert. Pekings Sondergesandter für europäische Angelegenheiten, Lu Shaye, bezeichnete Trumps Umgang mit seinen Verbündeten in Europa als «entsetzlich».

«Wenn man sich anschaut, wie die Trump-Administration eine unverschämte und herrschsüchtige Politik gegenüber Europa verfolgt und ihre Verbündeten auf diese Weise behandelt, ist das aus europäischer Sicht ehrlich gesagt ziemlich entsetzlich», sagte er laut einem Bericht der «South China Morning Post» am Mittwoch.

US-Präsident Donald Trump hatte am Montag im Zuge seines Streit mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj die US-Militärhilfe an die Ukraine ausgesetzt. Das beinhalte auch die Unterbrechung der Übermittlung von Geheimdiensterkenntnissen, erklärte am Mittwoch der Chef des Geheimdienstes CIA, John Ratcliffe. Zudem stoppte Washington den Zugang der Ukraine zu kommerziellen Satellitenbildern.

China will mitreden

Lu empfahl ausserdem den Europäern, die Politik Donald Trumps mit dem Vorgehen Chinas zu vergleichen. «Dabei werden sie erkennen, dass Chinas diplomatischer Ansatz auf Frieden, Freundschaft, guten Willen und eine Zusammenarbeit setzt, bei der beide Seiten gewinnen», so Shaye.

Mit Blick auf mögliche Verhandlungen für einen Frieden in der Ukraine forderte der Sondergesandte ein Mitspracherecht für China, aber auch für die europäischen Staaten ein. Bisher plant die US-Administration lediglich Gespräche mit Russland und erwog sogar, selbst die Ukraine gar nicht erst mit an den Tisch zu holen. Dies hatte international bereits grosse Kritik ausgelöst.

Ausserdem sollten «verschiedene Lösungsvorschläge gleichberechtigt diskutiert werden», forderte Shaye. China hatte sich in den vergangenen Jahren immer wieder als Vermittler im Ukraine-Krieg ins Spiel gebracht. Peking veröffentlicht sogar einen Sechs-Punkte-Plan für einen Frieden, der unter anderem von Brasilien unterstützt worden war. Die Ukraine etwa lehnte diesen mit der Begründung ab, die Vorschläge folgten in erster Linie Russlands Interessen.

Peking: «Ursachen der Krise sind vielschichtig und komplex»

Gleichzeitig unterstützt China Russland jedoch mindestens indirekt in seinem Angriffskrieg, so haben sich seit Beginn der Invasion etwa die Handelsbeziehungen intensiviert. Der Volksrepublik wurde ausserdem vorgeworfen, die russische Rüstungsindustrie durch die Lieferung wichtiger Güter, die für zivile aber auch militärische Zwecke einsetzbar sind, zu unterstützen. Peking hat den Krieg bisher nicht verurteilt, bezeichnet sich in der Frage stattdessen als neutral.

Auch Chinas Aussenminister sieht für Friedensverhandlungen im russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine noch Hürden. China unterstütze alle Bemühungen um Frieden, sagte Wang Yi bei einer Pressekonferenz am Rande des tagenden Volkskongresses. «Gleichzeitig sollten wir aber auch sehen, dass die Ursachen dieser Krise vielschichtig und komplex sind.» Der Verhandlungstisch sei zwar der Endpunkt des Konflikts, doch die Standpunkte «aller Parteien» seien nicht ganz übereinstimmend, sagte Wang.

Laut Wang hätte der seit mehr als drei Jahren währende Krieg in der Ukraine im Nachhinein betrachtet vermieden werden können. Alle Parteien sollten aus der Krise lernen, dass Sicherheit auf Gegenseitigkeit und Gleichheit beruhe und dass die Sicherheit eines Landes nicht auf der Unsicherheit anderer aufgebaut werden könne, mahnte er.

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75 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Ruefe
09.03.2025 09:47registriert August 2015
Gegen die absolut dillentantische Vorgehensweise von Donald Trump mag China durchaus kompetent und bedacht wirken. Aber China hat in den vergangenen drei Jahren nichts für die Ukraine getan und ist selber ein Imperium dass sich ausdehnen will, deshalb kann ich Herr Lu Shaye nicht ernstnehmen.
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Bumbuy50
09.03.2025 10:15registriert März 2024
Das ist nicht mal eine Kritik an Trump, bitte genau lesen was der Botschafter gesagt hat:
«Wenn man sich anschaut, wie die Trump-Administration eine unverschämte und herrschsüchtige Politik gegenüber Europa verfolgt und ihre Verbündeten auf diese Weise behandelt, ist das aus europäischer Sicht ehrlich gesagt ziemlich entsetzlich»
Aus europäischer Sicht ist das so, das ist richtig. Im nächsten Satz könnte er sagen:
Wir Chinesen freuen uns wie Bolle dass der Westen sich gerade selbst zerstört und nehmen die Gelegenheit wahr noch ein wenig Verständnis für die Europäer zu heucheln.
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PhilippS
09.03.2025 10:21registriert September 2016
[…Wenn man sich anschaut, wie die Trump-Administration eine unverschämte und herrschsüchtige Politik gegenüber Europa verfolgt und ihre Verbündeten auf diese Weise behandelt, ist das aus europäischer Sicht ehrlich gesagt ziemlich entsetzlich…]

Womit er in diplomatisch nur sagt, was uns - also ausser den Köppels, Weidels, Orbans -offensichtlich ist. Und der Nachtrag setzt gleich darauf, China in Stellung zu bringen gegen die USA als verlässlicher Partner. Eine Verurteilung sieht anders aus.

Die Ursachen der Kriegs sind zudem nicht vielschichtig. Es ist einzig Putins imperialistischer Irrsinn.
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