Selbst erfahrenen Ermittlern taten sich Abgründe auf: Ein Paar soll mehrere Frauen auf seinem Gehöft in Westdeutschland grausam misshandelt haben. Mindestens zwei der Opfer starben. Die Polizei stiess auf die Missstände im Anwesen in der westdeutschen Stadt Höxter (Nordrhein-Westfalen), nachdem eine schwer misshandelte Frau vergangene Woche ins Spital eingeliefert worden war.
Das deutsche Paar soll die 41-Jährige wochenlang gefangengehalten und misshandelt haben. Die Frau habe in einem ungeheizten Raum auf dem Fussboden schlafen müssen. Als sich ihr Zustand bedrohlich verschlechterte, hatte das Paar versucht, sie an ihren ursprünglichen Wohnort zurückzubringen.
Auf dem Weg aber hatten die beiden eine Autopanne. Zuerst überlegten sie, ein Taxi zu rufen, hiess es - sie entschieden sich dann aber in einer «grossen Drucksituation» für eine Ambulanz, wie Polizei und Staatsanwaltschaft am Dienstag in Bielefeld mitteilten. Die Frau kam in ein Spital, wo sie ihren Verletzungen erlag.
Leiche zerstückelt und verbrannt
Die Ärzte entdeckten am Körper der Frau Spuren von Misshandlungen und schalteten die Polizei ein. Die darauf folgenden Ermittlungen zeigten: Das Verbrechen hatte eine grausame Vorgeschichte. Über Jahre sollen sich auf dem Hof in Höxter brutale Szenen abgespielt haben.
Das tatverdächtige Paar brachte nach Angaben von Ermittlern bereits vor zwei Jahren eine 33-jährige Frau um und zerstückelte die Leiche. Dann habe das Paar die Leichenteile nach und nach verbrannt und die Asche an Strassenrändern in der Umgebung verstreut, teilten Polizei und Staatsanwaltschaft mit. «Das waren Abgründe, die sich da auftaten», sagte Mordkommissionsleiter Ralf Östermann.
Der 46 Jahre alte Hauptverdächtige ist einschlägig vorbestraft und bestreitet jede Schuld. Seine 47 Jahre alte Ex-Frau und mutmassliche Komplizin hat ein Geständnis abgelegt.
Sadistische Machtspiele vermutet
Das Motiv des Paares soll eher «im Bereich der Machtausübung gelegen haben» als im sexuellen Bereich. Es gebe «Anhaltspunkte für sadistische Züge». Die Ermittler haben einen Psychiater hinzugezogen, der die beiden untersuchen soll.
Die Ermittler berichteten auch von Hinweisen auf weitere misshandelte Frauen, die die Bekanntschaft mit dem Paar verletzt überlebt hätten. Namentlich bekannt sei eine Frau aus dem Grossraum Berlin, die am Dienstag vernommen worden sei.
Sie habe sich gemeldet, weil sie das in den Medien inzwischen «Horror-Haus» oder «Haus der Qualen» genannte Gehöft wiedererkannt habe.
(sda/dpa)