International
Deutschland

Scholz nach Ukraine-Gipfel «irritiert» über Friedenstruppen-Diskussion

Germany's Chancellor Olaf Scholz speaks with the media at the German Embassy, after an informal meeting of leaders from key European Union nations and the United Kingdom, in Paris, Monday, Feb. 1 ...
Deutschlands Kanzler Olaf Scholz äusserte sich am Montagabend zum Ukraine-Gipfel in Paris.Bild: keystone

Scholz nach Ukraine-Gipfel «irritiert» über Friedenstruppen-Diskussion

17.02.2025, 19:0718.02.2025, 06:21
Mehr «International»

Bundeskanzler Olaf Scholz hat die Diskussion über eine europäische Friedenstruppe erneut als «völlig verfrüht» zurückgewiesen. «Ich bin sogar ein wenig irritiert über diese Debatten, das will ich ganz offen sagen», sagte Scholz nach dem Ukraine-Gipfel in Paris. Hier werde über die Köpfe der Ukrainer hinweg über mögliche Ergebnisse von Friedensgesprächen diskutiert, die noch nicht stattgefunden haben. «Das ist höchst unangemessen, um es ganz offen und ehrlich zu sagen.»

Es sei eine «unpassende Debatte zur falschen Zeit und über das falsche Thema», sagte Scholz. «Wir sind noch nicht beim Frieden, sondern mitten in einem brutal von Russland vorgetragenen Krieg, der ohne Rücksicht weiter vorangetrieben wird.»

Scholz: USA und Europa müssen bei Sicherheit zusammenarbeiten

Kurz vor dem Treffen einiger europäischer Staats- und Regierungschefs in Paris war der britische Premierminister Keir Starmer vorgeprescht und hatte sich «bereit und willens» gezeigt, notfalls Soldaten in die von Russland angegriffene Ukraine zu entsenden. In einem Gastbeitrag für den «Telegraph» schrieb er, Grossbritannien könne bei der Arbeit an Sicherheitsgarantien für die Ukraine eine «führende Rolle» übernehmen. Der französische Präsident Emmanuel Macron treibt das Thema einer europäischen Friedenstruppe schon länger voran. Frankreichs Aussenminister Jean-Noël Barrot berichtete vor dem Gipfel nun von sehr konkreten Gesprächen «auf verschiedenen Ebenen» dazu.

Scholz betonte, dass er grundsätzlich gegen die Entsendung einer Friedenstruppe ohne Beteiligung der USA sei. «Es darf keine Aufteilung der Sicherheit und der Verantwortlichkeit geben zwischen Europa und den USA», sagte er. Die Nato beruhe darauf, immer gemeinsam zu handeln und das Risiko zu teilen. «Das darf nicht infrage gestellt werden.»

Für Scholz einige Dinge unverhandelbar für Frieden in Ukraine

Scholz hat einige Punkte genannt, die aus seiner Sicht bei möglichen Verhandlungen über einen Frieden in der Ukraine nicht zur Debatte stehen dürfen: «Für uns ist klar: Das Land muss seinen Weg weitergehen können in die Europäische Union, es muss seine Demokratie und seine Souveränität verteidigen können und es muss in der Lage sein, eine eigene starke Armee zu unterhalten, dafür werden dann auch wir gebraucht zusammen mit unseren amerikanischen und internationalen Freunden und Partnern, damit das in Friedenszeiten auch tatsächlich gelingen kann.» Scholz fügte hinzu: «Diese Dinge stehen nicht zur Verhandlung an.»

Bei den informellen Beratungen in Paris ging es vor dem Hintergrund des drastischen Kurswechsels in der Ukraine-Politik der neuen US-Regierung von Donald Trump um die Unterstützung der Ukraine und wie Europa seine eigene Sicherheit langfristig stärken kann. Die Gespräche seien notwendig und richtig gewesen, sagte Scholz. Auf X schrieb er im Anschluss: «Die Situation für Europa ist schwierig.»

Starmer: Nur US-Sicherheitsgarantie schreckt Russland ab

Der britische Premierminister Keir Starmer dringt auf eine Sicherheitsgarantie der USA für die Ukraine im Fall eines Friedensabkommens mit Angreifer Russland. «Europa muss seine Rolle spielen, und ich bin bereit, die Entsendung britischer Bodentruppen an der Seite anderer in Betracht zu ziehen, wenn es ein dauerhaftes Friedensabkommen geben», sagte Starmer am Abend in Paris. «Aber es muss eine US-Absicherung geben, denn nur eine US-Sicherheitsgarantie kann Russland wirksam von einem weiteren Angriff auf die Ukraine abhalten.»

Britain's Prime Minister Keir Starmer, center left, leaves the Elysee Palace, after an informal meeting of leaders from key European Union nations and the United Kingdom, in Paris, Monday, Feb. 1 ...
Keir Starmer verlässt am Montagabend den Elysée-Palast.Bild: keystone

«Wir müssen jetzt die neue Ära anerkennen, in der wir uns befinden. Wir dürfen uns nicht hoffnungslos an die Bequemlichkeiten der Vergangenheit klammern», mahnte Starmer. «Es ist an der Zeit, dass wir die Verantwortung für unsere Sicherheit, für unseren Kontinent übernehmen.» Grossbritannien werde dabei eine führende Rolle übernehmen - denn die Ukraine, Europa und Grossbritannien müssten eine sichere Zukunft haben. «Und demokratische Werte müssen sich durchsetzen», fügte Starmer hinzu.

Der Regierungschef will kommende Woche US-Präsident Donald Trump in Washington treffen. Nach seiner Rückkehr soll es ein weiteres Treffen der Europäer geben, kündigte er an. (hkl/sda/dpa)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
68 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
Konklave
17.02.2025 20:26registriert März 2024
Scholz hat immer noch nicht zugehört und verstanden. Hätte er nicht 3 Jahre Appeasement betrieben, und die Waffen jeweils t-1 Jahr geliefert, und das inkl. Taurus, dann hätte UA die Chance auf zurückschlagen gehabt. Aber Scholz hat sich immer hinter den anderen versteckt. Kein Leadership. Mit seinen ewigen Warnungen zur Eskalatation hat er nun zum status quo beigetragen, welcher auch er nicht wollte. Tragisch.
575
Melden
Zum Kommentar
avatar
Zeit_Genosse
17.02.2025 20:02registriert Februar 2014
Es scheint dass Scholz am Ende (seinem Ende) allein dasteht und an was wird man sich erinnern? Der da-war-doch-was-Kanzler hat nicht Geschichte geschrieben, sondern seine eigene Zeitenwende erreicht.
344
Melden
Zum Kommentar
avatar
Badener
17.02.2025 21:40registriert März 2017
Irritiert(Realität), vergesslich(Cum-Ex), friedliebend(Russland) usw.
Im Kanzlerrating siehts düster aus für Scholz.
254
Melden
Zum Kommentar
68
    Deutscher nach zwei Monaten in US-Abschiebehaft frei – kein Einzelfall
    Die unerwartete Inhaftierung von Fabian Schmidt bei der US-Einreise sorgte weit über seine Heimat hinaus für Entsetzen. Nun ist der Familienvater freigelassen worden.

    Der 34-jährige Elektrotechniker war wochenlang in einem Hochsicherheitsgefängnis der USA untergebracht – und dies trotz gültiger Greencard. Doch nun sei er frei und zu Hause bei seinen Liebsten, berichtete die deutsche «Tagesschau» am Freitag und zitierte aus einem Facebook-Posting der deutsch-amerikanischen Familie.

    Zur Story