Der Medienkonzern Axel Springer hat den «Bild»-Chefredakteur Julian Reichelt im Rahmen des laufenden Compliance-Verfahren freigestellt. Wie das Unternehmen auf seiner Internetseite mitteilte, habe Reichelt den Vorstand darum gebeten, bis zur Klärung der Vorwürfe befristet von seinen Funktionen freigestellt zu werden. Zugleich wies der Chefredakteur die Vorwürfe des Fehlverhaltens zurück.
Die Freistellung sei bereits erfolgt, teilte Springer mit. Die Führung der Redaktion übernehme zunächst Alexandra Würzbach, Chefredakteurin «Bild am Sonntag» und Mitglied der Chefredaktion der Bild-Gruppe.
Auch Reichelt soll sich bereits im internen Slack-Kanal des Unternehmens und zu seiner Freistellung geäussert haben: «Bild und die Menschen bei Bild sind mein Leben. Ich habe immer alles dafür getan, dass es Bild, dass es uns gut geht und das tue ich auch heute, auch wenn es mir unendlich schwerfällt. Deswegen habe ich den Vorstand gebeten, mich vorerst zu beurlauben, um dazu beizutragen, unangreifbare Aufklärung zu betreiben und die Vorwürfe zu prüfen, die gegen mich erhoben wurden.»
Reichelt weiter: «Die Vorwürfe sind falsch. Ich werde mich gegen die wehren, die mich vernichten wollen, weil ihnen BILD und alles, wofür wir stehen, nicht gefällt. Die über mich schreiben, ohne mich vorher anzuhören, weil meine Antworten ihnen noch nie gepasst haben.»
Nachtrag zur Compliance-Untersuchung bei @axelspringer: @BILD-Chefredaktor @jreichelt hat den Vorstand des Unternehmens soeben gebeten, ihn vorerst zu beurlauben. Anbei der Wortlaut seiner per Slack verbreiteten Mitteilung an die Mitarbeiter (Thread):
— Marc Felix Serrao (@MarcFelixSerrao) March 13, 2021
Bis zur Klärung des Verfahrens warnte der Axel-Springer-Konzern vor möglichen Vorverurteilungen: «Axel Springer hat immer und sehr grundsätzlich zu unterscheiden zwischen Gerüchten, Hinweisen und Beweisen. Wenn aus Gerüchten über andere Personen konkrete Hinweise von Betroffenen selbst werden, beginnt das Unternehmen – wie im aktuellen Fall – sofort mit der Aufklärungsarbeit. Wenn aus Hinweisen Beweise werden, handelt der Vorstand. Diese Beweise gibt es bisher nicht. Auf Basis von Gerüchten Vorverurteilungen vorzunehmen, ist in der Unternehmenskultur von Axel Springer undenkbar.»
In den internen Untersuchungen gegen Reichelt geht es um mögliches Fehlverhalten gegenüber Frauen. Der Verlag schaltete nach einem entsprechenden Hinweis durch eine «Bild»-Führungskraft vor rund drei Wochen die Compliance-Abteilung ein, die wiederum die Wirtschaftskanzlei Freshfields mit der Aufklärung des Sachverhalts betraute. In den Fällen, die teils Jahre zurückliegen, geht es um möglichen Machtmissbrauch, Mobbing und Ausnutzung von Abhängigkeitsverhältnissen.
Reichelt ist seit 2002 und damit seit fast 20 Jahren beim Konzern Axel Springer in unterschiedlichen Funktionen tätig. Im Februar 2017 wurde er neben seinem Posten als Chefredakteur Bild Digital zusätzlich Vorsitzender der «Bild»-Chefredaktion und trägt die übergeordnete redaktionelle Verantwortung der Bild-Marke. 2018 übernahm er dann zudem den Posten des Chefredakteurs Bild Print.
Verwendete Quellen:
(lw/t-online)
Das sind ja ganz interessante Töne. Heisst das, dass Springer jetzt die Bild-Zeitung auflöst?
NIE würde Axel Springer bzw. Bild jemanden vorverurteilen! Undenkbar! Ausser auf der Frontseite :-) Humor haben sie, das muss man ihnen lassen!