Vor rund zwei Wochen debattierte ganz Deutschland über den Zeitmesser am Handgelenk der Berliner Staatssekretärin Sawsan Chebli (SPD). Ausgelöst hatte die Diskussion ein Facebook-Beitrag, der ein Foto Cheblis mit ihrer Uhr zeigt – einer rund 8400 Franken teuren Rolex Datejust 36. Für eine Sozialdemokratin zieme es sich nicht, eine so teure Uhr zu tragen, meinten viele.
Andere beobachteten sexistische und fremdenfeindliche Untertöne in der Debatte: Es sei auffällig, dass mit Sawsan Chebli eine junge Frau mit Migrationshintergrund in den Shitstorm geriet. Der frühere SPD-Bundeskanzler Gerhard Schröder sei für seine teuren Anzüge und dicken Zigarren in den Medien eher gefeiert als kritisiert worden. Die in Berlin als Tochter von palästinensischen Eltern in armen Verhältnissen aufgewachsene Chebli wehrte sich auf Twitter gegen die Kritik:
Wer von Euch Hatern hat mit 12 Geschwistern in 2 Zimmern gewohnt, auf dem Boden geschlafen&gegessen, am Wochenende Holz gehackt, weil Kohle zu teuer war? Wer musste Monate für Holzbuntstifte warten? Mir sagt keiner, was Armut ist. #Rolex
— Sawsan Chebli (@SawsanChebli) 20. Oktober 2018
Heute äusserte sich Chebli auf Twitter erneut im Zusammenhang mit #Rolexgate. Denn sie hat eine neue Uhr geschenkt bekommen – von niemand Geringerem als dem Botschafter der Schweizerischen Eidgenossenschaft in Berlin. Botschafter Paul Seger schenkte Chebli eine Swatch – das wohl berühmteste Produkt der Schweizer Uhrenindustrie im Tiefpreissegment.
So gehen Schweizer mit der deutschen #Rolex-Debatte um. Diese #Swatch lag in meiner Post! Ein Geschenk des schweizer Botschafters @BotSchweizDE. Ich darf sie nicht behalten, smart ist die Idee trotzdem. Seine Exzellenz, danke! pic.twitter.com/6tHKsvcMUm
— Sawsan Chebli (@SawsanChebli) 3. November 2018
«So gehen Schweizer mit der deutschen #Rolex-Debatte um», schrieb Chebli und bedankte sich bei Seger für das Geschenk. Weil sie es als Beamtin nicht annehmen darf, wird Chebli aber wohl weiterhin ihre Rolex am Handgelenk tragen.
Dass er Humor hat, bewies Botschafter Seger bereits kurz nach seinem Stellenantritt Ende August. Bei der Aufnahme einer Grussbotschaft im Botschaftsgarten wehte der Wind die Schweiz- und Deutschlandfahnen hinter Seger um. Der Diplomat brach in schallendes Gelächter aus – und stellte das missglückte Video online. (cbe)
Unser neuer #Botschafter @PaulReneSeger zeigt schon am ersten #Arbeitstag Standfestigkeit und #Humor! @AuswaertigesAmt @botschaftbern Und hier ohne #Zwischenfall: https://t.co/XWGCzDBlbp pic.twitter.com/JY9R6xLFqB
— Schweiz in Berlin (@CHBotschaftDE) 29. August 2018
Der Botschafter hätte eine Million der Partei spenden können, aber eine Uhr an eine Abgeordnete muss abgegeben werden.