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Blutige Attacke beim Holocaust-Denkmal hat antisemitischen Hintergrund

22.02.2025, Berlin: Nach dem Angriff am Holocaust-Denkmal in Berlin ist am Morgen der Bereich immer noch abgesperrt. Foto: Paul Zinken/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
Ein Teil des Holocaust-Mahnmals ist nach der Attacke abgesperrt.Bild: keystone

Blutige Attacke beim Holocaust-Denkmal in Berlin: «Plan in ihm gereift, Juden zu töten»

21.02.2025, 19:5222.02.2025, 15:00
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Nach dem blutigen Angriff auf einen 30-jährigen spanischen Touristen im Stelenfeld des Holocaust-Mahnmals in Berlin geht die Berliner Staatsanwaltschaft von einem antisemitischen Hintergrund aus. Verdächtigt wird ein 19-jähriger anerkannter Flüchtling aus Syrien, wie die Behörde mitteilte. Der Mann war am Freitagabend wenige Stunden nach der Tat im Umfeld der Gedenkstätte festgenommen worden.

«Nach bisherigen Ermittlungen und dem aktuellen Kenntnisstand sollen Zusammenhänge mit dem Nahostkonflikt bestehen», teilte die Staatsanwaltschaft mit. «Nach bisherigem Kenntnisstand, insbesondere aufgrund entsprechender Äusserungen des Beschuldigten gegenüber der Polizei, soll seit einigen Wochen der Plan in ihm gereift sein, Juden zu töten.» Vor diesem Hintergrund sei auch die Auswahl des Tatorts erfolgt. Über ein antisemitisches Motiv hatten zuerst «stern» und «Tagesspiegel» berichtet.

epaselect epa11913951 Police officers arrest a man near the Holocaust Memorial in Berlin, Germany, 21 February 2025, after another man was seriously injured with a sharp object. The injured man was ta ...
Der mutmassliche Täter wird festgenommen.Bild: keystone

Ort bewusst ausgesucht

Das Denkmal für die ermordeten Juden in Europa erinnert in der historischen Mitte Berlins an die sechs Millionen Juden, die unter der Herrschaft der Nationalsozialisten ermordet wurden.

Zudem soll eine religiöse Motivation bestanden haben. Demnach hatte der Mann neben dem Messer als mutmasslicher Tatwaffe auch einen Koran, einen Zettel mit Versen aus dem Koran sowie einen Gebetsteppich in seinem Rucksack dabei.

Police officers attend the scene at the Holocaust memorial after a man was attacked at the memorial site in Berlin, Germany, Friday, Feb. 21, 2025. (AP Photo/Ebrahim Noroozi)
Nach dem Angriff war die Polizei mit einem Grossaufgebot vor Ort.Bild: keystone

Der Angreifer soll heute einem Haftrichter vorgeführt werden. Der Mann lebte dpa-Informationen zufolge in einer Geflüchtetenunterkunft in Leipzig. Einsatzkräfte durchsuchten am Morgen die Einrichtung.

Opfer in stabilem Zustand

Der 19-Jährige wird verdächtigt, den Spanier von hinten mit einem Messer angegriffen und lebensgefährlich am Hals verletzt zu haben. Der 30-Jährige musste notoperiert und zeitweise in ein künstliches Koma versetzt werden. Lebensgefahr bestehe inzwischen nicht mehr, hiess es. Nach der Tat wurden auch einige Menschen von Rettungskräften betreut, die Zeugen des Geschehens geworden waren.

Während der Polizeimassnahmen lief der mutmassliche Täter den Angaben zufolge auf die Beamten zu. Ihnen fielen seine blutverschmierten Hände und die Hose auf. Daraufhin nahmen sie den Mann fest. Der 19-Jährige soll den Angaben zufolge 2023 als unbegleiteter minderjährlicher Flüchtling nach Deutschland gekommen sein.

Er habe bei der Festnahme einen klaren Eindruck gemacht, hiess es. «Ob eine psychische Erkrankung vorliegt, ist Gegenstand der Ermittlungen.» Anhaltspunkte für Verbindungen zu anderen Personen oder Organisationen lägen nicht vor. Der Beschuldigte sei strafrechtlich in Berlin bisher nicht auffällig geworden und war weder polizei- noch justizbekannt.

Mehrere tödliche Angriffe vor Wahl

In den vergangenen Wochen und Monaten gab es in Deutschland mehrere auch tödliche Angriffe, deren Hintergründe allerdings unterschiedlich waren. Das Thema Migration dominierte daraufhin den Bundestagswahlkampf. So fuhr am 13. Februar ein 24-jähriger Afghane in München mit einem Auto in einen Verdi-Demonstrationszug. Ein zweijähriges Mädchen und seine 37 Jahre alte Mutter starben später im Krankenhaus, mindestens 37 weitere Menschen erlitten teils schwere Verletzungen.

In einem Park in Aschaffenburg soll ein 28 Jahre alter Afghane im Januar ihm offensichtlich unbekannte Menschen mit einem Messer angegriffen haben. Ein zweijähriger Junge marokkanischer Herkunft und ein 41-jähriger Deutscher starben. Kurz vor Weihnachten war zudem ein 50-jähriger Arzt aus Saudi-Arabien mit einem Auto über den Weihnachtsmarkt in Magdeburg gerast. Sechs Menschen kamen ums Leben, knapp 300 wurden verletzt.

(sda/dpa)

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142 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Firefly
21.02.2025 20:26registriert April 2016
Langsam glaube ich da nicht mehr an unzusammenhängende Ereignisse. Da scheints einen Plan zu geben.
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S. Cheisse
21.02.2025 20:23registriert Mai 2020
Das Opfer tut mir leid, genauso wie alle unschuldig Getöteten und Verletzten von solchen Wahnsinnstaten... quo vadis Gesellschaft?
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Leader
21.02.2025 20:05registriert September 2018
Alles spielt der AfD in die Karten. Jetzt glaube ich auch an 25 % Wähleranteile.
🥲🥲
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