Seit seiner Niederlage im Wimbledon-Habfinal vor einem Monat hat Novak Djokovic nicht mehr zum Schläger gegriffen. Zuletzt verkündete er seinen Verzicht auf die Masters-Turniere in Toronto und Cincinnati. Erst Ende August bei den US Open in New York will der 24-fache Grand-Slam-Sieger auf den Tennisplatz zurückkehren.
Und dennoch überschlagen sich die Ereignisse in seinem Leben. Anfang August wurde bekannt, dass der 38-Jährige beim FC Le Mans Anteile erworben hat. Der Fussballverein spielt derzeit in der zweithöchsten Liga.
Djokovic stellt die Weichen für seine Zeit nach der Karriere, in der er sich vermehrt seiner Stiftung widmen will. Diese unterstützt bisher ausschliesslich Bildungsprojekte in Serbien. Vereinzelt gab es Spenden an Einrichtungen in Bosnien-Herzegowina wie nach den schweren Überschwemmungen 2014.
Nun will der Tennisspieler den Radius auf der Balkanhalbinsel erweitern. Anfang Juni weilte er mehrere Tage in Griechenland, besuchte Schulen und soll ein Luxusanwesen im Ort Marousi nördlich von Athen besichtigt haben.
Damals traf er sich mit Griechenlands Premierminister Kyriakos Mitsotakis und dem Geschäftsmann Petros Stathis. Dabei soll es um ein sogenanntes «Golden Visa» gegangen sein. Dieses erhalten Nicht-EU-Bürger für fünf Jahre, sofern sie für mindestens 250’000 Franken Investitionen im Land tätigen. In Novak Djokovics Fall soll es um Beteiligungen an Sportanlagen gehen.
Nun wurde bekannt: Das Belgrad Open findet in diesem Jahr nicht in Serbiens Hauptstadt statt, sondern in Athen (2. bis 8. November). 2021 hat die Familie von Novak Djokovic die Lizenz am ATP250-Turnier erworben. Sein Bruder Djordje ist Turnierdirektor. Noch Ende des letzten Jahres hatte er bekräftigt, man wolle langfristig in Belgrad bleiben.
Womöglich spielt bei der Abkehr von diesen Plänen eine Rolle, dass Djokovic in den vergangenen Monaten in Serbien wiederholt diffamiert worden war, vor allem im Boulevardblatt «Informer».
Das Medium behauptet von sich, die auflagenstärkste Zeitung des Landes herauszugeben (100'000 Exemplare), und gilt als Sprachrohr des serbischen Präsidenten Aleksander Vucic und dessen konservativen Fortschrittspartei.
Nach einer Demonstration im März nannte es Djokovic eine «Schande», einen Anhänger von Gewalt und der «Farbrevolution». Als bekannt wurde, dass Djokovic mit dem Gedanken spielt, seinen Lebensmittelpunkt nach Griechenland zu verlegen, bezeichnete «Informer» ihn als «falschen Patrioten».
Seit Monaten protestieren in Serbien Studierende und Bürger wiederholt für mehr Rechtsstaatlichkeit und fordern vehement Neuwahlen. Mit Trillerpfeifen, Schlachtrufen und Plakaten prangern sie Korruption, Machtmissbrauch und den autoritären Regierungsstil von Aleksander Vucic an. Bisher ohne Erfolg.
Auslöser der Proteste war der Einsturz eines Vordachs beim Bahnhof in der Stadt Novi Sad, bei dem 16 Menschen ums Leben kamen. Verursacht hatten es Schlamperei und Vetternwirtschaft.
Djokovic verfolgt die Geschehnisse mit grösster Sorge. Mitte Dezember schrieb er: «Ich glaube fest an die Stärke junger Menschen und ihren Wunsch nach einer besseren Zukunft. Denn ich halte es für wichtig, dass ihre Stimme gehört wird.»
Im Januar widmete er einen seiner Siege bei den Australian Open in Melbourne einer Studentin, die bei einem Protest von einer Automobilistin angefahren worden war und verletzt im Spital lag. Später teilte er auf Instagram Bilder des grössten Protests mit rund 300'000 Teilnehmenden und versah diese mit den Wörtern «Geschichte, grossartig!».
Als Djokovic im März in Belgrad einem Basketballspiel beiwohnte, trug er einen Hoodie mit der Aufschrift «Students are Champions». Und in Wimbledon feierte er jeweils mit einer Pump-Geste. Die Geste stellt den Slogan «Pumpaj!» dar und gilt als Symbol der Proteste.
Obwohl er zuweilen medial diffamiert wird, ist Novak Djokovics Popularität in Serbien ungebrochen. Laut Umfragen wünschten sich viele Menschen, dass er bei Neuwahlen als Kandidat antritt.
Nach Wimbledon hielt sich Djokovic in Montenegro auf, danach in Kroatien. Zuletzt weilte er in Griechenland, erneut in Begleitung von Kyriakos Mitsotakis. Anfang August wohnten die beiden auf der Insel Tinos einer Messe in einer griechisch-orthodoxen Kirche bei.
Die Bilder von den Strandferien, die in serbischen Medien täglich abgedruckt werden, zeigen einen gut gelaunten, völlig entspannten Novak Djokovic.
Kein Wunder: In Griechenland wird er hofiert. Während ihn in Serbien ein Revolverblatt ins Visier nimmt. (bzbasel.ch)
Wirklich ernst nehmen kann man diese Regierung ja nicht.
Sie müssen sich ja nicht dem „Westen“ zuwenden oder die komplette Revolution planen - ein guter Gegenwind ist doch schon ein guter Anfang. Sie hinterfragen Vukic, China und Ru - und auch den „Westen“ - das ist generell eine gute Idee.
Ich wünsche ihnen alles Beste und viel Glück/Erfolg.