Es ist so simpel wie effizient: Um immun für Störfunk zu werden, setzen ukrainische und russische Truppen in der Ukraine auf Drohnen, die mit Glasfaserverbindung statt per Funk gesteuert werden.
Ein Grossteil der Kleindrohnen wurde bisher durch verschiedene Abwehrmethoden beider Kriegsparteien zum Absturz gebracht. Am wichtigsten ist der Einsatz von Störsendern, die die Funkverbindung zwischen Drohnenpilot und Drohne unterbrechen, indem dieselbe Frequenz mit starken Signalen gestört wird.
Das kann beim Einsatz von glasfasergesteuerten Drohnen nicht passieren. Die Drohnen sind durch haarfeine Glasfaserkabel physisch mit dem Controller des Piloten verbunden. Die Kabel sind 20, manchmal sogar bis zu 50 Kilometer lang.
Da die kilometerweit verteilten Kabel nicht wieder eingesammelt werden, zieht sich in Teilen der Front ein Netz von Glasfaserkabeln über die Erde. Aufnahmen, die aus einem ukrainischen Mi-24-Helikopter gemacht wurden, zeigen, dass sie sich wie ein Spinnennetz über die Landschaft legen.
Wie das «Conflict and Environment Observatory (CEOBS)» schreibt, sind die unmittelbaren und langfristigen Folgen der Kabel in der Landschaft noch nicht geklärt, doch gebe es diesbezüglich grosse Bedenken. So würde der Lebensraum von Wildtieren durch zurückgelassene Kabel eingeschränkt werden:
Weiter gehen die von CEOBS konsultierten Expertinnen und Experten davon aus, dass für die Glasfaserdrohnen im Ukrainekonflikt Polymerfasern verwendet werden. Diese sind biegsamer und geschmeidiger als herkömmliche Glasfasern. Sie enthalten oftmals Fluorpolymer-Ummantelungen, wie beispielsweise die Ewigkeitschemikalie PFA.
Aufgrund ihrer Zusammensetzung könnten diese Kabel über 600 Jahre in der Umwelt verbleiben. Im Laufe der Zeit können sie zu Nanoplastik zerfallen – im Normalfall. Dadurch, dass die Kabel aber in Kriegsgebieten zurückgelassen werden, besteht die Möglichkeit, dass sie in Brand geraten oder explodieren. Dann erfolgt der Abbau viel schneller.
Nebst der Belastung der Umwelt stellen die Kabel auch eine physische Herausforderung dar. Die haarfeinen Kabel können in ausreichender Menge auch grosse Fahrzeuge zum Anhalten bringen. Auch Sanierungsarbeiten wie Minenräumungen dürften die Glasfaserkabel in Zukunft erschweren, prophezeit das CEOBS.
Das CEOBS schätzt, dass Glasfaserdrohnen bisher ungefähr zehn Prozent der russischen und ukrainischen Drohnenbestände ausmachen.