Armin Laschet, Ministerpräsident des deutschen Bundeslandes Nordrhein-Westfalen (NRW), steht in der Kritik. Der Grund ist eine ausgesprochen fragwürdige Antwort, die er der ZDF-Journalistin Nicole Diekmann am Mittwoch auf ihre Fragen zum Corona-Ausbruch beim Fleischereibetrieb Tönnies gab.
Diekmann fragte ihn, was der Ausbruch des Virus' über die Lockerungen aussage. Laschet hatte in den vergangenen Wochen immer wieder offensiv für ein Zurückfahren der Corona-Schutzmassnahmen geworben und in seinem Bundesland auch sehr weitgehende Schritte beschlossen.
Auf die Frage von Diekmann erwiderte Laschet: «Das sagt darüber überhaupt nix aus.» Und dann folgte ein Nebensatz, der es in sich hat:
Es folgten dann noch ein paar Ausführungen darüber, dass solche Ausbrüche überall in Deutschland passierten und es überall ähnliche Regelungen gäbe.
Hier der komplette O-Ton von Armin Laschet zum Fall #toennies. pic.twitter.com/GLu4hToaU6
— Nicole Diekmann (@nicolediekmann) June 17, 2020
Die Journalistin teilte ein Video, das die Aussage Laschets zeigt, auf Twitter – und löste damit viele Reaktionen aus. Politikerinnen wie Renate Künast und Katrin Göring-Eckardt sowie der Satiriker Jan Böhmermann zeigten sich empört darüber, dass Laschet die Schuld für den Ausbruch bei «Rumänen und Bulgaren» suchte.
Unglaublich! Egal wo das Virus herkam, #Tönnies hat sich nicht an Regeln gehalten + deshalb gibt es diesen massiven Ausbruch. Das muss rechtliche Konsequenzen haben! #Corona #Laschet https://t.co/AQOWh5sfs9
— Renate Künast (@RenateKuenast) June 17, 2020
Die Bulgaren und die Rumänen sind Schuld, wenn Armin Laschet nicht Bundeskanzler wird. https://t.co/hcbZuJQ1JL
— Jan Böhmermann 🦠 🤨 (@janboehm) June 17, 2020
Könnt ihr euch auch noch dran erinnern als die Rumänen und Bulgaren das Virus aus Ischgl mitgebracht haben. #Laschet
— Marcel Duda (@Marcel_Duda) June 17, 2020
Für den einen ist es das chinesische Virus, für den anderen das bulgarisch und rumänische Virus. Statt Ressentiments zu schüren, erwarte ich von MP #Laschet Verantwortung zu übernehmen und Menschen zu schützen! #toennies
— Katrin Göring-Eckardt MdB (@GoeringEckardt) June 17, 2020
Wenn er jetzt noch von Bulgarien und Rumänien Schadensersatz für NRW fordert, dann hat er sein großes politisches Idol endlich komplett erreicht. pic.twitter.com/tg8Y9FNgrP
— Nightdemon (@DamonLugosi) June 17, 2020
Auch eine weitere Aussage Laschets wurde kritisiert. Der Ministerpräsident hatte abschliessend betont, der Ausbruch habe nichts mit den Lockerungen, sondern «mit der Unterbringung von Menschen und Arbeitsbedingungen in Betrieben» zu tun.
Völlig richtig, sagen einige User dazu. Aber: Wer ist nochmal politisch verantwortlich für diese beiden Faktoren in Nordrhein-Westfalen?
Der "bulgarisch-rumänische Virus".#Tönnies #Laschet #Corona
— AndreasKemper (@AndreasKemper) June 17, 2020
Mir tun die Menschen, die dort arbeiten müssen, so leid. Jetzt werden sie auch noch vom Ministerpräsidenten als Verursacher*innen des Corona-Ausbruchs dargestellt. https://t.co/dQtOjYVrJ4
finde gut, wie ernst er die Sache nimmt. Auch sein echtes Mitgefühl mit den Betroffenen obwohl es doch nur Rumänen und Bulgaren sind mit deren Einreise, Wohn-und Arbeitsbedingungen man überhaupt aber auch nun wirklich gar nichts zu tun hat.
— Jörg Friedrich 🧡 (@freejsf) June 17, 2020
Gottseidank muss man sich als Ministerpräsident weder um Wohnen noch um menschenwürdige Arbeitsbedingungen in seinem Bundesland kümmern. Nochmal Schwein gehabt, Armin! pic.twitter.com/w6w8YZYBcB
— Zuhausmadam, a.k.a. Staubikone (@keksmadam) June 17, 2020
Es stimmt. Ursächlich für den Infektionsherd ist nicht, dass das Virus irgendwoher kommt. Schuld sind allein die unwürdigen Arbeits- und Lebensbedingungen bei #Tönnies, die symptomatisch für die gesamte #Fleischindustrie sind.
— LifeLongThinker (@LifeLongThinker) June 17, 2020
Also: Verzichtet auf Fleisch, oder kauft lokal.
Traurig auch, dass durch die dumme Aussage von #Laschet jetzt plötzlich auch noch der Name #toennies mit Rassismus in Verbindung gebracht wird.
— Micky Beisenherz (@MickyBeisenherz) June 17, 2020
Zur Erinnerung: Clemens Tönnies, der auch Aufsichtsratsvorsitzender beim Fussballclub Schalke 04 ist, hatte den Bundesentwicklungsminister 2019 während eines Vortrags beim Tag des Handwerks aufgefordert, mehr Kraftwerke in Afrika zu finanzieren. «Dann hören die auf, die Bäume zu fällen, und sie hören auf, wenn’s dunkel ist, wenn wir die nämlich elektrifizieren, Kinder zu produzieren.» Die Aussage war von vielen als rassistisch kritisiert worden, darunter die Justizministerin Lambrecht (SPD), Maram Stern vom Jüdischen Weltkongress sowie der ehemalige Schalker Spieler Gerald Asamoah.
Laschet, der gerne CDU-Chef werden und somit die Union 2021 als Kanzlerkandidat anführen möchte, hat derzeit ohnehin schon mit einer stark sinkenden Zustimmung zu kämpfen. In der am vergangenen Sonntag vom WDR veröffentlichten Umfrage «NRW-Trend» zeigten sich nur noch 46 Prozent der Befragten mit Laschets politischer Arbeit zufrieden, 45 Prozent waren unzufrieden. Bei der letzten Erhebung im April waren noch 65 Prozent der Befragten mit dem stellvertretenden CDU-Chef zufrieden und lediglich 30 Prozent unzufrieden gewesen.
(om/watson.de)
Tönnies schiebt vermutlich genug Geld zu den richtigen Leuten, dass diese Ausbeutung von Billiglohnarbeitern weiter geht.
In der gestrigen Ausgabe des heute-journals auf ZDF wurde die Unterbringung gezeigt. Das ist menschenunwürdig. Erschreckend fand ich auch die Menge an Schweinen, die dort geschlachtet werden. 46'000 Stück täglich! Das ist nur noch krank. Und das alles nur für Billigfleisch in den Discountern.
Diese Aussage von Laschet ist einfach nur schäbig. Aber was will man nach der HeinsbergStudie auch anderes von ihm erwarten.
Und auch Tönnies ist ja nun auch kein unbeschriebenes Blatt, was fremdenfeindliche Aussagen angeht.
Aber Hauptsache das Fleisch ist billig und der Profit gross.