Der Kurssturz der Volkswagen -Aktie ist erst einmal gestoppt. Am Mittwochmorgen fiel der Kurs der Papiere zwar kurz nach Handelseröffnung zeitweise um acht Prozent und rutschte erstmals seit Oktober 2011 unter 100 Euro.
Im weiteren Verlauf erholte sich die Aktie aber wieder und notierte zeitweise zwei Prozent im Plus. Der Absturz des einstigen Börsenstars bleibt aber gewaltig: Mitte März lag der Kurs noch bei 255 Euro, vergangene Woche immerhin noch bei knapp 170 Euro.
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— FOCUS Online (@focusonline) 23. September 2015
In der Abgasaffäre hat Volkswagen die bekannte US-Anwaltskanzlei Kirkland & Ellis LLP angeheuert. Das berichtet die Nachrichtenagentur Bloomberg unter Berufung auf eine VW-Sprecherin. Eine Sprecherin der Kanzlei lehnte eine Stellungnahme ab.
Die Kanzlei hatte den britischen Ölkonzern BP nach der Explosion der Ölplattform «Deepwater Horizon» im Jahre 2010 vertreten. Damals waren elf Menschen ums Leben gekommen. Der Konzern musste Schadens- und Strafzahlungen in Milliardenhöhe leisten. Auch VW drohen durch mögliche Klagen und Strafgelder hohe Schäden.
Am Dienstag hatte der Konzern mitgeteilt, allein für das laufende werde man 6.5 Milliarden Euro zurückstellen.
Die berufliche Zukunft von Konzernchef Martin Winterkorn ist weiter unklar. Zwar erklärte der 68-Jährige seinen Willen zum Weitermachen, ob dies aber den Verwaltungsrat überzeugt, ist offen.
Nach der öffentlichen Entschuldigung von VW-Chef Martin Winterkorn für den Abgas-Skandal wird nun mit Spannung eine Reaktion des mächtigen Präsidiums des VW-Verwaltungsrates erwartet. Das Gremium will sich am Mittwoch erneut an einem geheimen Ort treffen und das weitere Vorgehen besprechen.
Am Dienstagabend gab es bereits ein Vorgespräch, es drangen aber keine Meinungen an die Öffentlichkeit. Theoretisch könnte das oberste Kontrollgremium die für Freitag fest eingeplante Vertragsverlängerung mit dem 68-jährigen Winterkorn aussetzen. Dessen bisheriger Vertrag läuft noch bis Ende 2016.
Kritiker dieser Variante monieren, damit sei nicht sichergestellt, dass in der verbleibenden Zeit die laufenden Ermittlungen in den USA abgeschlossen werden können.
Nun werden auch Vorwürfe gegenüber der Politik laut. Der Geschäftsführer der Deutschen Umwelthilfe, Jürgen Resch, hat der deutschen Regierung massive Nachlässigkeiten bei der Kontrolle von Abgaswerten vorgeworfen.
Über Jahre hinweg habe die Regierung «kein einziges Mal die Angaben der Automobilindustrie kontrolliert», sagte Resch Mittwoch früh im Deutschlandfunk. Lediglich die Unterlagen der Hersteller seien auf Plausibilität geprüft worden, Messungen habe es nicht gegeben.
Die deutsche Regierung wisse zudem «seit vielen Jahren», dass die Angaben der Hersteller zu den Emissionswerten deutlich von dem abwichen, was die Fahrzeuge tatsächlich in die Luft bliesen.
Das Problem betrifft in Deutschland laut Resch nicht nur VW; «einige andere Hersteller» würden «das Gleiche tun». Die Deutsche Umwelthilfe oder auch das Umweltbundesamt hätten die Regierung «fortwährend» auf die Diskrepanzen aufmerksam gemacht.
Hier findest du die wichtigsten Fragen und Antworten zum Abgas-Skandal.
(wst/spon)