Die Meldung von einem Angriff auf zwei deutsche Bundeswehrsoldaten im hessischen Bad Hersfeld sorgte in der vergangenen Woche bei unseren nördlichen Nachbarn für helle Aufruhr. Politiker schalteten sich ein und warnten vor Gewalt gegen Soldaten. Jetzt kam heraus: Der Angriff war wohl frei erfunden. Die Soldaten hatten nach einer Ausrede gesucht, weil sie zu spät zum Dienst erschienen waren.
Ein 19-jähriger Soldat ist zu Fuss und in Uniform unterwegs. Als er auf einen Kameraden wartet, um gemeinsam zur Kaserne zu fahren, wird er von drei Männern angegriffen und beleidigt: «Nazi», «Hurensohn» und «Kindermörder» rufen sie ihm zu und bespucken ihn. Als der Soldat die Männer zur Rede stellen will, schlagen sie ihm unvermittelt ins Gesicht. Just in dem Moment kommt sein Kamerad zur Hilfe, zieht einen der Täter von dem am Boden liegenden Opfer weg. Dabei versucht ein anderer, ihm ins Gesicht zu schlagen, der dritte schlägt ihm mit der Faust in den Rücken. Anschliessend können die Täter fliehen.
Diese Version der angeblichen Geschehnisse vom vergangenen Mittwoch verbreitete die Polizei Osthessen in einer Pressemitteilung – unter Berufung auf die beiden vermeintlichen Opfer. In der Polizeimeldung ist auch eine Täterbeschreibung enthalten:
Die Bundeswehr verurteilte den vermeintlichen Angriff, ein Sprecher sagte «der Ausbruch von Verrohung und Hass habe sich offenbar gegen die Bundeswehr als uniformierte Institution des Landes gerichtet.» (Deutschlandfunk)
Schlimme Nachricht aus Bad Hersfeld: 2 Bundeswehrsoldaten wurden vorgestern attackiert. Sie wurden geschlagen, bespuckt & als Nazis beschimpft. Was für feige Angreifer! Unsere Soldaten haben jede Solidarität verdient. Wer sie angreift, greift uns alle an. https://t.co/Yl6Tv7TXfn
— Peter Tauber (@petertauber) 27. Juli 2018
Durch die Beschreibung der angeblichen Täter als vermeintliche «Südländer» wurde der Vorfall auch zur rassistischen Stimmungsmache genutzt. Das Mitgliedermagazin der AfD fragte auf Twitter etwa: «Täter mit ‹arabisch-orientalischem Hintergrund›?»“
In vielen Kommentaren in Sozialen Medien stand fest: «Respektlose Ausländer greifen unsere Soldaten an!»
Das teilte die Polizei Osthessen am Montag mit, fünf Tage nach der vermeintlichen Attacke. Die beiden Soldaten hätten den Angriff den bisherigen Erkenntnissen zufolge erfunden, weil sie wegen eines Staus zu spät zum Dienst gekommen seien. Sie hätten wegen der Verspätung arbeits- und dienstrechtliche Konsequenzen befürchtet.
Die Verletzungen hätten sie sich selbst zugefügt. Soweit der Ermittlungsstand des polizeilichen Staatsschutzes.
Was nun auf die beiden Soldaten zukommt, ist auf jeden Fall schwerwiegender als ein Rüffel wegen einer Verspätung. Sie müssen sich nun wegen des Verdachts des Vortäuschens einer Straftat verantworten.
(fh)