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So kommentiert die Schweizer Presse die Erfolge der AfD

AfD-Co-Chefin freut sich über den Erfolg in drei weiteren Bundesländern: «Ist das nun ein dramatischer Rechtsrutsch? Ja, aber auch nein», meint der «Tagi»-Kommentator.
AfD-Co-Chefin freut sich über den Erfolg in drei weiteren Bundesländern: «Ist das nun ein dramatischer Rechtsrutsch? Ja, aber auch nein», meint der «Tagi»-Kommentator.
Bild: FABRIZIO BENSCH/REUTERS

«Europa rutscht nach rechts»: Die Reaktionen aus der Schweiz zum AfD-Wahlerfolg

Die Schweizer Zeitungskommentatoren werten den Erfolg der Alternative für Deutschland (AfD) als Folge der Flüchtlingskrise und als (weiteren) Schuss vor den Bug von Bundeskanzlerin Merkel. Die meisten warnen aber auch davor, den Sieg überzubewerten: Deutschlands Demokratie könne mit der Herausforderung von Rechts umgehen.
14.03.2016, 06:4714.03.2016, 09:06
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Tages-Anzeiger

«Ist das nun ein dramatischer Rechtsrutsch? Ja, aber auch nein. Schon lange vor dem Aufstieg der AfD gab es in Deutschland ein nationalistisches, elitenskeptisches und fremdenfeindliches Lager von rund einem Fünftel der Bevölkerung. Dieses war aber teils noch in den Volksparteien CDU/CSU gebunden oder versank im schwarzen Loch der Minderheit von Nichtwählern. Die AfD ist nun die erste Partei, die diesen Bürgern über den Protest der Stunde hinaus eine Stimme und eine Heimat gibt (...).»

«Viele glauben, dass die AfD wieder verglühen wird, sobald die Flüchtlingsfrage nicht mehr alles dominiert. Das ist leider wenig wahrscheinlich.»

«Aargauer Zeitung»

«Wird Deutschland rechtsradikal? Kehren die Zustände der Weimarer Republik zurück, an deren Ende die Machtübernahme durch die Nationalsozialisten stand? Gemach! Der gestrige Super-Wahlsonntag hat Deutschland keineswegs in den Grundfesten erschüttert. Natürlich: Für Frauke Petry und ihre Partei ist es ein triumphaler Erfolg. Aber weder die CDU noch die SPD und schon gar nicht die Grünen sind bereit, mit der AfD eine Koalition einzugehen. (...)»

«Das Wählerverhalten in Deutschland liegt im europäischen Trend: Europa rutscht nach rechts. Und in Deutschland ist die Demokratie gefestigt genug, um eine Partei wie die AfD auszuhalten.»

NZZ

«Der Wahltriumph der Alternative für Deutschland ist ein klares Zeichen der Unzufriedenheit. Die grossen Parteien müssten umdenken, doch wenig deutet darauf hin, dass sie es tun.»

Blick

«Deutschland ist zerrissen, Kanzlerin Merkel mit ihrem ‹Wir schaffen das›-Mantra der Flüchtlingspolitik in einer tiefen Vertrauenskrise. Die Mehrheit der Bevölkerung sagte vor dem gestrigen Wahlsonntag, sie sei mit Merkels Flüchtlingspolitik nicht einverstanden und ihre Sorgen würden von den etablierten Parteien nicht ernstgenommen. (...)»

«Die Schweiz hat das bei der Abstimmung zur Durchsetzungs-Initiative vor zwei Wochen mit ihrem Nein gezeigt: Der breiten Mitte war nicht egal, ob für Ausländer eine Justiz zweiter Klasse gelten sollte. So eine Haltung hätte auch Deutschland gut getan.»

So reagiert die politische Twitter-Sphäre

(trs)

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13 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Sillum
14.03.2016 09:55registriert April 2014
Arrogant und unbelehrbar titulieren die „Anständigen“ den AfD-Wahlerfolg. Andersdenkende als Rechtspopulisten, Rechtsextreme und Fremdenfeinde zu beschimpfen, ist ein prima Politprogramm. Es ist das Überhören der „Hilfeschreie“ der Bürger, welches zum AfD-Erfolg führte.
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Linus Luchs
14.03.2016 08:47registriert Juli 2014
Bedenklich, der NZZ-Kommentar. „Die grossen Parteien müssten umdenken.“ Sie sollen sich anpassen, „allen voran auf dem Gebiet der Zuwanderung und Integration“, heisst es weiter.

Sie sollen sich an eine Partei anpassen, die auf Flüchtlinge schiessen lassen will (Petry), die deutsches Liedgut statt Happy Birthday hören will (Petry), die Kündigungsschutz und Streikrecht abschaffen will (Behrendt) und mit „Eisen und Blut“ die grossen Fragen der Zeit entscheiden will (Gauland).

Die AfD vertritt rechtsextremes Gedankengut. Da gibt es nichts anzupassen, sondern nur in aller Klarheit abzugrenzen.
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Otten4ever
14.03.2016 11:18registriert August 2015
Armes Europa
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