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Elizabeth Warren landet Treffer gegen Zuckerberg – mit genialem Schachzug

In this Oct. 10, 2019, photo, Democratic presidential candidate Sen. Elizabeth Warren, D-Mass., speaks during the Power of our Pride Town Hall in Los Angeles. (AP Photo/Marcio Jose Sanchez)
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Elizabeth Warren: Vor ihr zittern Facebook und Co.Bild: AP

Elizabeth Warren landet nächsten Treffer gegen Zuckerberg – mit genialem Facebook-Post

12.10.2019, 19:3213.10.2019, 16:03
Corsin Manser
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Elizabeth Warren könnte die erste Präsidentin der USA werden – und die grossen Tech-Konzerne haben teuflische Angst davor. Denn die linksliberale Präsidentschaftskandidatin hat einen genauen Plan, wie sie die undurchsichtigen Geschäfte von Facebook, Amazon, Google und Co. zerschlagen wird.

Mark Zuckerberg, CEO-von erstgenannter Firma, schlottern ob Warren bereits die Knie. Die 70-Jährige liefert sich einen öffentlichen Schlagabtausch mit dem Sozialen Netzwerk und hat nun einen nächsten Treffer gelandet.

Kurzer Rückblick:

Vor rund zehn Tagen veröffentlichte das Online-Medium The Verge einen Audio-Mittschnitt, in dem Zuckerberg ungefiltert zu hören war.

Laut Berichten äusserte sich Zuckerberg während einer internen Fragerunde mit Mitarbeitenden «ohne die kühle Maske aus Zurückhaltung und Zerknirschung», wie er sie bei öffentlichen Anhörungen und Medienauftritten trägt.

Der Facebook-Chef rechnet bei einem Sieg von Elizabeth Warren gegen Donald Trump 2020 damit, dass Elizabeth Warren ihr Wahlversprechen halten und die Zerschlagung von Tech-Giganten anstreben wird. Und er kündigt schon mal vorsorglich Prozesse dagegen an. Dennoch behage ihm die Aussicht auf eine «grosse Klage gegen die US-Regierung» nicht. Er verwendete dabei den Ausdruck «it would suck».

Die Attackierte reagierte in mehreren Tweets auf die Berichte. Sie schrieb unter dem Hashtag #BreakUpBigTech, sie wolle das «kaputte System, das Facebook illegale wettbewerbsfeindliche Aktivitäten» durchgehen lasse, reparieren. Und:

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Könnte man übersetzen mit:

«Was wirklich ‹scheisse› wäre, ist, wenn wir nicht ein korruptes System reparieren würden, das riesigen Unternehmen wie Facebook ermöglicht, illegale wettbewerbswidrige Praktiken zu betreiben, auf den Persönlichkeitsrechten der Konsumenten herumzutrampeln und die wiederholt dabei versagen, ihre Verantwortung für den Schutz unserer Demokratie wahrzunehmen.»

Zuckerberg behauptete hingegen gegenüber seinen eigenen Angestellten, die Zerschlagung von Konzernen würde die von Warren kritisierten Probleme gar nicht lösen. Vielmehr würde dadurch der Schutz der Demokratie noch schwieriger ...

Facebook will Trump-Video nicht verbieten

Für Warren bedroht Zuckerberg mit seiner Firma also nichts weniger als die Demokratie in den USA. Politiker können Kampagnen aufschalten und erreichen damit Millionen von Wähler. Die Überprüfung des Wahrheitsgehalts ist dabei ungenügend. Erst nach Trumps Wahlsieg im Jahr 2016 wurde das Problem in seinem ganzen Ausmass so richtig bekannt. Das Unternehmen versprach zwar Besserung, doch davon ist heute wenig zu sehen.

So liess Nick Clegg, der Politik-Chef des Online-Netzwerks, vor Monatsfrist verlauten, dass Facebook Äusserungen von Politikern nicht auf Fakten überprüfen werde und grundsätzlich auf der Plattform lasse, auch wenn sie gegen die Inhalts-Regeln der Plattform verstossen würden.

«Unsere Rolle als Facebook ist es, für gleiche Rahmenbedingungen zu sorgen - nicht, selbst ein politischer Teilnehmer zu sein», sagte Clegg. Er wählte einen Tennis-Vergleich zur Illustration: Das Online-Netzwerk sorge dafür, dass der Platz bereit ist, nehme aber selbst nicht den Schläger in die Hand.

Welche Konsequenzen das hat, zeigt folgendes Beispiel: Donald Trump hat ein Video aufgeschaltet, welches bereits mehrere Millionen Mal angeschaut wurde. Im Clip wird Joe Biden, ein weiterer möglicher Kontrahent für die Wahlen 2020, der Korruption bezichtigt. Nur: Die Vorwürfe sind nichts mehr als eine Verschwörungstheorie, die selbst von vielen prominenten Republikanern als nicht wahr bezeichnet werden.

Das Team von Joe Biden verlangte, dass Facebook das Video wieder von der Plattform nimmt. Doch die Zuckeberg-Firma weigerte sich. Trump darf also auch 2019 Lügen auf Facebook verbreiten.

Nun kommt wieder Warren ins Spiel

Einmal mehr habe man gesehen, dass Facebook der Profit wichtiger als die Demokratie sei, konstatierte Warren.

Die erneut aufflammende Diskussion, die wegen des Trump-Videos ausgelöst wurde, brachte Warren auf eine Idee. Und die dürfte Zuckerberg überhaupt nicht gefallen. Die Demokratin schaltete ihrerseits eine Facebook-Werbung frei, welche eine offensichtliche Lüge beinhaltet.

Darin steht: «Breaking News: Mark Zuckerberg und Facebook haben gerade Donald Trump für seine Wiederwahl unterstützt.»

Unter dieser Schlagzeile schreibt Warren, dass dies natürlich nicht stimme und bringt erneut ihre Kritik an der Plattform an. Zu sehen ist auch ein Foto, wie Zuckerberg und Trump sich die Hand schütteln.

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Heute schrieb Warren auf Twitter zur Aktion: «Wir haben absichtlich eine Facebook-Anzeige mit falschen Angaben gemacht und sie an die Werbeplattform von Facebook übermittelt, um zu sehen, ob sie genehmigt wird. Sie wurde schnell genehmigt und die Anzeige läuft nun auf Facebook.»

Warren hat mit diesem genialen Schachzug Facebooks absurde Fake-News-Policy entlarvt. Das Unternehmen hat selber Regeln aufgestellt, die von Politikern aber nicht befolgt werden müssen. Die Wahlen (übrigens nicht nur in den USA) laufen erneut Gefahr, massiv manipuliert zu werden.

Derweil dürfte sich Zuckerberg grün und blau ärgern.
Warren hat ihn mit seinen eigenen Mitteln ausgespielt. Die kommenden Wahlen dürften dem Facebook-Chef nun noch mehr Magenschmerzen bereiten. Zumal Warren laut Umfragen das Feld der Demokraten seit dieser Woche erstmals anführt.

(Mit Material von dsc)

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59 Kommentare
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Auric
12.10.2019 19:50registriert Juli 2019
Dann soll sie mal, meine Sympathie hat sie dafür.
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RicoH
12.10.2019 19:53registriert Mai 2019
Coole Aktion.
An Warren könnte sich Zuckerberg noch die Zähne ausbeissen.
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Walter Sahli
12.10.2019 19:59registriert März 2014
Warren for President!

Bitte, lieber Gott, lass es Hirn regnen, so dass die Amis diese Frau zur Präsidentin wählen.
Ich würde dann auch darauf verzichten, Dir Steine statt Hirn als Alternative anzubieten...
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