Nebel
DE | FR
International
Donald Trump

George Soros attackiert Trump und Xi Jinping und spendet eine Milliarde

George Soros, Founder and Chairman of the Open Society Foundations, looks before the Joseph A. Schumpeter award ceremony in Vienna, Austria, Friday, June 21, 2019. (AP Photo/Ronald Zak)
George Soros ist mit bald 90 Jahren kein bisschen leiser.Bild: AP/AP

George Soros teilt in Davos aus: «Die Welt wäre ohne Xi und Trump ein besserer Ort»

24.01.2020, 16:3825.01.2020, 10:31
Mehr «International»

Der Name George Soros ist ein rotes Tuch für rechte Nationalisten und Populisten. Sie verteufeln den amerikanischen Milliardär in einer antisemitisch angehauchten Kampagne als Drahtzieher einer Verschwörung zur Zerstörung des christlichen Abendlandes. Für den ungarischen Regierungschef Viktor Orban ist der aus Budapest stammende Soros das Feindbild schlechthin.

Soros ist heute 89 Jahre alt und ziemlich gebrechlich. Einschüchtern aber lässt er sich nicht. Das zeigte seine alljährliche Rede am World Economic Forum (WEF) am Donnerstag in Davos, an dem er seit Jahrzehnten Stammgast ist. Der Philanthrop, der bereits viele Millionen für die Förderung der «offenen Gesellschaft» nicht zuletzt in Osteuropa gesteckt hat, zeichnete ein düsteres Bild.

Man stehe «an einer Wegscheide der Geschichte». Das Überleben der offenen Gesellschaften stehe auf dem Spiel, und der Klimawandel bedrohe «das Überleben unserer Zivilisation». Der Nationalismus, «der grosse Feind der offenen Gesellschaft», befinde sich weiter auf dem Vormarsch, die wichtigsten Mächte seien in den Händen von Möchtegern- und realen Diktatoren.

Trumps bösartiger Narzissmus

Damit setzte Soros eine erste Spitze gegen Donald Trump. Dieser sei «ein Hochstapler und vollendeter Narzisst, der möchte, das die Welt sich um ihn dreht». Sein Narzissmus habe sich «in eine bösartige Krankheit» verwandelt. Der US-Präsident sei gewillt, das nationale Interesse seinem persönlichen Interesses unterzuordnen: «Er wird für seine Wiederwahl so gut wie alles tun.»

Als «Antipoden» schilderte George Soros den chinesischen Staatschef Xi Jinping, der «ein sorgfältig entwickeltes System der kollektiven Führung» beseitigt und sich zum Diktator gemacht habe. Nun sei er darauf bedacht, Trumps Schwächen auszunützen «und dank Künstlicher Intelligenz die totale Kontrolle über sein Volk zu erlangen».

Im Erfolgsfall könne ein neuer Typ Mensch entstehen, «der gewillt ist, seine persönliche Autonomie aufzugeben, um keinen Ärger zu bekommen», so Soros düstere Prognose. Für ihn ist es keine Übertreibung, dass 2020 und die folgenden Jahre «nicht nur das Schicksal von Xi und Trump bestimmen werden, sondern das Schicksal der Welt». In der Fragerunde nach seiner Rede wurde der Finanzinvestor noch klarer: «Die Welt wäre ein ohne Xi und Trump ein besserer Ort.»

Rückschlag in Indien

Negative Entwicklungen ortet er auch anderswo. Der «grösste und furchterregendste Rückschlag» im letzten Jahr habe sich in Indien ereignet, wo der demokratisch gewählte Regierungschef Narendra Modi einen hindu-nationalistischen Staat erschaffe und Millionen Muslimen mit dem Entzug ihrer Staatsbürgerschaft drohe. Auch vom Brexit hält George Soros nichts.

epa08071694 Supporters of the 'Sardines', an anti-populist left-wing movement, during a rally at San Giovanni Square in Rome, Italy, 14 December 2019. Italy's Anti-Salvini 'Sardine ...
Die «Sardinen» in Italien sind für Soros ein Lichtblick.Bild: EPA

Als Lichtblick bezeichnete er die «Welle der Aufstände», angetrieben vorab von jungen Leuten. Als Beispiele hob er die Proteste in Hongkong und die «Sardinen»-Bewegung gegen Matteo Salvini, «den Möchtegern-Diktator von Italien», hervor. Auch das Engagement grosser Städte bei wichtigen Themen wie Klimawandel und Migration bezeichnete Soros als «konstruktive Kraft».

Eine Milliarde für die Bildung

Um solche Kräfte weiter zu stärken, will er nicht untätig bleiben. Vielmehr kündigte George Soros in seiner Rede «das wichtigste Projekt meines Lebens» an: Er will eine Milliarde Dollar in ein Netzwerk aus Hochschulen investieren, das Open Society University Network (OSUN). Dieses will nicht zuletzt vernachlässigte Gruppen wie Flüchtlinge, Häftlinge und Roma erreichen.

Kernstück bilden die Central European University (CEU), die Viktor Orban von Budapest nach Wien verjagt hat, und das Bard College in New York. Mit einem umfassenden Programm wolle man hervorragende, aber politisch gefährdete Akademiker zusammenführen, sagte Soros. Er rief «weitsichtige Partner» auf, ihn bei der Entwicklung und Realisierung des OSUN zu unterstützen. (pbl)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet um die Zahlung abzuschliessen)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
twint icon
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Trump am WEF 2020
1 / 32
Trump am WEF 2020
Da ist er: US-Präsident Donald Trump ist am 21. Januar 2020 in Zürich gelandet.
quelle: ap / evan vucci
Auf Facebook teilenAuf X teilen
Xi Jinping: Gekommen um zu bleiben
Video: srf
Das könnte dich auch noch interessieren:
108 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
Stratosurfer
24.01.2020 17:13registriert März 2014
Mit Abstand das Schlauste, was ich bisher vom WEF gehört habe. Wir bräuchten mehr Freidenker wie Soros.
650180
Melden
Zum Kommentar
avatar
De Flip
24.01.2020 16:46registriert April 2019
Recht hat er.
618171
Melden
Zum Kommentar
avatar
San_Fernando
24.01.2020 16:58registriert November 2016
Ganz grosse Hochachtung vor dieser Person. In diesem Alter sich mit den grossen Politiker anlegen braucht sehr viel Mut. Und ich kann mir gleich vorstellen wie gross die Anfeindungen sein werden...
505175
Melden
Zum Kommentar
108
Schweiz auch 2023 Patent-Weltmeister – bei der Frauenquote haben wir aber noch Potenzial

Die Schweiz bleibt der innovativste Wirtschaftsstandort der Welt. Gemessen an der Anzahl Patentanmeldungen pro Einwohner war sie auch 2023 absolute Weltspitze. Konkret wurden hierzulande im vergangenen Jahr 1085 Patente pro Million Einwohner angemeldet, wie das Europäische Patentamt (EPA) in der Nacht auf Dienstag mitteilte.

Zur Story