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Donald Trump: mit Big Brother gegen das Coronavirus.

Trump und Big Brother
Bild: watson/keystone/shutterstock

Donald Trump: mit Big Brother gegen das Coronavirus

Der Präsident will nun die Coronavirus-Daten unter Kontrolle bringen. Seine Handlanger setzten derweil ihren Schmutzkrieg gegen den Epidemie-Experten Dr. Anthony Fauci fort.
15.07.2020, 19:4816.07.2020, 11:51
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Wenn es um den Kampf gegen Epidemien geht, spielt das Centers for Disease Control and Prevention (CDC) in der globalen Champions League. Kaum ein anderes Institut hat so viele Ressourcen, Wissenschaftler und Erfahrung wie die Forscher in Atlanta (Bundesstaat Georgia). Regelmässig gibt das CDC Richtlinien heraus, wie man sich während einer Epidemie am besten verhält. Diese Richtlinien werden nach langen Prüfungen nicht nach politischen, sondern nach wissenschaftlichen Kriterien erlassen.

Präsident Donald Trump will dies ändern. Ihm passen die CDC-Richtlinien nicht mehr ins politische Konzept. Deshalb will er die Wissenschaftler ausbremsen. Vier ehemalige Leiter des CDC schlagen nun Alarm. In einem Kommentar in der «Washington Post» schreiben sie:

«Es ist nicht unüblich, dass die CDC-Richtlinien während den Absprachen mit dem Weissen Haus angepasst und verbessert werden. Aber es ist aussergewöhnlich, dass diese Richtlinien nach ihrer Veröffentlichung unterlaufen werden.»

Weil sie eine rasche Wiedereröffnung der Schulen um jeden Preis wollen und weil die CDC-Richtlinien dafür bestimmte Kriterien aufgestellt haben, die von den meisten US-Bundesstaaten derzeit nicht erfüllt werden, tun der Präsident und sein Vize genau das. Sie stellen die CDC-Richtlinien öffentlich in Frage. Deshalb warnen die vier ehemaligen Chefs eindringlich:

«Wir vier haben das CDC während einer Periode von mehr als 15 Jahren unter republikanischen und demokratischen Regierungen geführt. Wir können uns nicht erinnern, dass es in dieser Zeit je dazu gekommen ist, dass politischer Druck die Interpretation von wissenschaftlichen Erkenntnissen beeinflusst hat.»

Gleichzeitig zeigen sie die Folgen dieses Handelns auf:

«Eine Pandemie zu bekämpfen, indem man wissenschaftliche Expertisen unterdrückt, ist wie Fliegen mit verbundenen Augen. Wie gut und wie schnell wir dem Rat der Gesundheitsexperten folgen, wird entscheiden, wie schnell und wie sicher wir die Schulen wieder öffnen können.»

Das Vorgehen des Weissen Hauses erinnert fatal an den legendären Roman «1984» von George Orwell. Dort werden Fakten, die nicht in die herrschende Ideologie passen, per Newspeak umgehend uminterpretiert. Big Brother wacht darüber, dass niemand auf falsche Gedanken kommt.

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Will das CDC ausbremsen: Dr. Deborah Birx, Mitglied der Corona-Taskforce. Bild: keystone

Das hat nun offenbar auch das Weisse Haus vor. Es hat die Spitäler des Landes angewiesen, das CDC zu umgehen und die Corona-Daten künftig direkt ans Departement of Health and Human Services zu liefern. Dabei führt dies, wie die «New York Times» ausführt, zu einem gravierenden Wechsel:

«Die Datenbasis des Departement of Health and Human Services ist nicht öffentlich. Das könnte die Arbeit der Heerscharen von Wissenschaftlern und Gesundheitsbeamten beeinflussen, die auf die Daten des CDC angewiesen sind.»

Schlimmer noch: Gemäss «Washington Post» will Trump gar Soldaten der Nationalgarde in die Spitäler schicken, um die Daten einzusammeln. Gesundheitsminister Alex Azar und Deborah Birx, Mitglied der Corona-Taskforce, hätten diese Massnahme angeordnet, so das Blatt. Auch sie dient dazu, das CDC zu schwächen.

Rick Pollack, Präsident der American Hospital Association, versteht den Sinn dieser Massnahme nicht. «Was soll das?», fragt er. «Die Expertise der Nationalgarde kann doch viel produktiver eingesetzt werden.»

Während dem CDC die Zähne gezogen werden, wird der bekannteste Epidemie-Spezialist des Landes, Anthony Fauci, weiter verunglimpft. Dan Scavino, einst Trumps Golf-Caddy, ist heute einer seiner engsten Berater. Er hat eine Karikatur auf Facebook gepostet, die Fauci darstellt als einen Brunnen, der Uncle Sam ertränkt. Sie stammt von einem Karikaturisten, dem enge Beziehungen zur rechtsradikalen Alt-right-Bewegung nachgesagt werden und dessen Zeichnungen öfters antisemitisch angehaucht sind.

epa08518140 Dr. Anthony Fauci (L), director of the National Institute for Allergy and Infectious Diseases, removes his face mask as he testifies before the Senate Health, Education, Labor and Pensions ...
Unter Beschuss des Weissen Hauses: Dr. Anthony Fauci.Bild: keystone

Der Hintergrund dieser Ereignisse ist der sich zuspitzende Kampf um die Wiedereröffnung der Schulen. Der Präsident will dies auf Biegen und Brechen durchboxen. Er und seine Erziehungsministerin Betsy DeVos drohen Bundesstaaten den Geldhahn zuzudrehen, sollten sie sich weigern, die Schulen nach den Sommerferien wieder zu öffnen.

Eine Wiedereröffnung der Schulen ist eine der Bedingungen, damit die Wirtschaft wieder auf die Beine kommt. Solange die Kinder zuhause bleiben müssen, können viele Eltern nicht zur Arbeit fahren. Grundsätzlich ist daher eine solche Wiedereröffnung gewünscht.

Anders als in vielen europäischen Staaten – auch in der Schweiz –, sind die Bedingungen in den USA dafür jedoch nicht erfüllt. Die Kurve konnte nicht geglättet werden. Pro Kopf gesehen ist die Anzahl der mit dem Virus infizierten Amerikaner im Vergleich zu Europa ein Vielfaches höher. Sieben von zehn Eltern wollen daher, dass ihre Kinder vorläufig noch zuhause bleiben.

President Donald Trump walks off after speaking during a news conference in the Rose Garden of the White House, Tuesday, July 14, 2020, in Washington. (AP Photo/Evan Vucci)
Donald Trump
Nach einer wirren Pressekonferenz wandert der Präsident zurück ins Weisse Haus.Bild: keystone

Zudem weigert sich Trump, die banalsten Vorkehrungen zu treffen. Nur in Ausnahmefällen trägt er eine Maske. Seine Verwaltung ist nicht in der Lage, genügend Tests und Schutzkleider zur Verfügung zu stellen, und die Schulen erhalten zu wenig Geld, um die nötigen Vorsorgemassen zu finanzieren.

Vor allem fehlt den USA Führung. Es gibt keine nationale Strategie im Kampf gegen das Virus. Die Gouverneure der einzelnen Bundesstaaten müssen sich selbst durchwursteln. Präsident Trump ist damit beschäftigt, sich selbst zu bemitleiden – und völlig wirre Pressekonferenzen abzuhalten.

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27 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Frankygoes
15.07.2020 21:56registriert März 2019
Dass die Datenbank nicht öffentlich ist ja wohl der Sinn der Sache. Es ist davon auszugehen, dass die Corona-Zahlen nach Umleitung der Daten drastisch zurückgehen. Die Pandemie wird wegretouchiert, wie in einer drittklassigen Militärdiktatur..
Echt verblüffend. Keinen Tag lässt die Bande aus um zu beweisen, schlimmer geht immer!
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Füürtüfäli
15.07.2020 22:36registriert März 2019
Fauci tut mir leid. Der hat wohl einen der härtesten Jobs überhaupt: Trump zu beraten und dabei sachlich zu bleiben und Fehlinformationen des orangen Clowns zu korrigieren, gleichzeitig ohne zu riskieren, von selbigem gefeuert zu werden. Aber es ist beeindruckend, wie er das hinkriegt. Der Mann hat Nerven aus Stahl.
Ich mag ihn, eine Oase der Vernunft im Trump-Chaos.
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Rethinking
16.07.2020 06:13registriert Oktober 2018
Viele von uns erleben dasselbe im Geschäftsleben...

Da gibt es Spezialisten im Unternehmen die Situationen analysieren und Empfehlungen aussprechen...

Und da gibt es Manager die primär ihren Narzissmus fröhnen und Rein in persönlichem Interessen Entscheidungen treffen...

Dies wird so lange so weiter gehen, wie wir die den falschen Charakteren nachrennen und diese an Positionen setzen wo sie Schaden anrichten können...
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