Man hört und liest den Begriff ständig in den Nachrichten – aber was ist das eigentlich, dieses «Fracking»?
Fracking ist eine Technik zur Erdöl- und Erdgasgewinnung. Dafür wird etwa 1000 Meter tief in den Erdboden gebohrt, wo anschliessend Flüssigkeit mit hohem Druck ins Gestein gepumpt wird. Dadurch entstehen Risse im Gestein und das Erdgas wird freigelegt. Es wird dann zusammen mit der hineingepumpten Flüssigkeit an die Oberfläche transportiert.
Das Verfahren ist wegen möglicher Auswirkungen auf die Umwelt und fehlender Langzeitstudien umstritten. Der Begriff «Fracking» leitet sich vom englischen Wort «(to) fracture» zu Deutsch «aufbrechen» oder «Riss» ab.
Die unterschiedlichen Phasen der Erdöl- und Erdgasgewinnung aus unkonventionellen Lagerstätten – zum Beispiel Schiefer und Kohle – können umweltschädigende Effekte haben. Dazu gehören:
Ein grosser Problemfaktor ist die Flüssigkeit, die ins Gestein gepumpt wird. Sie besteht aus Wasser, Sand und Chemikalien – diese können ins Grundwasser oder sogar ins Trinkwasser gelangen. Ausserdem können sie am oberen Ende des Bohrlochs die Umwelt schädigen.
Auch bei der Entsorgung der Fracking-Gemische und des während der Erdgasförderung zusätzlich geförderten Lagerstättenwassers können die Gewässer verunreinigt werden. Als Lagerstättenwasser wird das Grundwasser bezeichnet, das in Erdgas führenden Schichten enthalten ist. Es ist hoch mineralisiert, enthält Kohlenwasserstoffe und ist teilweise radioaktiv.
Durch den starken Druck, mit dem die Fracking-Flüssigkeit in den Boden gepumpt wird, sind schon Erdbeben entstanden – diese sollten eigentlich nicht zu merken sein. Tatsächlich kam und kommt es jedoch immer wieder zu stärkeren Beben. Dabei wurden schon Gebäude beschädigt. So wurde in Kanada 2016 ein Erdbeben der Stärke 4.8 durch Fracking ausgelöst.
In Deutschland ist das kommerzielle unkonventionelle Fracking bei der Erdgasgewinnung in Schiefer-, Ton-, Mergel- und Kohleflözgestein verboten. Nur zu Forschungszwecken können die jeweiligen Landesregierungen Fracking in diesen Lagerstätten unter strengen Auflagen zulassen.
Das kommerzielle unkonventionelle Fracking ist deshalb verboten, weil das Erdgas und Erdöl bei diesen Gesteinen in geringerer Tiefe und somit näher am Grundwasser zu finden sind. Um das Gas bzw. Öl freizusetzen, wird wesentlich mehr Druck und mehr Frackflüssigkeit mit toxischen Inhaltsstoffen gebraucht.
Das konventionelle Fracking bei der Erdgasförderung aus Sandgestein ist jedoch erlaubt – weil es schon besser erforscht und langjährig erprobt ist. Das Fracking in Sandstein wird in grösserer Tiefe und damit weit unter dem Grundwasser betrieben. Hierbei wird Frackflüssigkeit in wesentlich geringeren Mengen als beim unkonventionellen Fracking verwendet.
Wie Mirko Schlossarczyk vom Energieberatungshaus Enervis gegenüber der Tagesschau erklärt, habe sich Fracking in Deutschland aufgrund des niedrigen Gaspreises lange nicht gelohnt. Das hat sich jetzt geändert. Unter der heutigen Gaspreisnotierung sei Fracking wirtschaftlich durchaus interessant.
Unabhängig von Gaslieferungen aus dem Ausland zu sein, hat natürlich auch Vorteile. Beispielsweise können Standards und Auflagen besser kontrolliert werden, wenn die Erdgasförderung im eigenen Land stattfindet.
FDP-Politiker Christian Lindner spricht sich angesichts der anhaltenden Energiekrise für einen zügigen Einstieg in die Förderung von heimischem Schiefergas durch Fracking aus. Er ist sich sicher: «Wir haben in Deutschland erhebliche Gasvorkommen, die gewonnen werden können, ohne das Trinkwasser zu gefährden.»
Politiker von SPD und Grünen haben den Vorstoss jedoch zurückgewiesen. «Fracking steht für eine Vielzahl von Bohrlöchern und Folgerisiken für Trinkwasser, Erdbebengefahren und Klimafolgeschäden und ist deswegen abzulehnen», warnte SPD-Energiepolitikerin Nina Scheer im «Handelsblatt».
Grünen-Wirtschaftspolitiker Dieter Janecek merkte im «Handelsblatt» an: «Die Fracking-Vorkommen in Deutschland zur Anwendung zu bringen, würde Jahre in Anspruch nehmen.» In der akuten Energiekrise nutzten sie Deutschland nichts, «und mittelfristig wollen wir ohnehin auf grünen Wasserstoff umsteigen».
In Grossbritannien war Fracking seit 2019 vorläufig verboten. Grund dafür waren die Erdbeben und -erschütterungen, die immer wieder durch das Fracking entstehen. Die britische Regierung hat das Verbot jetzt jedoch angesichts der Energiekrise wieder aufgehoben.
Auch in anderen europäischen Staaten wurde Fracking in den letzten Jahren verboten, zum Beispiel in Frankreich (2011), Bulgarien und Dänemark (2012) und den Niederlande (2015). In den USA dagegen ist Fracking noch in vielen Bundesstaaten erlaubt und wird dort seit Jahren durchgeführt. Und auch in Kanada wird Fracking betrieben, obwohl es dort im Zuge dessen mehrfach zu Erdbeben kam.
Fracking in der Schweiz: Siehe erste Box oben.
(mit Material der dpa)
Die Betroffene müssen sich mit ihrem Anliegen direkt an das Unternehmen wenden. Was folgt sind langwierige und teure Gerichtsverfahren.