International
EU

Von der Leyen will Sonderklausel für Verteidigung aktivieren

epa11890695 European Commission President Ursula von der Leyen addresses the media on the day of the EU-Canada meeting at the European Council in Brussels, Belgium, 12 February 2025. Trudeau arrived i ...
EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen in Brüssel.Bild: keystone

Von der Leyen will Sonderklausel für Verteidigung aktivieren

14.02.2025, 14:4214.02.2025, 17:29
Mehr «International»

EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen will über die Aktivierung einer Sonderklausel zu den europäischen Schuldenregeln höhere Verteidigungsausgaben ermöglichen. «Ich werde vorschlagen, die Ausweichklausel für Verteidigungsinvestitionen zu aktivieren», sagte sie bei der Münchner Sicherheitskonferenz. «Dies wird es den Mitgliedstaaten ermöglichen, ihre Verteidigungsausgaben erheblich zu erhöhen.»

Hintergrund des Vorschlags von der Leyens sind insbesondere die Bedrohungen durch Russland und die Ankündigung der USA, künftig deutlich weniger sicherheitspolitische Verantwortung für Europa übernehmen zu wollen. Man werde die Verteidigungsausgaben erheblich erhöhen müssen, sagte von der Leyen.

Forderungen von Trump

Druck kommt dabei auch von US-Präsident Donald Trump, der von den Nato-Mitgliedern in der EU fordert, künftig fünf Prozent ihres Bruttoinlandsprodukts auszugeben. Für die Bundesrepublik und viele andere Staaten würde dies bedeuten, dass sie ihre Verteidigungsausgaben mehr als verdoppeln müssten.

Derzeit geben die 27 EU-Mitgliedstaaten nach Angaben von der Leyens im Schnitt lediglich rund zwei ihres Bruttoinlandsprodukts für Verteidigung aus. Schon eine Steigerung von knapp unter zwei Prozent auf mehr als drei Prozent bedeute Hunderte von Milliarden Euro an zusätzlichen Investitionen jedes Jahr, erklärte von der Leyen.

500 Milliarden Euro

Schätzungen der EU-Kommission zufolge sind in den nächsten zehn Jahren zusätzliche Verteidigungsinvestitionen in Höhe von rund 500 Milliarden Euro erforderlich. Als mögliche EU-Projekte gelten dabei zum Beispiel ein europäisches Luftverteidigungssystem und eine verstärkte Sicherung der östlichen Landgrenze der Union.

Die sogenannte allgemeine Ausweichklausel, die in den EU-Schuldenregeln verankert ist, ermöglicht EU-Ländern, vorübergehend von ihren Haushaltsplänen, und damit den Obergrenzen für Schulden und Defizit, abzuweichen. Die Ausweichklausel war zuletzt 2020 in der Corona-Pandemie aktiviert worden. Man habe damals die Mitgliedstaaten in die Lage versetzt, ihre Investitionen zur Bewältigung der Krise massiv zu erhöhen, sagte von der Leyen nun. «Ich glaube, wir befinden uns jetzt in einer neuen Krise, die einen ähnlichen Ansatz rechtfertigt.»

Wann die Ausweichklausel aktiviert werden soll, blieb zunächst unklar. Zunächst muss noch der Rat der Mitgliedstaaten mit dem Thema befasst werden.

Debatte auch über deutsche Schuldenbremse

Um für solide Finanzen zu sorgen, gelten in der EU Obergrenzen für den Schuldenstand und die Neuverschuldung der Mitgliedsstaaten. Das Regelwerk, der sogenannte Stabilitäts- und Wachstumspakt, schreibt vor, dass der Schuldenstand eines Mitgliedstaates 60 Prozent der Wirtschaftsleistung nicht überschreiten darf. Gleichzeitig muss das Defizit unter drei Prozent der Wirtschaftsleistung gehalten werden. Wer die Obergrenzen übertritt, riskiert normalerweise ein Strafverfahren. In Deutschland wird derzeit bereits über eine mögliche Reform der zusätzlichen nationalen Schuldenbremse diskutiert. Vor allem Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) wirbt dafür. (sda/dpa)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Traurige Szenen – die Heldengräber in der Ukraine
1 / 17
Traurige Szenen – die Heldengräber in der Ukraine
Ukrainische Soldaten begraben kurz nach Weihnachten 2023 ihren Kameraden Vasyl Boichuk im Dorf Iltsi.
quelle: keystone / evgeniy maloletka
Auf Facebook teilenAuf X teilen
«Sie gaben uns einen verdammten Esel!» – Russland schickt Lasttiere an die Front
Video: watson
Das könnte dich auch noch interessieren:
28 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
Der Lette
14.02.2025 17:34registriert Juni 2024
Warum braucht es zuerst einen Weckruf der Amis? Warum nicht schon am 25.02 2024? Sorry, Flinten-Uschi, wenn ich fast drei Jahre bei meiner Arbeit schlafe, wird mir gekündigt Es scheint, ich habe den falschen Beruf gewählt.
246
Melden
Zum Kommentar
28
«Mini-Nato»: Putin kann Truppen innerhalb eines Tages alarmieren
Die Streitkräfte ehemaliger Sowjetrepubliken können Russland nun schneller zu Hilfe kommen. Moskau hat auch eine neue Kommandostruktur beschlossen.

Russland hat die Möglichkeiten eines Militärbündnisses ehemaliger Sowjetrepubliken ausgeweitet. Das russische Parlament hat die Beistandsverpflichtungen der Organisation des Vertrags über kollektive Sicherheit (OVKS) verschärft. In dem 1992 zwischen ehemaligen Sowjetstaaten beschlossenen Vertrag ist es Mitgliedern erlaubt, zum Beispiel im Falle eines bewaffneten Konflikts Truppen in andere OVKS-Staaten zu entsenden. Eine solche Hilfe soll bereits innerhalb eines Tages möglich sein, zuvor waren es 30 Tage, berichtet das amerikanische Institut für Kriegsstudien (ISW).

Zur Story