Es war eine Überraschung, der Vatikan sprach von einem «Blitz aus heiterem Himmel»: Der deutsche Papst Benedikt XVI. tritt zurück. Und eine Sensation, zuletzt war ein Papst im Mittelalter freiwillig und nicht – wie normalerweise üblich – durch den Tod aus dem Amt geschieden. Es schien so perfekt. Zumindest für die Deutschen. «Wir sind Papst!» titelte die «Bild»-Zeitung nach der Wahl. Doch seine Kräfte seien nicht mehr geeignet. Später gab der Heilige Vater den «wahren Grund» an: «Gott hat es mir gesagt». Okay, alles klar. Wenn nicht mal mehr das Oberhaupt der röm.-kath. Kirche auf den Allmächtigen hört, wer dann?
Was für eine noble Geste der Liebe. König Edward ist zurückgetreten, um eine geschiedene Amerikanerin zu heiraten, und überliess den Thron seinem jüngeren, stotternden Bruder (Film «The King’s Speech»). 1936 dankte er auf Druck der konservativen Regierung und der anglikanischen Kirche durch den Erzbischof ab. Fortan trug er nur noch den Titel Herzog von Windsor. Wenigstens ist darin passend das Wort «Herz» enthalten.
Er stritt es stets ab. Doch am 13. Januar 2013 gestand Lance Armstrong in der US-amerikanischen Talkshow Oprah’s «Next Chapter» den Tränen nahe seinen Dopingmissbrauch als Radsportler. Die US-Antidopingagentur sperrte Armstrong letztlich mit Wirkung ab dem 1. August 1998 lebenslang. Er musste alle nach dem 1. August 1998 gewonnenen Titel – darunter die Gesamtsiege bei der Tour de France – abgeben.
Fühlt er sich nun als Teil des Problems oder nicht? Die Aussagen Ospels zu den Milliarden-Verlusten der UBS auf dem US-Markt 2007 und 2008 waren widersprüchlich. Schliesslich sah er ein, dass er nicht mehr «Teil der Lösung» sein könne, und zog die nötigen Konsequenzen: Er gab seinen Posten als Verwaltungsratspräsident frei. Der Druck der Öffentlichkeit war gross. Doch dies alleine reichte nicht, dass Ospel einsichtig wurde. Denn später stellte sich heraus: Die Finanzmarktaufsicht (Finma) veranlasste Ospel zum Rücktritt.
Der Betrug um das deutsche Duo Milli Vanilli zählt zu den grössten Skandalen der Popgeschichte. Erst ein grosser Erfolg, dann der Fall. «Girl you know it’s true, uh uh uh, I love you», sangen die Männer mit langen Rastazöpfen und hampelten in Leggings auf der Bühne rum. Wobei das Singen – oder eben nicht singen – ihnen zum Verhängnis wurde. Es kam raus: Ihre Aufgabe bestand lediglich darin, die per Playback abgespielten, von anderen Künstlern gesungenen Lieder, tänzerisch zu begleiten und synchron die Lippen zu bewegen. Das war's dann.
Die Affäre rund um die Person und das Privatleben von Armeechef Roland Nef hat die Schweiz im Sommer 2008 bewegt. «Armeechef Roland Nef gibt auf» titelte die NZZ. Der Druck wurde ihm zu gross, nachdem publik wurde, dass eine Untersuchung gegen ihn läuft. Seine ehemalige Lebenspartnerin erstatte Strafanzeige gegen ihn wegen Nötigung. Im Tele Züri spricht er im Nachhinein von seinem «schwindelerregenden Absturz aus ganz grosser Höhe» und einer einzigartigen «Medien-Vernichtungsschlacht», einer Art «Hochwildjagd».
Am 9. August 1974 zog Richard Nixon die Konsequenzen aus der Watergate-Affäre und trat (als bisher einziger) US-Präsident zurück. Seine Machtmissbräuche liessen sich nicht mehr vertuschen. Das war in grossem Masse das Verdienst der investigativen Journalisten Bob Woodward und Carl Bernstein der «Washington Post». Seither sind Redakteure und Reporter erpicht darauf, immer wieder sogenannte «Gates» zu produzieren. Sei es nun ein «Nipplegate», ein «Täschligate» oder ein «Gerigate». Die wenigsten davon enden allerdings mit einem Rücktritt.
Er herrschte in seinen besten Zeiten über ganz Europa. Eine erste Absetzung ignorierte er und kehrte aus dem Exil von Elba zurück. Doch nach der verlorenen Schlacht von Waterloo vor 200 Jahren (Jahrestag am 22. Juni) musste Napoleon ein zweites Mal und diesmal endgültig ins Exil nach St.Helena verreisen. Auch das ist ein Rücktritt.
Ernst Sachs entwickelte 1903 eine neue Bremsmethode für Velofahrer: die Rücktrittsbremse. Wenn man entgegen der Fahrtrichtung in die Pedale tritt, blockiert das Hinterrad. Heute sind die meisten Kindervelos damit ausgestattet. Der Rücktritt wurde uns also zwar nicht gerade in die Wiege gelegt, aber zumindest unter den Sattel. Mit Vorteil nutzt man ihn, bevor man gegen die Wand fährt (was leider nicht alle verstehen).
Er und Blatter sind quasi «Tagesvetter» – der spanische König trat am selben Tag zurück, einfach ein Jahr früher. Die Abdankung war die Überraschung. Er, der stolze König, der dies bislang strikt ausschloss. Doch der Druck wurde zu gross. Negativ-Schlagzeilen und fast zwei Drittel der Spanier im Nacken. Kein Wunder. Er posierte mit einem Gewehr in der Hand neben einem erlegten Elefanten. Der König auf Grosswildjagd, das Volk in der Wirtschaftskrise. Die «Krönung»: Seine Begleitung war die angebliche Affäre und nicht etwa die Ehefrau. Und dann war da noch der Korruptionsskandal um seinen Schwiegersohn. Genug.