Wie und wie viele Sexszenen in einem Film gezeigt werden, sagt viel über die Zeit aus, in der der Film gedreht wurde. Und auch über den Ort. Gerade, wenn der Ort «Amerika» heisst.
So beschäftigte sich zum Beispiel vor 50 Jahren der Oberste Gerichtshof der USA mit einem Kinobetreiber, der das Filmdrama «Die Kunst zu lieben» (1971, Originaltitel: «Carnal Knowledge») zeigte. Der Vorwurf: «Verbreitung obszönen Materials». Dabei ist im Film kaum expliziter Sex dargestellt – einzig in einer Szene hört man Stöhnen, während man in ein leeres Wohnzimmer blickt. Das Gericht entschied, dass der Film nicht obszön sei.
Seit da hat sich viel getan, was Sex in Filmen angeht, die in Amerika (und bei uns) gezeigt wurden. Stichworte: «9 1/2 Wochen» (1986), «Basic Instinct» (1992), «Titanic» (1997), «Eyes Wide Shut» (1998), «Vicky Cristina Barcelona» (2008) und und und.
Doch seit einigen Jahren dreht sich der Wind wieder in Hollywood, wenn es um Sex geht. Was einst mit ein Höhepunkt von Filmen war, wird immer rarer. In nur wenigen Produktionen wie «Fair Play» (2023) oder «Poor Things» (2023) wird Sex überhaupt noch ausgiebig inszeniert. Es wird darum sogar gemunkelt, Hollywood sei in ein puritanisches Zeitalter eingetreten.
Und die Zahlen geben dieser Aussage recht. So hat der Filmdatenanalyst Stephen Follows die 250 umsatzstärksten Filme in Amerika der Jahre 2000 bis 2023 analysiert und herausgefunden, dass «Sex und Nacktheit» um fast 40 Prozent zurückgegangen seien. Im Jahr 2000 noch hatten weniger als 20 Prozent der umsatzstärksten Filme überhaupt keinen Sex. Heute sind es fast 50 Prozent.
Während Sex offenbar ein Tabu wurde, konnten Drogen, Gewalt oder vulgäre Sprache sich halten:
Ein Trostpflaster gibt es aber: Diejenigen Sex-Szenen, die es ins Kino schaffen, seien anschaulicher als je zuvor, so Follows. Sogar erigierte Penisse würde man mittlerweile sehen.
Nur Prüderie kann es also nicht sein, dass man immer weniger Sex in Spielfilmen sieht. Der «Economist» sieht einen Grund für den Rückgang der expliziten Inhalte darin, dass mittlerweile Koordinatoren für Intimität an Filmsets engagiert würden. Diese arbeiten mit Regisseuren und Schauspielern zusammen, um Szenen mit Sex oder sexueller Gewalt zu choreografieren. Ein Teil ihres Jobs ist es zudem, mit Filmemachern zu überlegen, warum der Sex für die Geschichte wichtig ist. So würden immer wieder Sex-Szenen gestrichen.
Und zudem ist der Trend zu weniger Sex in Filmen auch zeitgemäss, denn laut einer Studie der University of California Los Angeles (UCLA) aus dem Jahr 2023 hätten Jugendliche heute weniger Sex und wollten diesen auch gar nicht auf der Leinwand sehen. Und somit sagen die Sexszenen in aktuellen Filmen eben tatsächlich auch viel über die heutige Zeit aus. (yam)
Ich weiß nicht wie ich es anders ausdrücken soll. xD
Es muss halt passen....