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«Wir zählen unsere Toten» – Drogengewalt schockt Marseille

City of Marseille waterfront and harbor view City of Marseille waterfront and harbor view, southern France Copyright: xZoonar.com/DaliborxBrlekx 21635558
Die Hafenfront von Marseille.Bild: www.imago-images.de

«Wir zählen unsere Toten» – Drogengewalt schockt Marseille

19.11.2025, 19:1119.11.2025, 19:11

Drogenbosse haben in Marseille den Bruder eines bekannten Kritikers der Rauschgiftkriminalität mutmasslich zur Einschüchterung erschiessen lassen und damit einen frankreichweiten Sturm der Entrüstung ausgelöst. Präsident Emmanuel Macron lud mehrere Minister zu einem Krisentreffen zum Kampf gegen Drogenkriminalität und sagte, dass der Handel Frankreichs Städte destabilisiere und die Gesellschaft schwäche, wie Regierungssprecherin Maud Begeon nach einer Kabinettssitzung sagte.

Der 20-jährige Mehdi Kessaci war am vergangenen Donnerstag in der südfranzösischen Hafenstadt von einem Motorrad aus erschossen worden. Frankreichs Innenminister Laurent Nuñez sprach nach der Krisensitzung am Dienstag von einer «Einschüchterungstat», weit entfernt von einer «klassischen Abrechnung», wie es sie in der Drogenhochburg Marseille jedes Jahr dutzende Male gibt. Amine Kessaci (22), der Bruder des Erschossenen, ist Gründer des Vereins Conscience, der von Drogenkriminalität und ihren Folgen betroffenen Familien beisteht. Damit ist er den Drogenbanden ein Dorn im Auge.

«Was aber unternimmt der Staat?»

Die führende französische Tageszeitung «Le Monde» erschien am Mittwoch auf der ersten Seite mit einem Foto und einem Appell von Amine Kessaci unter dem Titel «Warum ich nicht schweigen werde». «Angesichts eines solchen Feindes muss der Staat die Lage einschätzen und begreifen, dass ein Kampf auf Leben und Tod begonnen hat. Es ist Zeit zu handeln (...)», schrieb Kessaci. «Wir zählen unsere Toten, aber was unternimmt der Staat?»

Vor wenigen Wochen erst hatte Kessaci das Buch «Marseille, essuie tes larmes» (Marseille, trockne deine Tränen) veröffentlicht. Darin prangert er an, dass der Staat den Bewohnern der abgehängten und vom Drogenhandel dominierten Hochhausvierteln kaum eine Perspektive biete. Auslöser für Kessacis Engagement war der Tod eines älteren Bruders, der 2020 im Drogenmilieu erschossen wurde.

Steckt mächtiger Drogenboss hinter dem mutmasslichen Mord?

Hinter der Tötung an Mehdi Kessaci könnte als Auftraggeber der Chef der mächtigen Drogenbande DZ Mafia in Marseille stecken, berichtete die Zeitung «Le Parisien» unter Verweis auf die Ermittlungen. Dieser gelte trotz seiner Inhaftierung als Auftraggeber etlicher Morde im Drogenmilieu. (sda/dpa)

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32 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Gaston P. de Valcroix
19.11.2025 20:23registriert August 2025
Wieder ein gutes Beispiel mehr für den failed State in Frankreich. Die kulturfremde Migration hat dieses wunderbare Land komplett kaputt gemacht. Schlimm. Die armen Gallier sie tun mir leid.
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Sweeney Todd
19.11.2025 23:59registriert September 2018
Während es die Amis übertreiben, würde uns in Europa ein bisschen mehr ICE durchaus gut tun.
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Vollkornzwieback
19.11.2025 19:51registriert März 2020
Natürlich ist wieder mal der Staat daran schuld, der den armen Kindern keine Perspektiven bietet. Ihnen bleibt einfach überhaupt nichts anderes übrig, als in die gewalttätigste, kränkste und kaputteste Branche überhaupt einzusteigen und Konkurrenten wie auch Kritiker zu erschiessen. Das kennen wir doch alle.
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