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Frankreich

Brennende Autos und Festnahmen bei erneuten Demos in Paris

epa08864960 An activist from Gilet Jaune (Yellow Vests) holds a sign says 'Live yes, survive no' as several cars are on fire during a protest against France's controversial global secur ...
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Ausschreitungen und etliche Festnahmen bei Demos gegen Sicherheitsgesetz in Paris

05.12.2020, 21:2606.12.2020, 14:43
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Bei einer Demonstration gegen Polizeigewalt und das geplante Sicherheitsgesetz ist es in Paris erneut zu Krawallen gekommen. Autos wurden am Samstagnachmittag in Brand gesteckt und etliche Schaufenster beschädigt, wie auf Fernsehbildern zu sehen war. Randalierer warfen Geschosse in Richtung Polizei, diese setzte Tränengas ein. Nach Angaben der Polizeipräfektur wurden bis zum Abend 42 Menschen in Paris festgenommen. In ganz Frankreich gab es zahlreiche Proteste – in Toulouse, Bordeaux oder etwa Lyon gingen Tausende Menschen weitgehend friedlich auf die Strasse. Es waren jedoch deutlich weniger als in der Woche zuvor.

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Der Pariser Demonstrationszug war zunächst friedlich an der Porte des Lilas im Osten der Stadt gestartet und zog bis zur Place de la République. Zahlreiche junge Menschen waren auf der Strasse, Gewerkschaften waren ebenfalls vertreten. Die Polizei sicherte rund um die Demonstration die Strassen ab und kontrollierte einige Metroausgänge, wie eine dpa-Reporterin berichtete. Auf den Schildern der Demonstrierenden stand etwa an Innenminister Gérald Darmanin gerichtet «Rücktritt Darmanin» oder «Frankreich: Land der Polizeirechte», die Menschen skandierten «Macron, es reicht!».

Nach etwa anderthalb Stunden kam es auf der Demonstrationsroute in der Avenue Gambetta im 20. Arrondissement zu ersten Ausschreitungen. Medien zufolge hatten sich Hunderte Randalierer unter die Demonstrierenden gemischt. Es wurde ein kleiner Laster angezündet, eine tiefschwarze Rauchwolke hing über der Strasse – zahlreiche Autos gingen ebenfalls in Flammen auf. Eine Bankfiliale wurde komplett auseinandergenommen, die Scheiben und die Inneneinrichtung schwer beschädigt. Entlang der gesamten Demonstrationsroute wurden zahlreiche Brände entfacht. Bis zum Abend beruhigte sich die Lage.

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Feuerwehrleute versuchen brennende Autos zu löschen, die Demonstranten angezündet haben.Bild: keystone

«Die Randalierer zerschlagen das Land», kritisierte Innenminister Darmanin. Acht Sicherheitskräfte seien verletzt und landesweit seien 64 Menschen festgenommen worden. Auch etwa in Nantes und anderen Städten war es Berichten nach vereinzelt zu Zusammenstössen gekommen. Insgesamt gingen im ganzen Land nach Angaben des Innenministeriums mehr als 52'000 Menschen auf die Strasse, davon 5000 in Paris. Die Organisatoren geben in der Regel deutlich höhere Zahlen an. Dennoch liegt das weit unter der Mobilisierung am vergangenen Wochenende, als nach Behördenangaben allein 46'000 Menschen in Paris auf die Strasse gingen.

Ein Kollektiv aus Gewerkschaften, Journalisten- und Opferschutzverbänden sowie Menschenrechtsorganisationen hatte zu dem landesweiten Protest gegen das scharf kritisierte Sicherheitsgesetz aufgerufen. Auch Fälle von Polizeigewalt hatten zuletzt in Frankreich Schlagzeilen gemacht. Auch bei der Pariser Demo vergangene Woche kam es im Verlauf schliesslich zu massiven Ausschreitungen, während Zehntausende friedlich demonstrierten.

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Die Regierungsmehrheit hatte zwar vor einigen Tagen angekündigt, den besonders umstrittenen Artikel 24 des Sicherheitsgesetzes zu überarbeiten, der die Verbreitung von Aufnahmen von Polizisten einschränken soll. Die Organisationen fordern allerdings, diesen Passus komplett zu streichen. Das Gesetz sieht ausserdem noch weitere scharf kritisierte Massnahmen vor. Dazu zählt vor allem die Ausweitung der Videoüberwachung durch die Polizei etwa bei Demonstrationen und mithilfe von Drohnen. Dies soll nach Angaben der Regierung dem Schutz der Polizei dienen.

Frankreichs Präsident Emmanuel Macron hatte am Freitag angekündigt, Anfang kommenden Jahres eine Online-Plattform einrichten zu wollen, auf der Menschen Diskriminierung etwa durch die Polizei melden können. Einige Polizeigewerkschaften kritisierten die Pläne scharf. (sda/dpa)

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6 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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mille_plateaux
06.12.2020 00:23registriert Juni 2017
Was sich der französische Politfilz zur Zeit erlaubt, passt auf keine Kuhhaut. Ich hoffe inständig, dass der Senat diesem unverschämten, undemokratischen, freiheitsbeschneidenden «Gesetz» einen Riegel schiebt!
Einem europäischen Land komplett unwürdig. «Liberté, égalité, fraternité» gilt wohl nur noch für die feinen Pinkel mit ENS-Abschluss. Pfui! Und den Menschen auf der Strasse viel Kraft!
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Ökonometriker
05.12.2020 22:27registriert Januar 2017
Wäre mal Zeit, in Frankreich das Brandschatzen durch Abstimmen zu ersetzen. Wäre ein Schritt in eine stabilere Zukunft.
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