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Frankreich: Frau stirbt bei Protesten gegen Spritpreise

Massenproteste in Frankreich eskalieren:

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Massenproteste in Frankreich eskalieren
Aus Protest gegen geplante Steuererhöhungen auf Diesel und Benzin sind in Frankreich am Samstag Zehntausende auf die Strassen gegangen und ...
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Massenproteste in Frankreich eskalieren – darum sind die Franzosen wütend auf Macron

Aus Protest gegen geplante Steuererhöhungen auf Diesel und Benzin sind in Frankreich am Samstag Zehntausende auf die Strassen gegangen und blockierten den Verkehr. Dabei starb bei einem Unfall eine Frau. Mindestens 229 wurden verletzt.
17.11.2018, 10:2918.11.2018, 03:39
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Bei Protesten und Strassenblockaden wegen hoher Spritpreise ist in Frankreich eine Frau ums Leben gekommen. Mindestens 229 wurden verletzt, sieben von ihnen schwer, wie das französische Innenministerium am Samstagabend mitteilte.

Insgesamt hätten im Land rund 283'000 Menschen an den Protesten teilgenommen. Die Demonstranten nennen sich die «Gilets Jaunes», (dt.: gelbe Westen), in Anspielung auf die Warnwesten, die auch in Frankreich jeder Autofahrer dabei haben muss. Mehr als 2000 Protestaktionen gab es offiziellen Angaben zufolge.

Mehrere Zwischenfälle im ganzen Land

Gleich zu Beginn des Tages scheinen sich die schlimmsten Befürchtungen zu bewahrheiten: Nördlich von Grenoble gerät eine Autofahrerin in Panik, als an einer Strassenblockade Demonstranten auf ihr Autodach trommeln. Sie gibt Gas und überfährt eine Teilnehmerin der Protestaktion, die kurz darauf stirbt.

Auch im Norden Frankreichs kommt es zu einem schweren Unfall. Ein Demonstrant wird Berichten zufolge in Arras auf einem Kreisverkehr umgefahren und kommt schwer verletzt ins Krankenhaus. Einer Bilanz des Innenministeriums zufolge gibt es im ganzen Staatsgebiet mindestens 229 Verletzte, darunter sieben Schwerverletzte. 117 Menschen werden festgenommen, 73 kommen in Polizeigewahrsam.

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Die Protestbewegung «Gelbe Warnwesten» (gilets jaunes) richtet sich gegen das Vorhaben der Regierung, die Steuern für Autofahrer im kommenden Jahr weiter zu erhöhen.Bild: EPA/EPA

Schon im Voraus waren Frankreichs Behörden alarmiert, denn das Ausmass der dezentral organisierten Proteste war schwer einzuschätzen - genau wie die damit einhergehenden Gefahren. 3000 zusätzliche Sicherheitskräfte waren am Samstag im Einsatz.

Blockaden und Tränengas

Überall im Land stockt der Verkehr. Auf ganzen Autobahnabschnitten geht kaum noch etwas, weil die Demonstranten immer nur einzelne Fahrzeuge durchlassen. Auch auf dem Prachtboulevard der Champs-Élysées in Paris kommt am Nachmittag der Verkehr zum Erliegen. Vor dem Mont-Blanc-Tunnel setzt die Polizei sogar Tränengas ein, um eine Blockade aufzulösen.

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Auch auf dem Boulevard des Champs-Élysées in Paris kam am Nachmittag der Verkehr zum Erliegen.Bild: EPA/EPA

Wogegen richtet sich die Wut der Demonstranten?

Da sind zunächst die Spritpreise. Seit Jahresbeginn sind die Steuern für Diesel-Kraftstoff nach früheren Angaben der französischen Nachrichtenagentur AFP bereits um 7,6 Cent pro Liter gestiegen, für Benzin um 3,9 Cent. Eine weitere Anhebung ist für 2019 geplant.

Ein Liter Super kostete laut der Tageszeitung «Libération» im November in Frankreich durchschnittlich 1,53 Euro - 27 Cent mehr als noch vor acht Jahren. Der Preis für Diesel stieg im selben Zeitraum um 44 Cent auf durchschnittlich 1,51 Euro.

Für viele Beobachter sind die geplanten Steuererhöhungen jedoch nur der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte. Schon im Sommer gab es Proteste gegen ein neu eingeführtes Tempolimit auf Landstrassen: Statt 90 Kilometer pro Stunde sind seitdem auf Landstrassen nur noch 80 erlaubt. Vor allem in den ländlichen Regionen ist der Unmut gross.

Macron als Präsident der Reichen kritisiert

Doch die Wut geht über Verkehrsthemen hinaus. Oft ist die Forderung nach einem höheren Mindestlohn zu hören. Politiker dagegen sollten weniger verdienen. Nicht wenige «Gilets Jaunes» attackieren auch den Mitte-Präsidenten Macron persönlich, dessen Politik sie als Politik für die Reichen wahrnehmen. Auf Fernsehbildern sind Schilder zu sehen mit dem Konterfei Macrons und dem Schriftzug: «Hau ab!».

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Bild: EPA/EPA

Macron hatte im Vorfeld in einem TV-Interview versichert, dass er den Ärger der «Gilet Jaunes» wahrnehme und verstehen wolle. Er warnte aber auch vor widersprüchlichen Forderungen nach mehr öffentlichen Jobs einerseits und weniger Steuern andererseits.

(oli/sda/dpa/afp)

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53 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Loeffel
17.11.2018 15:31registriert Oktober 2016
Der mausarme und finanziell ach so geplagte Franzose geht mit augemotzten Lamborghinis gegen Spritpreiserhöhung protestieren? Ja bitte, hilft denn denen niemand!? Der arme Kerl verbraucht 22l/100km, gebt dem gefälligst 20% Schwanzverlängerungsrabatt auf seinen Sprit. Diese Abzocke geht ja auf keine Kuhhaut 🤪
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Wilhelm Dingo
17.11.2018 13:02registriert Dezember 2014
Protest gegen hohe Spritpreise? Wie hohl ist das denn!
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Jol Bear
17.11.2018 19:39registriert Februar 2014
Ergänzung dem SPIEGEL: "Macrons C02-Abgabe unterscheidet sich von Steuermodellen, die Ökonomen für den Kampf gegen die Erderwärmung empfehlen: Viele Wissenschaftler plädieren zwar ebenfalls für eine Erhöhung der Preise von fossilen Brennstoffen - fordern aber zugleich, die Einnahmen daraus an die Bürger zurückzuzahlen." Mit solchem Modell werden Anreize gesetzt, jene, die viel Benzin verbrauchen, zahlen netto drauf, die Benzinabgabe wäre "steuerneutral". Die Franzosen mögen eben nicht, dass in France immer noch mehr Steuergeld irgendwo im Staatsmoloch verschwindet. Um das geht es.
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