Mehr als 20 Kinder soll al-Qaida-Führer Osama bin Laden gehabt haben – ganz sicher weiss man es nicht. Eines von ihnen ist Omar bin Laden. Der 41-Jährige lebt mittlerweile in Frankreich und arbeitet als Maler. In einem Interview mit dem britischen Boulevard-Blatt «The Sun» hat er nun von seiner Kindheit berichtet – und dem Verhältnis zu seinem Vater, der ihn einst als Nachfolger auswählte.
Omar bin Laden wurde in Saudi-Arabien geboren. Die Familie zog jedoch mehrfach um: in den Sudan und nach Afghanistan. «Mein ganzes Leben lang sind wir von Ort zu Ort gereist. Nie konnte man sich irgendwo wirklich niederlassen», erzählt er dem «Sun»-Reporter. «Als ich noch ein Kind war, vielleicht 16 Jahre alt, haben sie mir beigebracht, wie man eine Kalaschnikow benutzt.» Auch den Umgang mit alten russischen Panzern habe er gelernt, so der Sohn des Terroristen-Führers, der 2011 in Afghanistan getötet wurde. «Ich glaube, ich war eines der Opfer meines Vaters und der gesamten Situation.»
Al-Qaida habe kein Erbarmen gekannt: So seien chemische Waffen an seinen Haustieren getestet worden. «Ich habe sie gesehen, sie haben es an meinen Hunden getestet», erzählt Omar bin Laden. Die schrecklichen Erlebnisse aus seiner Kindheit verfolgten ihn bis heute. «Es ist sehr schwierig, der Sohn von jemandem zu sein, der von dem Grossteil der Welt Terrorist genannt wird. Sie verurteilen ihn, für was er getan hat und schliessen uns dabei mit ein.»
Nach dem Tod seines Vaters habe er gedacht, die schweren Zeiten seien vorbei. Da habe er sich aber getäuscht, zieht Omar bin Laden heute Bilanz. Er hatte sich bereits im April 2001, also noch fünf Monate vor den Terrorattacken al-Qaidas am 11. September 2001 in New York, von seinem Vater losgesagt. «Ich habe mich verabschiedet, er hat sich verabschiedet, er war nicht glücklich darüber. Ende der Geschichte.» Er habe genug gehabt von der Welt seines Vaters, so Omar bin Laden.
Sein Name sei ihm heute jedoch überraschend nützlich – für den Verkauf seiner Bilder, wie er der dem britischen Journalisten erklärt. Und er sei angekommen in der Welt: Sein Lieblingsfilm sei «Erbarmungslos» von Clint Eastwood. Freddy Mercury hält er für den besten Sänger der westlichen Welt. Und: «Ich liebe die Queen. So viele Menschen kamen und gingen, und sie war immer da.» (cpf)