Nach ihrer Freilassung berichteten viele Menschen von schwersten Misshandlungen. In Videos schilderten Frauen und Männer, dass sie in engsten Zellen stehend zusammengepfercht worden seien – 46 Menschen in einem Raum mit sechs Betten.
Nach der Freilassung vieler Gefangener haben im Land erneut Proteste gegen Gewalt und Willkür unter «Europas letztem Diktator» Alexander Lukaschenko begonnen.
Hunderte Ärzte und Frauen bildeten am Freitagmorgen in der Hauptstadt Minsk Menschenketten, um gegen das brutale Vorgehen der Sicherheitskräfte gegen friedliche Kundgebungen zu demonstrieren.
Warnung: Bei dem Bild- und Videomaterial könnte es sich um sensible Inhalte handeln.
[GRAPHIC CONTENT]
— Franak Viačorka (@franakviacorka) August 14, 2020
This guy claims that he was helping paramedics to load the wounded man to the ambulance when the riot police attacked him from the back and hit him with something heavy pic.twitter.com/eijfvDlu6t
Der blutüberströmte Mann hat nach eigenen Angaben den Sanitätskräften geholfen, einen verwundeten Demonstranten in den Ambulanzwagen zu heben, als ihn Sicherheitskräfte von hinten mit einem schweren Gegenstand niederschlugen.
A woman who just spent a night in jail describes having her pants pulled down, being beaten by ten cops, threatened with gang rape and forced to stand in a stress position with her face to the wall #Belarus pic.twitter.com/N2YBbWHK8N
— Simon Ostrovsky (@SimonOstrovsky) August 13, 2020
Diese Frau berichtet unter Tränen von ihrer Nacht im Gefängnis: Ihre Hose sei ihr runter gezogen worden, zehn Polizisten hätten auf sie eingeschlagen und ihr mit einer Massenvergewaltigung gedroht. Danach habe sie in einer Stressposition mit Gesicht zur Wand verharren müssen.
Andere Frauen, die in derselbigen Nacht freigelassen wurden, konnten nicht sprechen, viele weinten. Manche berichten von Menschen, die zu Tode geprügelt wurden. Das Gefängnis sei die Hölle.
My colleague is near the detention center now. He says that two girls just left the detention center. They are in shock, they can't speak, they are сrying. Other detainees say that some people might be beaten to death. Other describes the place as the hell.
— Franak Viačorka (@franakviacorka) August 13, 2020
Eine Ärztin, die im Okrestina-Gefängnis inhaftiert wurde, berichtet von 50 Menschen in einer Zelle von sechs bis acht Quadratmetern. «Manche Frauen wurden gefoltert.»
Die ersten 15 Stunden hätten die Insassen keinen Zugang zu Wasser oder Nahrung erhalten – viele haben den Tag durch im Freien protestiert.
#URGENT A woman just released from Okrestina, who was a detained doctor helping protestors talks of 50 people in one jail cell (~6-8m2) no access to food or water for the first 15 hours and a whole day of standing outside. She reports of some women being tortured. #Belarus pic.twitter.com/aIL3dv3P9c
— Belarus Free Theatre (@BFreeTheatre) August 13, 2020
This is unspeakably awful. An echo of the darkest days of Belarus’s Soviet history. https://t.co/pNJHp1ruon
— Julia Ioffe (@juliaioffe) August 13, 2020
Schreie sind ausserhalb des «Akrestina Folterhaus» in Minsk zu vernehmen. Anwohnende berichten, dass die Schreie die gesamte Nacht hindurch zu hören gewesen seien.
Obwohl viele Menschen in den letzten Stunden freigelassen wurden, sind Tausende immer noch in den Gefängnissen inhaftiert.
Dieser Journalist wurde bereits dreimal in Belarus verhaftet. Das Foto mit dem Mann, der ein Stück Papier aus dem Fenster hält, ist er selbst. «Es ist natürlich ein fürchterlicher Ort mit unmenschlichen Bedingungen. Auch davor wurden Menschen dort schon geschlagen. Aber nicht so wie jetzt! Jetzt töten sie dort Menschen.»
[GRAPHIC CONTENT] Multiple hematomas. But at least they are alive.
— Franak Viačorka (@franakviacorka) August 13, 2020
Meanwhile, Minister of Interior Karaev said on state TV that he takes responsibility and apologizes for the injuries of random people at the protests pic.twitter.com/3GmBACq7Zb
Viele Freigelassene zeigen ihre mit Platzwunden und grossen Hämatomen von Schlägen übersäten Körper. Die Blutergüsse und Wunden zeugen von den Gewaltdelikten innerhalb der Gefängnismauern.
Ein Freigelassener aus einem Gefängnis in Minsk schreibt: «Ich wurde zwei Tage festgehalten und wurde Zeuge von der hier dokumentierten Polizeigewalt. In anderen Worten: OMON (Mobile Einheit besonderer Bestimmung, Anm.d.Red.) sind absolute Tiere – mit einem beachtenswerten, ummenschlichen Hass auf ihre Landsleute.»
New Thread:
— Dan Peleschuk (@dpeleschuk) August 14, 2020
I'm back in Kyiv from #Minsk, where I was detained for two days and witnessed the kind of police brutality that's being increasingly documented.
In a few words, OMON are absolute animals — with a remarkably inhuman hate of their fellow #Belarusians.
Weitere Verletzungen und Gewalttaten wie Vergewaltigungen, Gehirnerschütterungen und mehrfache Knochenbrüche wurden ebenfalls gemeldet. Viele der entlassenen Insassen mussten direkt in ein Krankenhaus gebracht werden.
Auf den sozialen Medien versuchen die Belarussen, die internationale Gemeinschaft und Politik auf ihre Lage aufmerksam zu machen. Sie sprechen von Menschenrechtsverletzungen, die in den Gefängnissen in Belarus begangen werden.
As reports of rape, concussions and severe fractures come out of #Belarus prisons we urge you to contact you MPs and representatives, your senators and presidents and tag them to apply tougher measures and stop human rights abuses in #Belarus @BorisJohnson @POTUS @EUCouncil pic.twitter.com/IXaSwRGYxD
— Belarus Free Theatre (@BFreeTheatre) August 13, 2020
Eine Mutter sorgt sich um ihren inhaftierten Sohn, von dem sie seit 48 Stunden nichts gehört hat. Ihr Sohn leide an einer Erkrankung der Schilddrüse und brauche Zugang zu seinem Medikament (Levothyroxin). Ein freigelassener Mitinsasse sagt, der Mann habe keinen Zugang dazu.
Der Aufruf gilt den behinderten und von Medikamenten abhängigen Menschen, die ohne Hilfe oder lebenswichtige Ressourcen festgehalten werden.
A woman didn’t know whereabouts of her son for more than 48hr, as a disabled man he is need of constant levothyroxine which a man who was in his cell denies he has access to. ❗️In #Belarus disabled people and people with health issues are denied medication in jails. Please share pic.twitter.com/ROXFRq9N0s
— Belarus Free Theatre (@BFreeTheatre) August 13, 2020
Hunderte Personen warten vor einem Haftzentrum in Minsk auf Informationen über den Verbleib ihrer Angehörigen, die immer noch festgehalten werden. Von manchen fehlt seit Tagen jede Spur.
Eerie atmosphere today at one of Minsk detention centers where hundreds have gathered to find any bit of information about their loved ones detained during protests. Some of them have been missing for days. pic.twitter.com/OjdDmYeZsL
— Mary Ilyushina (@maryilyushina) August 13, 2020
Gunshot and shrapnel wounds, burns and severed limbs. That's how the police treated the PEACEFUL (!) protesters in #Belarus. We are launching a campaign to collect information about the crimes against humanity committed by Lukashenko and put him before the international court. pic.twitter.com/pUxcDYvr0r
— NEXTA (@nexta_tv) August 13, 2020
Schusswunden und Granatsplitter, Verbrennungen und abgetrennte Gliedmassen: Eine Aufzählung einiger Verletzungen, von denen in Zusammenhang mit Polizeigewalt berichtet wurde. Es wurde unterdessen eine Kampagne gestartet, um die Gewalttaten gegen die Bevölkerung zu dokumentieren.
Diese Berichte sollen helfen, Lukaschenko vor einem internationalen Gericht für Verbrechen gegen die Menschlichkeit anzuklagen.
Der belarussische Innenminister, Alexander Barsukov, auf seinem Weg ins Haftzentrum. Barsukov kündigte in der Nacht auf Freitag an, Inhaftierte bis sechs Uhr morgens freizulassen. Er widersprach den Berichten und sagte, niemand sei geschlagen oder gefoltert worden.
Eine Frau, die in Barkuskovs Nähe stand, rief: «Du wirst dafür bezahlen!»
Woman’s response to this: “You will pay for this.”
— Mary Ilyushina (@maryilyushina) August 13, 2020
Appears that the authorities are making concessions by releasing all detainees from main detention centers but the gruesome reports of beatings won’t disappear from memories any time soon https://t.co/cBfFmrRATK
(adi)
Für uns in Wohlstands-Demokratien schwer vorstellbar.
Passiert(e) aber offensichtlich auf der ganzen Welt.
Grauenhaft...
Solche Berichte machen mich Rasend.