Nach der Umleitung nach Belarus ist die Passagiermaschine der Gesellschaft Ryanair am Sonntag mit mehr als achtstündiger Verspätung auf dem Flughafen der litauischen Hauptstadt Vilnius gelandet. Das Flugzeug mit der Nummer FR4978 landete um 21.25 Uhr (20.25 Uhr MESZ), wie auf der Webseite des Flughafens zu sehen war. Ursprünglich sollte die in Athen gestartete Maschine mit mehr als 100 Menschen an Bord um 13.00 Uhr Ortszeit landen.
Die belarussische Opposition warf dem Machthaber Alexander Lukaschenko in Minsk Staatsterrorismus vor, weil er das Flugzeug mit dem oppositionellen Aktivisten Roman Protassewitsch an Bord zur Landung gezwungen habe. Der frühere Kulturminister Pawel Latuschko, der in der EU als Oppositioneller im Exil ist, sagte, dass neben dem in Minsk festgenommenen Protassewitsch mehrere Passagiere nicht die Weiterreise angetreten hätten, darunter auch ein Bürger aus Belarus und vier Russen. Eine offizielle Bestätigung dafür gab es zunächst nicht.
Latuschko sagte unter Berufung auf seine Kontakte, dass die Flugleitzentrale in Minsk den Piloten mit einem Abschuss der Maschine gedroht habe, wenn sie nicht landen. Dazu sei auch ein mit Raketen bewaffneter Kampfjet MiG-29 aufgestiegen, um das Flugzeug zur Umkehr und auf den Boden zu zwingen.
Dass ein Kampfjet aufstieg, haben die Behörden in Minsk zwar bestätigt, nicht aber die Drohung gegen die Piloten. Staatsmedien in Minsk berichteten vielmehr, die Piloten hätten nach einer angeblichen Bombendrohung selbst um Landung in Minsk ersucht. Dem widersprachen zahlreiche Experten, weil die Maschine bereits näher an ihrem Zielort Vilnius als an Minsk gewesen war, bevor sie umgeleitet wurde.
Nach der Landung stellte sich nach belarussischen Behördenangaben heraus, dass es keinen Sprengsatz an Bord gegeben habe. Festgenommen wurde nach Angaben des Menschenrechtszentrums Wesna aber der politische Aktivist und Blogger Protassewitsch. Über seinen Verbleib gab es zunächst keine offiziellen Angaben. (sda/dpa)
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