Bei den seit einer Woche anhaltenden Luftangriffen der türkischen Streitkräfte auf Stellungen der Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) im Nordirak sind nach Angaben der amtlichen Nachrichtenagentur Anadolu etwa 260 Kämpfer getötet worden. Hunderte weitere wurden verletzt.
Unter den Verletzten sei auch Nurettin Demirtas, der Bruder des Vorsitzenden der türkischen Kurdenpartei HDP, Selahattin Demirtas, berichtete Anadolu am Samstag ohne Angaben von Quellen. Die türkische Regierung weigert sich derzeit, Angaben zu den Opfern ihrer Luftangriffe zu machen.
In einer Umkehr ihrer bisherigen Strategie hatte die Türkei vor rund einer Woche begonnen, Stellungen der Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) in Syrien zu bombardieren. Gleichzeitig aber griff sie nach dem Anschlag auf zwei türkische Polizisten auch Basen der verbotenen PKK im Nordirak an, die gegen den IS kämpft.
Die türkische Regierung spricht von einem «Krieg gegen den Terrorismus». Seitdem griff die Luftwaffe den IS nur drei Mal an, die PKK hingegen dutzende Male.
Allein am Freitag zerstörten 28 türkische Kampfjets laut Anadolu 65 PKK-Ziele, darunter auch Waffenlager. In der Nacht zum Samstag wurden bei einem Luftangriff auf ein Dorf nördlich der irakischen Kurdenhauptstadt Erbil erneut sechs Menschen getötet. Ob es sich bei den anderen Opfern um PKK-Mitglieder handelte, war unklar.
Selahattin Demirtas macht keinen Hehl daraus, dass sich sein Bruder den PKK-Kämpfern in den nordirakischen Kandil-Bergen anschloss. Dass er oder seine Partei selbst der PKK nahestehen, bestreitet er jedoch vehement. Wiederholt distanzierte er sich von jeder Form der Gewalt, auch durch die PKK.
Gegen den HDP-Chef und die Co-Vorsitzende Figen Yuksekdag laufen derzeit in der Türkei Ermittlungen. Demirtas spricht von einer «schmutzigen Propaganda» von Staatschef Recep Tayyip Erdogan. Die HDP hatte bei den Parlamentswahlen im Juni mit 13 Prozent einen historischen Erfolg errungen und Erdogans islamisch-konservativer AKP damit die absolute Mehrheit verbaut. (viw/sda/afp)