International
Gesellschaft & Politik

Tausende protestieren in Polen gegen Urteil des Verfassungsgerichts

People wave EU and Polish flags in support of Poland's EU membership during a demonstration, in Warsaw, Poland, Sunday, October 10, 2021. Poland's constitutional court ruled Thursday that Po ...
Tausende nahmen an den Protesten teil.Bild: keystone

Tausende protestieren in Polen gegen Urteil des Verfassungsgerichts

10.10.2021, 22:51
Mehr «International»

In Polen haben landesweit Tausende von Menschen gegen ein umstrittenes Urteil des Verfassungsgerichts und für den Verbleib ihres Landes in der EU demonstriert. In Warschau versammelten sich die Demonstranten auf dem Schlossplatz. Sie schwenkten polnische und Europa-Flaggen und riefen: «Wir bleiben» und «Wir sind Europa!». Auch in Danzig, Posen, Stettin, Krakau und vielen weiteren Städten gab es Proteste.

Das Verfassungsgericht des Landes hatte kürzlich geurteilt, dass bestimmte Elemente des EU-Rechts gegen die polnische Verfassung verstossen. Damit gab es nationalem Recht den Vorrang vor EU-Recht. Diese Entscheidung heizt den Konflikt zwischen der EU-Kommission und Warschau um die Reform des polnischen Justizsystems weiter an.

Former Polish Prime Minister Donald Tusk speaks from the podium during a demonstration in support of Poland's EU membership in Warsaw, Poland, Sunday, October 10, 2021. Poland's constitution ...
Donald Tusk, der polnische Oppositionsführer.Bild: keystone

Zu den Protesten aufgerufen hatte der ehemalige EU-Ratspräsident und polnische Oppositionsführer Donald Tusk. Bei seinem Auftritt vor den Demonstranten in Warschau sagte er, die nationalkonservative Regierungspartei PiS rede schon nicht mehr drumherum, dass sie das Land aus der EU führen wolle. «Der Platz Polens ist in Europa», so Tusk. «Wir werden gewinnen, denn wir sind mehr!» Sowohl Tusk als auch andere Redner wurden immer wieder durch laute Zwischenrufe und Sprechchöre aus einer Gegendemonstration rechtsnationaler Gruppierungen unterbrochen.

In Danzig sprach der Friedensnobelpreisträger und einstige polnische Präsident Lech Walesa zu den Demonstranten. «Die Menschen, die heute den Staat führen, sind ein grosses Unglück für Polen», sagte der frühere Chef der Gewerkschaft Solidarnosc. Kein Feind, der Polen je regiert habe, habe die Menschen im Land derart gespalten wie die PiS.

Die PiS-Regierung baut das Justizwesen seit Jahren um. Kritiker werfen ihr vor, Richter unter Druck zu setzen. Die EU-Kommission hat wegen der Reformen bereits mehrere Vertragsverletzungsverfahren gegen Warschau eröffnet und Klagen beim EuGH eingereicht. (sda/dpa)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
twint icon
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
26 Küsse, die nichts gebracht haben – die EU steckt in der Krise
1 / 28
26 Küsse, die nichts gebracht haben – die EU steckt in der Krise
Die offensive Küsserei des EU-Kommissionspräsidenten Jean-Claude Juncker hat nichts genützt, der EU geht es schlecht: Brexit, Flüchtlingskrise, Schuldenkrise. Hier küsst er gerade Dora Bakoyannis von der griechischen Oppositionspartei Nea Dimokratia.
quelle: x01164 / francois lenoir
Auf Facebook teilenAuf X teilen
So dreist werden die russischen Wahlen manipuliert
Video: watson
Das könnte dich auch noch interessieren:
1 Kommentar
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
1
Massenproteste in Georgien gegen «russisches Gesetz» halten an

In Georgien im Südkaukasus halten Massenproteste gegen ein geplantes und äusserst umstrittenes Gesetz an, das die Arbeit zahlreicher Nichtregierungsorganisationen und kritischer Medien erschweren könnte. Im Zentrum der Hauptstadt Tiflis versammelten sich am Donnerstagabend erneut Tausende Menschen, um ihren Unmut zum Ausdruck zu bringen über das Vorhaben ihrer moskaufreundlichen Regierung. In den Augen der Demonstranten ist dadurch die EU-Perspektive ihres Landes gefährdet. Neben georgischen Flaggen schwenkten viele deshalb erneut auch EU-Fahnen.

Zur Story