Die Regierung des Karibikstaats Trinidad und Tobago hat wegen Bandengewalt einen nationalen Notstand ausgerufen. Grund seien Informationen der Polizei, wonach in unmittelbarer Zukunft mit einer Eskalation der Vergeltungsschläge mit grosskalibrigen und automatischen Waffen zwischen kriminellen Banden zu rechnen ist, erklärte der kommissarische Generalstaatsanwalt Stuart Young bei einer Pressekonferenz. Der Notstand gilt zunächst für 15 Tage, das Parlament kann ihn allerdings verlängern.
Das für seinen farbenfrohen Karneval bekannte Trinidad und Tobago hat eine der höchsten Mordraten der Welt – 2024 wurden zum zweiten Mal binnen drei Jahren mehr als 600 Morde in einem Jahr registriert. Der Staat, der vor allem aus den zwei Hauptinseln Trinidad und Tobago besteht, hat etwa 1,5 Millionen Einwohner.
Die Gewalt geht zu einem grossen Teil auf Streit zwischen bewaffneten Banden zurück – derzeit vor allem zwischen den Gangs Rasta City und der von ihr abgesplitterten Sixx. Die Banden konkurrieren nach Angaben des Fachportals «Insight Crime» um die Beute unter anderem aus illegalem Glücksspiel, Menschenschmuggel und Raubüberfällen. Der einfache Zugang zu Waffen befeuere die Gewalt.
Am Sonntag wurden in Laventille, einem Vorort der Hauptstadt Port of Spain, fünf Menschen erschossen – laut Young vermuten die Ermittler, dass es sich um einen Vergeltungsschlag einer Bande gegen eine andere für einen Mord am Vortag handelte.
Durch die Notstandserklärung kann die Polizei nach Angaben von Young unter anderem Personen, Häuser und Fahrzeuge ohne gerichtlichen Befehl durchsuchen und Festgenommene bis zu zwei Tage lang ohne Haftbefehl in Gewahrsam nehmen. Auch soll das Militär zur Unterstützung der Polizei eingesetzt werden. Eine Ausgangssperre wird es laut Young nicht geben. Die Massnahmen richten sich ihm zufolge vor allem gegen den illegalen Besitz von Schusswaffen. (hkl/sda/dpa)