Zehntausende Griechen haben am Sonntag in Athen gegen einen Kompromiss im Streit um den künftigen Namen des Nachbarlandes Mazedonien protestiert. Sie strömten auf dem Syntagma-Platz vor dem Parlament zu einer Massenkundgebung zusammen.
Die Polizei schätzte die Zahl der Demonstranten zunächst auf mehrere Hunderttausend. Die Veranstalter sprachen von nahezu einer Million Menschen, die aus allen Teilen des Landes und sogar aus dem Ausland gekommen waren. Berichten zufolge trafen etwa 2500 Busse allein aus Nordgriechenland ein, ausserdem zwei Schiffe aus Kreta.
Einige Demonstranten trugen traditionelle Trachten, etwa die von griechischen Rebellen, die zu Beginn des 20. Jahrhunderts in Mazedonien gegen bulgarische Banden und osmanische Einheiten kämpften. «Mazedonien ist griechisch und nur griechisch. Dafür müssen wir kämpfen und es die Welt wissen lassen», sagt die eigens aus den USA angereiste Allia Sarellis.
Organisiert wurde der Protest von nationalistischen Organisationen, Veteranenvereinigungen, Vereinen der griechischen Diaspora und Kirchengemeinden. Beteiligt war auch die neofaschistische Partei Goldene Morgendämmerung (Chryssi Avgi).
Als einer der Hauptredner trat der weltberühmte Komponist Mikis Theodorakis auf. Der 92-Jährige wollte sich den Auftritt nicht nehmen lassen, obwohl Freunde aus dem linken Lager ihn deswegen kritisierten.
«Wir werden nie zustimmen, dass ein anderes Land den Namen Mazedonien in irgendeiner Form trägt», sagte der Komponist der heimlichen griechischen Nationalhymne – der Musik zum Film «Alexis Sorbas».
Der Namensstreit belastet die Beziehungen zwischen Griechenland und seinem nördlichen Nachbarn schon seit mehr als 25 Jahren. Der Konflikt reicht ins Jahr 1991 zurück, als die ehemalige jugoslawische Teilrepublik ihre Unabhängigkeit erklärte und den Namen Mazedonien für sich wählte.
Aus Sicht Griechenlands ist der Name Mazedonien jedoch Teil des griechischen Nationalerbes und suggeriert einen Anspruch auf die nordgriechische Provinz gleichen Namens. Wegen des schwelenden Konflikts wird Mazedonien bei der UNO mit dem sperrigen Namen Ehemalige Jugoslawische Republik Mazedonien (FYROM) geführt. Der Namensstreit mit Griechenland blockiert seit Jahren die Beitrittsgespräche Skopjes mit der Europäischen Union und der Nato.
Zuletzt zeichnete sich aber ein Kompromiss zwischen den Regierungen beider Länder ab. Der UNO-Vermittler in dem Streit, Matthew Nimetz, zeigte sich kürzlich «sehr optimistisch, dass der Prozess in eine positive Richtung geht». Nimetz hat Medienberichten zufolge fünf Namensvorschläge unterbreitet, die alle das Wort Mazedonien enthalten, unter anderem Nord-Mazedonien und Neu-Mazedonien. (fvo/sda/afp/dpa)