Aktivisten vor Ort sprechen von einer «Katastrophe». Ein Grossbrand auf der griechischen Insel hat das grösste Flüchtlingslager Europas zu grossen Teilen zerstört.
Hell on earth at #Moria camp on #Lesvos #Greece. A fire started late last night, now believed to have burned most of the camp that houses 12,000 people (4x its capacity). Doesn’t come as a surprise I’m afraid. #lesbos #migrants #refugeesgr pic.twitter.com/xFifUquvwn
— 𝙺𝚘𝚜𝚝𝚊𝚜 𝙺𝚊𝚕𝚕𝚎𝚛𝚐𝚒𝚜 (@KallergisK) September 9, 2020
Rund 12'600 Menschen sind im Lager untergebracht – bei einer Kapazität von gerade mal 2800 Plätzen.
Aktuelle Bilder aus #Moria. Kinder und Familien versuchen zu fliehen. pic.twitter.com/eZ48e3N49d
— MISSION LIFELINE (@SEENOTRETTUNG) September 8, 2020
Die Unruhen im Lager hatten bereits am Dienstagabend ihren Lauf genommen, nachdem bekannt geworden war, dass es mittlerweile mindestens 35 Corona-Fälle im Lager gibt.
Moria war deshalb abgeriegelt und bis zum 15. September unter Quarantäne gestellt worden.
Ministerpräsident Kyriakos Mitsotakis habe für den Vormittag ein Krisentreffen in Athen einberufen, sagte Regierungssprecher Stelios Petsas dem staatlichen Fernsehsender ERT.
Hell on earth tonight in Moria, everything is burning ... pic.twitter.com/EcRx6xvrIp
— th.v (@th_voulgarakis) September 9, 2020
Neben dem Migrations- und dem Bürgerschutzminister sollen daran auch der Chef des griechischen Nachrichtendienstes (EYP) und der Generalstabschef teilnehmen.
Man vermute organisierte Brandstiftung, so Petsas.
Der Sprecher bestätigte ausserdem, dass Migranten versucht hätten, die Feuerwehr an den Löscharbeiten zu hindern.
Gemäss Regierungsangaben ist der Grossbrand seit Mittwochmorgen weitgehend unter Kontrolle
Absolute destruction at #Moria camp visible with the first ray of light this morning. Approx 12,000 people will have nowhere to sleep tonight, not even the frail tents they used to call home.
— 𝙺𝚘𝚜𝚝𝚊𝚜 𝙺𝚊𝚕𝚕𝚎𝚛𝚐𝚒𝚜 (@KallergisK) September 9, 2020
Video by @moutafis77 #greece #lesvos #lesbos #migrants #refugeesgr pic.twitter.com/9XUkS1cSk2
Verletzte oder gar Tote gab es Stand Mittwochmorgen nicht, wie griechische Medien übereinstimmend berichteten. Athen hat zusätzliche Bereitschaftspolizisten zur Insel entsandt.
Daylight reveals the disaster. The fire continues to burn but much smaller and in few spots inside the camp.#Moria #Refugeesgr #Refugee #fire pic.twitter.com/uZ7CojWhnA
— th.v (@th_voulgarakis) September 9, 2020
Die Zerstörung im Flüchtlingslager ist aber verheerend – Aktivisten gehen davon aus, dass die grössten Teile unbewohnbar sind.
EU-Innenkommissarin Ylva Johansson hat angesichts des Grossbrands schnelle Hilfe versprochen.
2/2 ...I have already agreed to finance the immediate transfer and accommodation on the mainland of the remaining 400 unaccompanied children and teenagers. The safety and shelter of all people in Moria is the priority.
— Ylva Johansson (@YlvaJohansson) September 9, 2020
Sie sei in Kontakt mit dem griechischen Minister und den lokalen Behörden, schrieb die Schwedin am Mittwoch auf Twitter.
Dabei habe sie zugestimmt, den unverzüglichen Transfer und die Unterbringung der verbleibenden 400 unbegleiteten Kinder und Jugendlichen aufs Festland zu finanzieren. «Die Sicherheit und der Schutz aller Menschen in Moria hat Priorität.»
#Moria now. looks like total wasteland . Photos sent to me by resident Raid. Thoughts among officials of housing ppl on open areas far away from inhabited areas as temp measure . That’s a crisis of gigantic proportions on all levels - political , humanitarian . EU must wake up pic.twitter.com/yKD6aj5q05
— Giorgos Christides (@g_christides) September 9, 2020
Viele der mehr als 12'000 Migranten und Flüchtlinge, die zuletzt im Lager lebten, flohen in die umliegenden Wälder und auf Hügel, andere machten sich auf den Weg zur Inselhauptstadt Mytilini, wie griechische Medien berichteten.
This is #Moria this morning. >13.000 #refugeesgr had to flee the camp and are now on the streets. pic.twitter.com/6E3C1xYU1v
— Vera Magali Keller (@veramagalik) September 9, 2020
Stellenweise sollen sich ihnen Inselbewohner entgegengestellt und ihnen den Weg versperrt haben.
Many people were forced to leave their living places and spend the night on the street #Moria #Refugeesgr #fire #refugee pic.twitter.com/WhU1gxbEMW
— th.v (@th_voulgarakis) September 9, 2020
Am Morgen verhinderte ausserdem die griechische Polizei mittels Blockaden, dass die Menschen in die nahe Stadt gelangen.
+++ UPDATE +++
— MISSION LIFELINE (@SEENOTRETTUNG) September 9, 2020
Zwischen #Mytilini und #Moria hat die Polizei eine Absperrung errichtet, damit die Flüchtenden nicht in die Stadt gelangen. pic.twitter.com/oKC1xe6fo1
Wie es jetzt weitergeht, ist noch unklar. Das grassierende Coronavirus erschwert die Situation noch. Die weiteren Schritte sollen nun bei einem Krisentreffen der griechischen Regierung geklärt werden.
(jaw/sda)
Aber: Nein, man sollte das nicht sofort an die grosse Glocke hängen. Wenn sich erst Mal rumspricht, dass ein brennendes Flüchtlingslager zur Aufnahme von Flüchtlingen in anderen Ländern führt, garantiere ich Ihnen, dass wir bald ganz viele brennende Flüchtlingslager sehen werden (unabhängig davon, ob das Feuer von einem Flüchtling oder Inselbewohner gelegt wurde).
Also bitte: Diskretion ist gefragt statt jetzt gross zu posaunen.