Hunderte Flüchtlinge sind von den griechischen Inseln Lesbos und Chios aufs Festland gebracht worden. Insgesamt 640 Schutzsuchende seien am späten Samstagabend in der Hafenstadt Piräus angekommen, berichtete das Staatsradio.
Einige Migranten seien in die nordgriechische Stadt Kavala gebracht worden, sagte ein Polizist dem «Spiegel Online». Die Aufnahmekapazitäten von Piräus seien offenbar erschöpft. «Wir leeren die Camps so schnell, wie wir können», sagte der Polizist.
Hintergrund der Räumungsaktion ist der Flüchtlingspakt der EU mit der Türkei, der seit Mitternacht in Kraft ist. Der Pakt sieht vor, dass alle Flüchtlinge, die ab Sonntag illegal von der Türkei nach Griechenland übersetzen, zwangsweise in die Türkei zurückgebracht werden.
Die ersten Flüchtlinge sollen am 4. April zurückgeführt werden. Die griechische Regierung will die Registrierzentren leeren, um alle Neuankömmlinge gemäss des Flüchtlingspakts zu behandeln.
Mit der Umsetzung der Vereinbarungen dürfte es zunächst hapern, unter anderem wegen Personalmangel. Tsipras hatte beim EU-Türkei-Gipfel von 2300 Experten gesprochen, die in den kommenden Tagen nach Griechenland kommen sollen, um dabei zu helfen, im Schnellverfahren Asylanträge zu bearbeiten.
Laut «Frankfurter Allgemeiner Sonntagszeitung» will allein Deutschland rund 100 Asylbeamte und 200 Polizisten nach Griechenland schicken, um die Abschiebung von Migranten in die Türkei zu beschleunigen. Nach Angaben der griechischen Regierung befinden sich derzeit 47'536 registrierte Flüchtlinge in Griechenland.
Am Sonntag sollen weitere 2000 Menschen von den Inseln aufs Festland gebracht werden. Freiwillige Helfer sagten, man habe sie informiert, dass die Hotspots bis Ende des Tages menschenleer sein sollen. Ob neben Lesbos und Chios noch andere griechische Hotspots betroffen sind, war zunächst unklar.
Während die Polizisten Migranten aufs Festland transferieren, kommen unablässig neue Migranten auf den Inseln an. Auf einem überfüllten Boot, das Sonntag Lesbos erreichte, fanden Helfer zwei Tote. Alle Wiederbelebungsversuche scheiterten. (ssu/gic/AP/dpa)