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In knapp vier Wochen stimmen die Briten über einen Austritt aus der Europäischen Union (EU) ab. Gegner und Befürworter eines Brexit liefern sich in den Umfragen ein Kopf-an-Kopf-Rennen. Nun wird die Debatte durch Rassismus-Vorwürfe zusätzlich angeheizt. Anlass ist ein Poster, das einen weissen Mann, der unschwer als Skinhead erkennbar ist, und eine Asiatin auf einer Schaukel zeigt. Dabei macht der Mann eine aggressive Geste gegenüber der Frau.
Das Plakat wird in
London und Manchester ausgehängt. In Auftrag gegeben wurde es von
der Vereinigung Operation Black Vote. Sie will die rund vier
Millionen Briten, die ethnischen Minderheiten angehören, zur
Teilnahme an der Brexit-Abstimmung motivieren. Sie tendieren laut
Umfragen zu einem Verbleib in der EU, doch rund 30 Prozent haben sich
bislang nicht registriert.
Bei den Befürwortern des Austritts kommt das Plakat schlecht an. Es sei rassistisch und spalte die britische Gesellschaft, klagen sie. Selbst der neue Londoner Bürgermeister Sadiq Khan, ein Muslim pakistanischer Herkunft und Gegner des Brexit, äusserte sich am Donnerstag kritisch. Er verstehe die Beweggründe für dieses Sujet nicht: «Ich befürchte, es wird einfach nur Vorurteile verstärken.»
In einer Stellungnahme wehrte sich Operation Black Vote gegen die Vorwürfe. Die Brexit-Debatte sei bislang weniger durch objektive Informationen geprägt gewesen als durch Wut «und zeitweise durch die Dämonisierung von Ausländern und speziell farbigen Menschen». Das Poster illustriere dies, betonte die Vereinigung.
Tatsächlich sind die Brexit-Anhänger nicht zimperlich, wenn es um das Schüren rassistischer Vorurteile geht. Ein Plakat der «Vote Leave»-Kampagne suggeriert, dass der EU-Beitritt von 76 Millionen Türken unmittelbar bevorstehe. Ein weiteres Poster deutet an, dass die EU deswegen bald an Syrien und den Irak grenzen werde. Ausserdem polemisiert es gegen die finanzielle Unterstützung aus Grossbritannien für die Balkan-Staaten, «damit diese der EU beitreten können». (pbl)