Noch am Wochenende zeigte sich Boris Johnson sehr zuversichtlich. Er werde sein Land geordnet aus der EU führen, meinte er selbstbewusst.
In einem Interview mit der Zeitung «Mail on Sunday» zog er einen Vergleich mit der Comicfigur Hulk. «Je wütender Hulk wird, desto stärker wird Hulk. Und er ist immer davongekommen, ganz gleich, wie eng es für ihn aussah», sagte er. Und dies werde auch für Grossbritannien der Fall sein.
Heute Montag landete der britische Premierminister jedoch wieder auf dem harten Boden der Realität. Bei seinem Besuch in Luxemburg machte der scheidende EU-Kommissionschef Jean-Claude Juncker klar, dass es noch keine Fortschritte gegeben habe. Es sei an Grossbritannien, umsetzbare und mit dem Austrittsabkommen vereinbare Vorschläge zu unterbreiten. «Solche Vorschläge sind noch nicht gemacht worden», betonte Juncker.
Auch der Nachmittag verlief für Johnson wenig erfreulich. Bei seinem Treffen mit Luxemburgs Premierminister Xavier Bettel wurde er von einer aufgebrachten Menge empfangen. Wütende britische Expats buhten Johnson gnadenlos aus.
Buhrufe von britischen Bürgern in der EU, als @BorisJohnson aus dem Restaurant kommt. Johnsons Schweigen geht im Tumult unter. Auch Juncker sagt nix nach #Brexitlunch pic.twitter.com/fnu1SyhZeB
— Anne Gellinek (@a_gellinek) September 16, 2019
Bereits bei der Ankunft musste man sich Sorgen machen, ob die geplante Pressekonferenz im Garten tatsächlich stattfinden kann.
UK PM Boris Johnson is booed as he arrives for talks with Luxembourg's PM Xavier Bettelhttps://t.co/DV74QN0xgl pic.twitter.com/tbrOf19Z6X
— BBC Politics (@BBCPolitics) September 16, 2019
Und tatsächlich hatte Johnson danach wenig Lust, vors Mikrofon zu treten, und sagte die Pressekonferenz vor seinen lautstarken Landsleuten prompt ab.
UK PM Boris Johnson cancels a press conference in Luxembourg, as protesters boo outside the venue – leaving an empty podium next to Luxembourg's PM Xavier Bettelhttps://t.co/LSV4ZpunWU pic.twitter.com/6u73JQ7Vof
— BBC Politics (@BBCPolitics) September 16, 2019
Xavier Bettel schritt in Folge alleine ans Mikrofon und konnte sich ob der Absenz Johnsons ein Lachen nicht verkneifen.
“We need more than just words”
— BBC Politics (@BBCPolitics) September 16, 2019
Luxembourg PM Xavier Bettel tells UK PM Boris Johnson "we will not grant another extension just for the sake of granting another extension" and urges him “use your time wisely” to avoid a no-deal #Brexit https://t.co/LSV4ZpunWU pic.twitter.com/NV8e5MCbnu
Das Bild des verwaisten Rednerpults avanciert derweil bereits zum Meme.
Luxembourg PM gestures to the empty podium where Boris Johnson was meant to be standing:
— Aubrey Allegretti (@breeallegretti) September 16, 2019
"You can't hold the future hostage for party political gains. It's on Mr Johnson - he holds the future of all UK citizens." pic.twitter.com/Ico9QqvWUT
😱 Boris Johnson is running scared.
— The SNP (@theSNP) September 16, 2019
👇 Scotland can do so much better than this.
🏴 It’s time to choose our own future, before someone else does.
🗳️ Register to vote at https://t.co/WRqdJacBCc pic.twitter.com/cGsU2wjOMs
So dürfte er sich seinen ersten Auftritt nach dem Hulk-Vergleich natürlich nicht vorgestellt haben.
Just to confirm Boris Johnson was at the press conference in Luxembourg; he just got angry again and sadly blended in with the bushes. They’ve calmed him down now but he’s still muttering something about a 22 mile bridge 🤷♂️ pic.twitter.com/N5yLx69wLw
— ToggerGuru (@ToggerGuru) September 16, 2019
Johnson erklärte später, weshalb er der Pressekonferenz fernblieb. Es sei tatsächlich sehr laut gewesen, so der 55-Jährige, «das wäre unfair gegenüber dem luxemburgischen Premierminister gewesen».
(cma)