Die frühere schottische Regierungschefin Nicola Sturgeon ist nach Angaben von Polizei und britischen Medien im Zuge von Finanzermittlungen gegen ihre Partei SNP festgenommen worden. Wie die Polizei in Schottland am Sonntag mitteilte, wurde eine 52-Jährige «als Verdächtige in Verbindung mit den laufenden Ermittlungen zu der Finanzierung und den Finanzen der Schottischen Nationalpartei» festgenommen. Britische Medien berichteten, es handle sich um Sturgeon. Sie sitze in Untersuchungshaft und werde derzeit verhört.
Im April war bereits Sturgeons Ehemann, Peter Murrell, vorübergehend festgenommen worden. Murrell war als langjähriger «Chief Executive Officer» der Partei auch für die SNP-Finanzen verantwortlich. Er war ohne Anklage, aber «vorbehaltlich weiterer Untersuchungen» freigelassen worden. Die Polizei hat im Rahmen der Ermittlungen bereits das SNP-Hauptquartier sowie Sturgeons und Murrells Haus durchsucht. Die Behörden beschlagnahmten ein Wohnmobil, das die SNP 2021 als Kampagnenbus angeschafft haben soll.
Die schottische Regierungspartei SNP hat seit Monaten mit Turbulenzen wegen finanzieller Ungereimtheiten zu kämpfen. Die Ermittlungen stehen im Zusammenhang mit der Verwendung von rund 600'000 Pfund (ca. 706'000 Euro), die von Anhängern gesammelt wurden und für die Kampagne für die schottische Unabhängigkeit bestimmt waren, berichtete «Sky News». Es soll Beschwerden gegeben haben, dass die zweckgebundenen Gelder missbräuchlich verwendet und an anderer Stelle ausgegeben worden sein könnten.
Sturgeon hatte nach mehr als acht Jahren im Amt im Februar überraschend ihren Rücktritt von der Spitze der Partei und Regierung angekündigt. Im folgenden Wahlkampf präsentierte sich die Partei gespalten und teils chaotisch. Nun steht der 37-jährige Humza Yousaf an der Spitze.
Das wichtigste Ziel der regierenden SNP ist es, Schottland vom Vereinigten Königreich zu lösen und als unabhängiges Land zurück in die EU zu führen. Da London jedoch ein neues Referendum blockiert, ist der Weg steinig. «Ich glaube nicht, dass wir aktuell die Unabhängigkeit erreichen können», sagte SNP-Präsident Mike Russell im Interview. Es sei nötig, eine neue Unabhängigkeitsbewegung zu bilden und koordiniert für das Ziel zu werben. «Das ist erreichbar», sagte Russell. Es sei notwendig, einen Weg zu finden.