Die Proteste in Hongkong sind im Anschluss an eine friedliche Grosskundgebung am Sonntag erneut in Gewalt umgeschlagen. Demonstranten errichteten am Abend vielerorts Strassensperren und setzten Barrikaden in Brand.
Dies berichteten westliche Reporter in der Nacht auf Montag von vor Ort. Vor einer U-Bahn-Station im Finanz- und Geschäftsviertel Central legten Aktivisten zudem Feuer und zerstörten die Glasfront der Eingangshalle.
Im Bezirk Causeway Bay setzte die Polizei in einem U-Bahnhof Tränengas gegen eine Gruppe von Demonstranten ein. Mehrere Menschen wurden festgenommen.
Zuvor waren tausende Demonstranten vor das US-Konsulat in der chinesischen Sonderverwaltungszone gezogen. Sie riefen Washington auf, Druck auf Peking auszuüben, die Forderungen der Protestbewegung in Hongkong zu erfüllen. Die Grosskundgebung verlief friedlich.
Mit den Protesten wehren sich Millionen Hongkonger seit drei Monaten gegen eine Beschneidung ihrer im Vergleich zu Festlandchina grösseren bürgerlichen Freiheiten. Dabei gab es wiederholt gewaltsame Auseinandersetzungen zwischen Demonstranten und Polizisten sowie mehr als 1100 Festnahmen.
In the heart of #HongKong's shopping, district, Causeway Bay, there were no protesters, just reporters, shoppers & bystanders. @erinhale, who was feet away, confirmed that no warnings had been given. Popo is crazy, as #Hongkongers warn one another these days. See for yourself. pic.twitter.com/EPt1wCkn3L
— Ray Chan (@ray_slowbeat) September 8, 2019
Nach dem erneut gewaltsamen Protest-Wochenende in Hongkong warnte China die Demonstranten eindringlich vor weiteren Eskalationen. Die ehemalige britische Kronkolonie sei ein untrennbarer Teil der Volksrepublik, schrieben staatliche chinesische Medien am Montag. Jede Art von Abspaltungsversuchen würden zerquetscht. Die Demonstranten sollten aufhören, die Geduld der Zentralregierung auf die Probe zu stellen, hiess es in der «China Daily». Die Kundgebung am Sonntag vor dem US-Konsulat beweise, dass ausländische Kräfte hinter den Protesten steckten.
Ungeachtet der Warnung demonstrierten hunderte Schüler am heutigen Montag Solidarität mit der Protestbewegung. In mehreren Stadtteilen bildeten sie Menschenketten. Die Regierungsgegner fordern unter anderem die Freilassung aller festgenommenen Demonstranten. (mim/sda/afp/reu)