In Indien war am 12. November nach einem Erdrutsch ein im Bau befindlicher Autobahntunnel teilweise eingestürzt und verschüttete 41 Arbeiter. Die Männer steckten ganze 17 Tage lang 200 Meter vom Eingang entfernt hinter riesigen Massen von Geröll fest.
Nun konnten endlich alle 41 Arbeiter aus dem 4.5 Kilometer langen Autobahntunnel befreit werden.
Hier 15 Bilder vom Unfallort nahe der Kleinstadt Uttarkashi im Himalaya-Bundesstaat Uttarakhand:
Nach dem Einsturz hatten die Behörden zunächst eine schnelle Rettung in Aussicht gestellt, die sich seither aber immer weiter verzögert hat.
Laut Behörden gab es für die Retter bei ihren Versuchen, mit einer grossen Bohrmaschine in Richtung der Arbeiter durchzudringen, immer wieder Rückschläge.
Ein australischer Tunnel-Experte, der an den Rettungsarbeiten beteiligt ist, sprach von unglaublich schwierigen Bedingungen. Er sei aber zuversichtlich, dass alle Männer lebend gerettet werden können, sagte Arnold Dix, Präsident des Internationalen Dachverbandes für Tunnel- und technischen Untertagebau (ITA), dem australischen Sender ABC.
«Wir sind oben im Himalaya, und der Himalaya ist im Grunde ein relativ junges Gebirge, was bedeutet, dass es leicht auseinanderbricht», betonte Dix. «Das heisst, wenn man einen Tunnel bohrt, besteht ständig das Risiko, dass es zu einem Einsturz kommt.»
Die Behörden arbeiteten zuletzt an verschiedenen Rettungsplänen gleichzeitig. Dazu gehörte auch eine vertikale Bohrung vom Gipfel des Berges aus. Hunderte Helfer waren bei den Aktionen im Einsatz, so die Zeitung «India Today».
Am 18. November wurden die Bohrarbeiten zur Rettung vorübergehend unterbrochen, nachdem es beim Einsatz eines eigens aus der Hauptstadt Neu Delhi eingeflogenen Bohrgeräts zu Problemen gekommen war. Ein lautes Knacken sei im Tunnel zu hören gewesen. Das Geräusch habe Panik bei den Rettungskräften ausgelöst.
Bis zu dem Zeitpunkt, als die Arbeiten eingestellt wurden, hatte sich die Maschine bereits etwa 24 Meter durch den Schutt gebohrt. Über bereits bestehende Rohre wurden die Eingeschlossenen weiter mit Sauerstoff, Medikamenten und Nahrung versorgt. Man pumpe kleine Lebensmittelpakete in den Tunnel, berichtete die Zeitung «Indian Express» am 19. November. Ausserdem stehe man in Kontakt mit den Arbeitern. «Es gibt Strom und Wasser im Tunnel», zitierte die Zeitung «Times Now» Anurag Jain vom Verkehrsministerium.
Während Angehörige zu Beginn noch auf eine schnelle Rettung hofften, werde ihre Verzweiflung nun immer grösser. Die Stimmen der Eingeschlossenen wurden von Stunde zu Stunde schwächer. Behörden kündigten am Samstag vor zwei Wochen indes an, sich um Unterkunft, Verpflegung und die medizinische Betreuung von wartenden Familienmitgliedern zu kümmern, wie die Nachrichtenagentur ANI berichtete.
Nach zehn Tagen wurden erste Videoaufnahmen der Arbeiter veröffentlicht. Die Bilder stammten von einer Kamera, die durch eine Röhre zu den 41 Männern geschickt wurde. Für die Familien der Männer, die sich beim Unglücksort aufhalten, war es eine Erleichterung, die Videos zu sehen, schrieb der «Indian Express».
Ausserdem erhielten die Arbeiter ihre erste warme Mahlzeit in zehn Tagen. Die Mahlzeit – ein Reis-Linsen-Gericht – wurde in Flaschen durch eine neu gebohrte Röhre zu den Männern geschickt. Davor verband die eingeschlossenen Männer nur eine sehr enge Röhre mit der Aussenwelt, durch die sie etwa Trockenfrüchte und Wasser erhalten konnten.
Am Dienstag konnten nach 17 Tagen schliesslich alle 41 Arbeiter aus dem eingestürzten Tunnel befreit worden. Die Männer wurden durch ein 90 Zentimeter breites Rohr ins Freie geholt, wie Aufnahmen im örtlichen Fernsehen zeigten. Vor dem Tunnel warteten ihre Familien, die so sehr auf diesen Moment gehofft hatten.
Die letzten Meter mussten die Retter mit der Hand und kleinen Werkzeugen weitergraben. Denn neun Meter vor dem Durchbruch stiess der Bohrer am Montag auf dicke Metallträger und verschüttete Baufahrzeuge und zerbrach.
Den Männern gehe es den Umständen entsprechend gut, sagte ein Mitarbeiter des Katastrophenschutzes am Dienstag. Krankenwagen sollten die Arbeiter für einen Gesundheitscheck in eine Klinik bringen. (lst/sda/dpa/afp)