In der iranischen Hauptstadt Teheran sind in der Nacht zu Freitag wieder zahlreiche Menschen auf die Strasse gegangen. Vielerorts solidarisierten sich Bewohner auch von den Balkonen mit den Demonstrantinnen und Demonstranten, wie Augenzeugen berichteten.
Sicherheitskräfte sollen daher Berichten zufolge auch auf Wohnungen geschossen haben. Neben Protestslogans riefen einige Leute auch nach einem Referendum. Viele Menschen fordern jedoch weiterhin den Sturz des Systems. Es gilt als äusserst unwahrscheinlich, dass Irans Führung Zugeständnisse macht und gesellschaftliche Lockerungen beschliesst.
Auslöser der systemkritischen Massenproteste im Iran war im vergangenen Monat der Tod der 22 Jahre alten iranischen Kurdin Mahsa Amini. Die Sittenpolizei hatte sie festgenommen, weil sie gegen die islamischen Kleidungsvorschriften verstossen haben soll. Die Frau starb am 16. September in Polizeigewahrsam. Seit ihrem Tod demonstrieren landesweit Tausende gegen den repressiven Kurs der Regierung sowie das islamische Herrschaftssystem.
Am 30. September wurden Proteste im Südosten Irans in der Grossstadt Sahedan gewaltsam niedergeschlagen. Dutzende Menschen sollen dabei von Sicherheitskräften getötet worden sein.
Nun wurde Sahedans Polizeichef nach Untersuchungen entlassen. Dies entschied der Sicherheitsrat der Provinz Sistan-Belutschistan, wie die iranische Nachrichtenagentur Isna am Freitag berichtete. Die ungewöhnliche Entlassung betrachten Beobachter als zunehmende Unstimmigkeit in der Südostprovinz. Auch ein einflussreicher sunnitischer Geistlicher in Sahedan, Maulawi Abdulhamid, kritisierte jüngst den Kurs der politischen Führung in dem mehrheitlich schiitischen Land. Weitere örtliche Geistliche sollen sich seiner Kritik angeschlossen haben. (sda/dpa/lst)