International
Iran

Hinrichtungen in Saudi-Arabien verschärfen Spannungen in der Region

Die saudi-arabische Botschaft in Teheran brannte in der Nacht auf Sonntag.
Die saudi-arabische Botschaft in Teheran brannte in der Nacht auf Sonntag.
Bild: TIMA Agency/REUTERS

Proteste in Teheran: Die Exekutionen in Saudi-Arabien verschärfen die Spannungen in der Region

Die Hinrichtung des regierungskritischen schiitischen Geistlichen Scheich Nimr Baker al-Nimr und 46 weiterer Menschen in Saudi-Arabien hat die Spannungen in der Region verschärft. In Teheran schlugen die Proteste in Gewalt um.
03.01.2016, 06:2706.01.2016, 08:23
Mehr «International»

In Teheran zündeten Demonstranten die saudiarabische Botschaft an. Sie stürmten in der Nacht zum Sonntag das Botschaftsgebäude und verwüsteten Bereiche innerhalb der Botschaft. Es kam zu heftigen Zusammenstössen zwischen Demonstranten und der Polizei. Mehrere Randalierer wurden festgenommen.

Proteste in Teheran – Iraner greifen saudische Botschaft an

1 / 11
Proteste in Teheran – Iraner greifen saudische Botschaft an
Iraner stehen vor der saudi-arabischen Botschaft in Teheran. Die Hinrichtung des Geistlichen al-Nimr löste heftige Proteste aus.
quelle: x03646 / tima agency
Auf Facebook teilenAuf X teilen

Die Polizei war auf den plötzlichen Angriff in der Nacht nicht vorbereitet. Zwar bekam sie die Lage in den Griff, aber die Verwüstung konnte sie nicht verhindern. Auch die Feuerwehr kam erst später, um den Brand zu löschen.

Das iranische Aussenministerium verbot nach dem Angriff alle Versammlungen vor der saudischen Botschaft in Teheran und dem Konsulat in Maschhad im Nordostiran vorläufig. «Wir verstehen die Wut der Bürger, aber trotzdem sollten sie sich vor keiner der diplomatischen Vertretungen Saudi-Arabiens versammeln», sagte der Sprecher des Aussenministeriums Dschaber Ansari. Die Polizei sei für die Sicherheit dieser Vertretungen zuständig und werde falls notwendig eingreifen.

Empörung über Massenexekution in Saudi-Arabien

Am Samstag war der 55-jährige schiitische Geistliche al-Nimr mit 46 weiteren Menschen wegen Terrorismusvorwürfen exekutiert worden. Der Iran – der schiitische Rivale des sunnitisch geprägten Saudi-Arabien –hatte mit Empörung auf die Hinrichtung reagiert.

Ein Sprecher des iranischen Aussenministeriums erklärte: «Die saudiarabische Regierung unterstützt auf der einen Seite terroristische und extremistische Bewegungen und benutzt zugleich die Sprache der Repression und die Todesstrafe gegen ihre inneren Gegner.» Riad werde «einen hohen Preis» für al-Nimrs Exekution bezahlen. Das saudiarabische Innenministerium kritisierte den Ton Teherans als «aggressiv», das Aussenministerium bestellte den iranischen Botschafter in Riad ein.

Proteste gegen die Hinrichtung al-Nimrs.
Proteste gegen die Hinrichtung al-Nimrs.
Bild: KHALED ABDULLAH/REUTERS

Die Hinrichtungen in Saudi-Arabien lösten überdies international Besorgnis vor neuen Spannungen in der Region aus. Auch EU, Europarat und die USA kritisierten die Massenhinrichtungen. Iranische Demonstranten wollen am Sonntag in Teheran (1300 MEZ) gegen die Tötung al-Nimrs auf die Strasse gehen.

Enthauptet oder erschossen

Al-Nimr war wegen seiner Kritik an der Unterdrückung der religiösen Minderheit in Saudi-Arabien durch das sunnitische Königshaus eingesperrt worden. Der Aktivist war für seine Unterstützung friedlichen Protests bekannt. Inspiriert von den Protesten der arabischen Aufstände hatte er im von Schiiten bewohnten saudischen Osten ab 2011 Demonstrationen organisiert.

Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International hatte in der Vergangenheit kritisiert, Saudi-Arabien setze das Todesurteil auch als politisches Instrument gegen die schiitische Minderheit ein, die etwa 15 Prozent der Bevölkerung ausmacht. Saudi-Arabien rechtfertigte die Exekutionen mit den terroristischen Taten der Betroffenen.

Saudi-Arabien hatte 2015 laut Menschenrechtlern so viel Todesurteile vollstreckt wie seit 20 Jahren nicht mehr. Der Anstieg geht einher mit der Machtübernahme von König Salman im Januar. Von Januar bis November waren demnach mindestens 151 Menschen hingerichtet worden, hatte Amnesty mitgeteilt – im gesamten Jahr 2014 seien es 90 gewesen. Die Verurteilten werden entweder enthauptet oder erschossen. (dwi/sda/dpa)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
twint icon
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
0 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Sie wollte ein Foto machen – Touristin stirbt bei Sturz in Vulkankrater in Indonesien

Eine Chinesin ist in Indonesien vom Rand eines Vulkankraters in der Provinz Ost-Java in die Tiefe gestürzt und dabei gestorben. Sie hatte sich in ihrem Kleid verheddert.

Zur Story