Nach fast vier Jahren ist die britische Botschaft in Teheran wieder eröffnet worden. Grossbritanniens Aussenminister Philip Hammond eröffnete die diplomatische Vertretung im Zentrum Teherans bei einer kurzen Zeremonie. Er sprach sich am Sonntag für Gespräche über Fragen der regionalen Sicherheit und die Ausweitung der Wirtschaftsbeziehungen aus, sobald die im Atomstreit vom Westen gegen den Iran verhängten Sanktionen aufgehoben sind.
«Die Wiedereröffnung unserer Botschaften ist ein zentraler Schritt zur Verbesserung der bilateralen Beziehungen», erklärte Hammond vor seinem Besuch. «Im ersten Schritt wollen wir sicherstellen, dass das Nuklearabkommen ein Erfolg ist, einschliesslich durch die Ermutigung von Handel und Investitionen, sobald die Sanktionen aufgehoben sind.» Er sprach sich dafür aus, auch den Kampf gegen die Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) im Irak und Syrien zu besprechen.
Die britische Botschaft in Teheran war im November 2011 geschlossen worden, nachdem sie von regierungstreuen Demonstranten aus Protest gegen die Verschärfung der Sanktionen gestürmt worden war. Zuvor hatte das iranische Parlament für die Ausweisung des britischen Botschafters gestimmt. London warf der Regierung vor, die Stürmung der Botschaft toleriert zu haben. In der Folge schlossen London und Teheran ihre jeweiligen Botschaften.
«Dieser Schritt bedeutet nicht, dass wir uns in allem einig sind», sagte Hammond nun mit Blick auf die Wiedereröffnung der Botschaften. «Doch es ist richtig, dass Grossbritannien und der Iran eine Vertretung im jeweils anderen Land haben.»
Seltsamerweise sind offenbar einige der Schmierereien, welche der iranische Mob 2011 hinterliess, nicht beseitigt worden. An mehreren Stellen in der Botschaft steht noch immer «marg bar engelis» (Persisch für «Nieder mit England!»). Laut dem Telegraph erklärten britische Regierungsvertreter, die Entfernung der Graffiti müsste durch Spezialisten erfolgen, die man bislang noch nicht habe aufbieten können.
Die Beziehungen der beiden Länder hatten sich seit dem Amtsantritt des moderaten Präsidenten Hassan Ruhani im August 2013 und der Wiederaufnahme der Verhandlungen im Atomstreit mit Teheran schrittweise verbessert.
«Präsident Ruhanis Wahl und die Atomvereinbarung im vergangenen Monat waren wichtige Meilensteine. Ich glaube, wir haben das Potential, noch viel weiter zu gehen», erklärte Hammond. Die Botschaft wird zunächst vom britischen Geschäftsträger Ajay Sharma geleitet.
Er war bereits im November 2013 als Geschäftsträger ernannt worden, arbeitete aber nicht dauerhaft in Teheran. Demnächst soll ein britischer Botschafter ernannt werden. Am Sonntag sollte auch die iranische Botschaft in London wieder eröffnet werden.
Hammond wurde bei seinem zweitägigen Besuch von Finanzminister Damian Hinds sowie einer kleinen Wirtschaftsdelegation begleitet. Vor Hammond waren bereits seine deutschen, französischen und italienischen Kollegen nach Teheran gereist, um eine Wiederaufnahme der Handelsbeziehungen nach dem Atomabkommen zu besprechen.
Die am 14. Juli in Wien geschlossene Vereinbarung sieht im Gegenzug für die Einschränkung des iranischen Atomprogramms die Aufhebung der internationalen Finanz- und Handelssanktionen vor.
Die Beziehungen Londons und Teherans sind historisch schwierig, da die Iraner Grossbritannien eine imperialistische Politik in der Region sowie die Unterstützung der autoritären Herrschaft der in der Revolution 1979 gestürzten Pahlavi-Monarchie vorwerfen. (sda/afp)