Der Jubel war gross in den syrischen Staatsmedien, aber auch in jenen mit Staatschef Baschar al-Assad affilierten Ländern wie Russland und Iran. Ende März eroberten Regime-Truppen und verbündete Milizen die Oasenstadt zurück und damit auch diverse historische Stätten von der Terrormiliz «IS» zurück. Einer der grössten militärischen Erfolge Assads seit geraumer Zeit? Ein abgekartetes Spiel – das zumindest behauptet Sky-News-Journalist Stuart Ramsay und beruft sich auf «IS»-interne Dokumente, die aus der «Hauptstadt» des Kalifats, der zentralsyrischen Stadt Rakka, herausgeschmuggelt worden seien. Sein Bericht ist Wasser auf die Mühlen jener Regime-Kritiker, die Assads Machtapparat immer wieder Kooperation mit den Dschihadisten vorwerfen.
Die geheimen Papiere seien von einem aus Rakka stammenden, ehemaligen Kämpfer der Rebellen-Koalition FSA, der «Freien Syrischen Armee», in die Türkei geschmuggelt worden, heisst es in dem Bericht. Sie zeigten: Die Rückeroberung Palmyras sei in Tat und Wahrheit ein Deal zwischen dem sogenannten «Islamischen Staat» und Assad gewesen. «IS»-Aussteiger hätten in Interviews bestätigt, dass alle schweren Waffen – schwere Artillerie und Luftabwehr-Waffensysteme – schon vor dem Einrücken der Assad-Truppen abgezogen worden seien.
Auf die Frage, ob Truppenbewegungen direkt mit dem syrischen Machthaber und sogar der an seiner Seite agierenden russischen Luftwaffe abgesprochen seien, habe ein Aussteiger geantwortet: «Natürlich». Laut den Dokumenten – sie reichen bis 2013 zurück – habe es innerhalb des syrischen Machtzirkels immer wieder Beamte gegeben, die den «IS» über bevorstehende Militäroperationen informiert hätten. Die Truppen des selbsternannten Kalifats hätten in diesen Fällen besetzte Ortschaften und Städte rechtzeitig evakuieren können.
Auch die wirtschaftliche Zusammenarbeit sei in schriftlichen Vereinbarungen geregelt worden, insbesondere der Öl-Handel. LKW-Fahrern aus von Assad-Truppen gehaltenen Gebieten sei darin die Durchfahrt durch «IS»-Checkpunkte garantiert worden – getauscht würden etwa Dünger und Öl. Allerdings wird nicht nur dem syrischen Machthaber vorgeworfen, er beziehe Öl von den Dschihadisten – dieser Vorwurf wird auch immer wieder gegenüber anderen Kriegsparteien im syrischen Konfliktgebiet formuliert. (tat)