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Israel

Hamas spricht von «normaler Reaktion» – und meint damit Massaker

Hamas verteidigt Massaker als «normale Reaktion» – Enthüllungen von Ex-Geisel schockieren

Die Hamas rechtfertigt ihr Vorgehen am 7. Oktober in einem grotesken Dokument – es sei eine «normale Reaktion» gewesen, Vergewaltigungen habe es keine gegeben. Gleichzeitig berichtet eine Ex-Geisel, dass keine Minute vergangen sei, in der sie nicht misshandelt worden sei.
24.01.2024, 20:0525.01.2024, 10:17
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Über 16 Seiten hinweg versucht die islamistische Terrororganisation, das Attentat und die Entführungen vom 7. Oktober zu legitimieren. So hätte der Krieg gegen Israel nicht erst am 7. Oktober begonnen, sondern schon vor 105 Jahren, als Grossbritannien 1918 Palästina besetzte.

Wie in einer Doktorarbeit versucht die Hamas, mit verschiedensten Auflistungen und Argumentationssträngen ihr menschenverachtendes Vorgehen zu rechtfertigen.

«Was wurde vom palästinensischen Volk erwartet?»

Die jüdischen Siedler hätten sich in den vergangenen Jahren stark ausgebreitet. Sieben Millionen Palästinenser würden unter extrem schlechten Konditionen leben. Die internationale Gemeinschaft wisse von all dem und schaue weg. Deshalb schreibt die Hamas: «Was wurde vom palästinensischen Volk nach alldem erwartet? Dass es wartet und weiter auf die nutzlose UN zählen sollte!»

Deshalb sei der Angriff vom 7. Oktober ein «notwendiger Schritt und eine normale Reaktion auf alle israelischen Verschwörungen gegen das palästinensische Volk».

Die USA und andere westliche Länder bezeichnet die Hamas als «Komplizin der israelischen Besatzung». Sie seien mitschuldig am Leid des palästinensischen Volkes.

So sieht das Dokument der Hamas aus.
So sieht das Dokument der Hamas aus.Bild: Screenshot www.lbcgroup.tv

Geiseln werden «freundlich» behandelt

Die Hamas beteuert überdies, dass bei dem Angriff darauf geachtet worden sei, dass keine Zivilistinnen und Zivilisten, vor allem Kinder, Frauen und ältere Menschen, angegriffen werden. Dies entspräche nicht den islamischen Grundsätzen. Die Hamas habe sich seit ihrer Gründung im Jahr 1987 dazu verpflichtet, zu vermeiden, dass Zivilisten zu Schaden kämen.

Aber die Hamas schreibt auch Folgendes:

«Wenn man von israelischen Zivilisten spricht, muss man wissen, dass die Wehrpflicht für alle Israelis über 18 Jahre gilt [...] – wobei alle eine Waffe tragen und benutzen dürfen. Dies beruht auf der israelischen Sicherheitstheorie eines ‹bewaffneten Volkes›, die das israelische Gebilde zu ‹einer Armee mit einem Land› macht.»

Die Hamas legt sich die Realität so zurecht, wie es für sie passt. Deshalb schreibt sie auch: «Wie von vielen bezeugt, hat die Hamas alle Zivilisten, die in Gaza festgehalten wurden, positiv und freundlich behandelt.» Zudem beteuert die Hamas, dass keine Frauen vergewaltigt wurden.

Unzählige Vergewaltigungen

Vergleicht man die Argumentation der Hamas mit den Schilderungen der Entführungsopfer, wird klar: Das Hamas-Manifest ist schlicht grotesk.

Denn wie dutzende Medienberichte und eine ausführliche zweimonatige Recherche der «New York Times» zeigen, ist und war die sexuelle Gewalt der Terroristen systematisch. Laut der «New York Times» kam es alleine am 7. Oktober an sieben Orten zu Vergewaltigungen oder sexuellem Missbrauch. Die Opfer wurden regelrecht geschändet: So gibt es etwa auch Fotos einer Frauenleiche aus einem Kibbuz, der Nägel in die Oberschenkel und die Leistengegend gehämmert worden waren.

Hunderte Menschen wurden von der Hamas entführt.
Hunderte Menschen wurden von der Hamas entführt.Bild: Shutterstock

Angst vor Schwangerschaften

Dass die Vergewaltigungen und Torturen während der Geiselhaft weitergegangen sind, bestätigt nun die von der Hamas freigelassene Aviva Siegel. Sie sagt gegenüber der israelischen Zeitung Haaretz, dass die Hamas gefangene Frauen und Mädchen «zu Puppen gemacht haben, mit denen sie tun konnten, was sie wollten, wann sie wollten».

Siegel sagte zudem, dass sie gesehen habe, wie die Terroristen die weiblichen Geiseln gezwungen hätten, unangemessene Kleidung zu tragen – sie spricht sogar von «Puppenkleidung». Sie fügte hinzu, dass es bald vier Monate her sei, seit die Entführungen stattgefunden haben, und ergänzte: «Ich war 51 Tage lang dort, und es gab keine Minute, in der wir nicht misshandelt wurden – und die anderen sind immer noch dort.»

«Haaretz» zitiert ebenfalls Shiri Elbag, deren Tochter, Liri Elbag, wurde von der Hamas entführt. Elbag sagt: «Das Parlament und die Welt müssen aufwachen. Die Zeit läuft ab. Sie hätten schon längst zu Hause sein müssen.» Zudem erklärt Elbag, dass sie versuche, sich die möglichen Schwangerschaften der Geiseln nicht vorzustellen. (jub)

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91 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Fretless Guy
24.01.2024 21:12registriert Juli 2018
In dem Kontext ist die Reaktion der IAF auch ganz normal. So wird das wohl nie was mit dem Frieden dort.
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Doppellottotreffer
25.01.2024 05:57registriert September 2021
Langsam sollte es doch auch den Allerletzten dämmern, dass Hamas eine Terror-Organisation ist, müsste man meinen...
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Snowy
24.01.2024 21:28registriert April 2016
In Israel und Palästina sind Extremisten an der Macht.
Bis vor dem 7. Oktober gab es jedoch auf beiden noch eine Gruppe Vernünftiger.

Die bittere Wahrheit ist, dass wegen dem Massaker vom 7. Oktober selbst die meisten linken Menschen aus Tel Aviv und anderen Städten mittlerweile eine Zweistaatenlösung ablehnen.
Ich erkenne meine liberalen Freunde aus Israel fast nicht wieder.
Einige davon haben Freunde beim Massaker verloren, eine Freundin eine Bekannte am Festival als Geisel an die Hamas.

Eine Lösung muss nun zwingend von extern diktiert und aufgezwungen werden.
Anders geht’s leider nicht.
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