International
Israel

Regierungsbildung in Israel gescheitert – Neuwahl am 2. März

Regierungsbildung in Israel gescheitert – Neuwahl am 2. März

12.12.2019, 04:02
Mehr «International»

Die Bemühungen um eine Regierungsbildung in Israel sind nach der Wahl im September gescheitert. Das Parlament stimmte am frühen Donnerstagmorgen für seine Auflösung, die Neuwahl wird am 2. März 2020 stattfinden, wie das Parlament in Jerusalem mitteilte.

Dies wird dann nach April und September 2019 die dritte Wahl innerhalb eines Jahres sein. Um Mitternacht verstrich eine letzte Frist zur Regierungsbildung. Danach stimmte das Parlament auch in zweiter und dritter Lesung dem Gesetzentwurf zur Auflösung zu. Nun haben die Politiker 82 Tage Zeit für den nächsten Wahlkampf.

Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu will die Annexion der jüdischen Siedlungsgebiete im besetzten Westjordanland vorantreiben. (Archivbild)
Benjamin Netanjahu schaffte es nicht, eine Koalition zu formen.Bild: AP Pool Reuters

Schon zweimal wurde in diesem Jahr in Israel ein neues Parlament gewählt, wegen einer Pattsituation zwischen dem rechts-religiösen und dem Mitte-Links-Lager gelang jedoch keine Regierungsbildung. Bemühungen um die Bildung einer grossen Koalition zwischen Blau-Weiss und dem rechtskonservativen Likud des bisherigen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu waren nach der Wahl am 17. September ebenfalls gescheitert.

Netanjahu war es auch nach der vorangegangenen Wahl im April nicht gelungen, eine Koalition zu formen. Er ist seit 2009 durchgängig im Amt.

Grosse Koalition abgelehnt

Der Regierungschef bestand nach der Wahl im September darauf, mit einem ganzen Block rechter und religiöser Parteien in das Bündnis einzutreten. Sein Herausforderer Benny Gantz hatte sich zur Bildung einer liberalen, säkularen Koalition verpflichtet und lehnte auch ein Bündnis mit Netanjahu als Regierungschef wegen der Korruptionsvorwürfe ab.

epa08005803 Leader of the Blue and White Party Benny Gantz during an extended faction meeting of the right-wing bloc members at the Israeli Knesset (parliament) in Jerusalem, Israel, 18 November 2019. ...
Benny Gantz scheiterte an der Regierungsbildung.Bild: EPA

Netanjahu steht massiv unter Druck, weil Generalstaatsanwalt Avichai Mandelblit ihn wegen Korruption anklagen will. Bei den Vorwürfen geht es um den Verdacht der Beeinflussung von Medien, angeblich krumme Deals mit Unternehmen und Luxusgeschenke befreundeter Geschäftsleute im Gegenzug für politische Gefälligkeiten. Netanjahu hat noch bis zum 1. Januar Zeit, beim Parlament Immunität gegen Strafverfolgung zu beantragen.

«Er ist korrupt und sollte nicht der Ministerpräsident sein.»

Gideon Rahat, Politikprofessor von der Hebräischen Universität in Jerusalem, erwartet für den anstehenden Wahlkampf keine neue Strategie der Parteien: «Das wird dasselbe Spiel sein, pro-Netanjahu, anti-Netanjahu.» Und Avigdor Lieberman von der ultrarechten Partei Israel Beitenu werde erneut versuchen, eine Position in der Mitte zu finden und eine grosse Koalition durchzusetzen.

Netanjahu stellt sich Wahl für Parteivorsitz

Netanjahu werde versuchen, Wähler für sich zu gewinnen, indem er sie dazu aufrufe, ihn vor «den bösartigen Leuten zu beschützen», die ihn mit Korruptionsunterstellungen aus dem Amt jagen wollten, sagt Rahat. Die andere Seite werde argumentieren: «Er ist korrupt und sollte nicht der Ministerpräsident sein.»

Blau-Weiss war bei der Wahl im September zwar mit 33 von 120 Mandaten als stärkste Kraft aus der Wahl hervorgegangen. Der Likud kam auf 32 Mandate. Netanjahu erhielt allerdings 55 Empfehlungen von Abgeordneten für das Amt des Ministerpräsidenten, Gantz eine Stimme weniger.

Netanjahus Likud-Partei wird am 26. Dezember zudem einen neuen Vorsitzenden wählen, wie die Partei am Mittwoch bestätigte. Der 70 Jahre alte Netanjahu will bei der Wahl trotz der Korruptionsanklage wieder antreten. Netanjahus einflussreicher Rivale, Ex-Erziehungsminister und -Innenminister Gideon Saar, will ebenfalls den Parteivorsitz übernehmen und Ministerpräsident werden. (sda/dpa)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Peinliche Pannen: Wenn sich Politiker blamieren
1 / 12
Peinliche Pannen: Wenn sich Politiker blamieren
Putin hat es ja nur gut gemeint: Doch so nah sollte ein Mann einer fremden Frau in China nicht kommen.
quelle: x03234 / china stringer network
Auf Facebook teilenAuf X teilen
Kopf-an-Kopf-Rennen bei Parlamentswahl in Israel erwartet
Video: srf
Das könnte dich auch noch interessieren:
Hast du technische Probleme?
Wir sind nur eine E-Mail entfernt. Schreib uns dein Problem einfach auf support@watson.ch und wir melden uns schnellstmöglich bei dir.
0 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
    Nach dem Anschlag von Aschaffenburg: Diese drastische Massnahmen fordert Merz
    Das Messer-Attentat vom Mittwoch hat die Politik aufgescheucht. CDU-Chef Merz hat seinen Ton deutlich verschärft und fordert «einen Vorrang nationalen Rechts» bei der Asylpolitik. Alice Weidel und die AfD sitzen ihm im Nacken.

    Dass abgelehnte Asylbewerber Passanten erstochen haben, ist in Deutschland in den vergangenen Jahren immer wieder vorgekommen. Der Schock war jedes Mal gross, die Beileidsbekundungen der Politiker tönten von Mal zu Mal schaler und phrasenhafter. Ortsnamen wie «Breitscheidplatz», «Solingen» oder «Magdeburg» blieben im kollektiven Gedächtnis als Synonyme für den Terror haften. Die Politik aber kehrte meist rasch zum Tagesgeschäft zurück, und eine grundlegende Wende in der Migrationspolitik blieb aus.

    Zur Story