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Israels Geheimdienst belastet sich in Bericht schwer wegen 7. Oktober

FILE - Ronen Bar, chief of Israel's domestic Shin Bet security agency, attends a ceremony marking Memorial Day for fallen soldiers of Israel's wars and victims of attacks at Jerusalem's ...
Ronen Bar ist als Chef des israelischen Geheimdienstes scharfer Kritik ausgesetzt.Bild: keystone

Israels Geheimdienst belastet sich in Bericht schwer wegen 7. Oktober

Es war das schlimmste Massaker in Israels Geschichte mit mehr als 1200 Toten und über 250 in den Gazastreifen verschleppten Geiseln. Der israelische Geheimdienst Schin Bet äussert sich nun zu den eigenen Fehlern im Vorfeld.
05.03.2025, 04:2605.03.2025, 09:59
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Israels Inlandsgeheimdienst hat einen Bericht über die Fehler vorgelegt, die das beispiellose Massaker der islamistischen Hamas und anderer Extremistenorganisationen im Grenzgebiet am 7. Oktober 2023 mit ermöglicht haben. In dem Bericht von Schin Bet heisst es unter anderem:

«Wenn Schin Bet anders gehandelt hätte, in den Jahren vor und in der Nacht der Attacke, (...) wäre das Massaker verhindert worden.»

Geheimdienstinformationen über Angriffspläne der Hamas seien nicht angemessen behandelt worden, hiess es weiter. Die Verantwortung zwischen Schin Bet und der Armee mit Blick auf Kriegswarnungen sei nicht klar genug aufgeteilt worden. Der Geheimdienst habe sich zu sehr auf die Sperranlage an der Grenze zum Gazastreifen und die Bereitschaft des Militärs verlassen.

Es seien aber eine Vielzahl von Faktoren dafür verantwortlich gewesen, dass die Hamas in der Lage war, das Massaker durchzuführen. Darunter gehöre die jahrelange Zahlung Katars an die Hamas, die von Israel gebilligt wurde, um scheinbar einen politischen Keil zwischen Gaza und dem Westjordanland zu treiben.

In dem Bericht klingt auch Kritik an der politischen Führung an. Es ist die Rede von einer «Politik der Ruhe» Israels, die es der Hamas ermöglicht habe, massiv aufzurüsten. Millionengelder aus Katar seien in den Gazastreifen geflossen und an den militärischen Flügel der Terrororganisation übermittelt worden. Die Gelder aus Katar waren mit Billigung des israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu an die Hamas gezahlt worden.

Aus Netanjahus Umkreis wurde nach Veröffentlichung des Berichts scharfe Kritik an dem Chef von Schin Bet laut. Ronen Bar habe «völlig versagt in allem, was mit dem Vorgehen der Organisation gegen die Hamas im Allgemeinen und mit dem 7. Oktober im Einzelnen zu tun hat». Netanjahu lehnt die von vielen Seiten dringend geforderte Einrichtung einer staatlichen Untersuchungskommission zu den Ereignissen am 7. Oktober bisher ab. (cst/sda/dpa)

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54 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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insert_brain_here
05.03.2025 06:24registriert Oktober 2019
Soso, Netanjahu hat die Aufrüstung der Hamas also bewusst gebilligt und lehnt jede Untersuchung dieser Vorgänge ab?
Da könnte doch glatt der Eindruck entstehen es war im wichtiger einen externen Feind aufzubauen und eine Eskalation zu provozieren die seine Macht sichert (und ihn vor dem Gefängnis bewahrt) als sein Volk zu schützen.
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Jörg Wirz
05.03.2025 07:53registriert Dezember 2017
Mit Ronen Bar scheint das Bauernopfer gefunden in dieser blutigen Tragödie. Er wird wohl grosszügig beim Abgang entschädigt werden und die rechtsextreme Regierung kann dann weiter ohne Störgeräusche ihr Unwesen treiben.
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Überdimensionierte Riesenshrimps aka Reaper
05.03.2025 08:48registriert Juni 2016
Verantwortung kann man nicht Delegieren.
Ganz am Schluss muss immer der Chef den Kopf herhalten, also Netanjahu.
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