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Israels Oberrabinat will Kameras einsetzen zur Überprüfung von Speisegesetzen

Ein Kashrut-Zertifikat. Es belegt, dass in diesem Restaurant koscheres Essen serviert wird,
Ein Kashrut-Zertifikat belegt, dass in diesem Restaurant koscheres Essen serviert wird.bild: flickr

Lächeln für die Koscher-Kamera: Rabbiner wollen Restaurants per Webcam überwachen

03.05.2017, 16:3603.05.2017, 17:03
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Eine Milliarde US-Dollar: Soviel bezahlt die israelische Wirtschaft jährlich für die Überprüfung und Zertifizierung der Einhaltung der jüdischen Speisegesetze. Das Oberrabbinat hat als höchste religiöse Autorität des Landes ein Monopol für die Überprüfung der Kaschrut genannten Vorschriften. 

Wer in der Gastronomie oder der Lebensmittelbranche tätig ist und seine Produkte an Kunden verkaufen möchte, die sich koscher ernähren, ist auf ein Kaschrut-Zertifikat angewiesen. Ein kleiner Kiosk muss ungefähr 2000 Franken jährlich hinblättern, bei industriellen Lebensmittelfabriken fallen Kosten im zweistelligen Millionenbereich an. 

Prüfer kennen Speisegesetze nicht

Das Monopol des Oberrabinats trägt nicht zur Kundenfreundlichkeit, Professionalität und Effizienz bei: Israels höchstes Gericht sprach in einem Urteil vom letzten Jahr von einem «kompletten operationellen Zusammenbruch» des Überprüfungsbetriebs der Rabbiner.

Die von den Rabbinern eingesetzten Prüfer kennen teilweise die Speisegesetze überhaupt nicht, tauchten nur sporadisch bei ihren Kunden auf oder verlangten Schmiergelder ausserhalb der vertraglichen Zahlungen, hiess es in dem Urteil. Das höchste Gericht verlangte deshalb vom Oberrabbinat eine Reform.

«Wie aus George Orwells ‹1984›»

Wie die israelische Zeitung «Ha'aretz» berichtet, schlagen die Oberrabbiner nun den Einsatz von Webcams vor. Gastrobetriebe müssten die Kameras in Küchen, Lagerräumen und weiteren Räumen, wo Essen zubereitet wird, installieren. Lokale Inspektoren würden zwar ab und zu vor Ort vorbeischauen, der Hauptteil der Überprüfung der religiösen Speisegesetze würde aber via Internet am Bildschirm stattfinden.

Wieviel die Gastro- und Lebensmittelbranche für die Kameras ausgeben müssten, sagte das Rabbinat nicht. Shai Berman, Direktor des israelischen Restaurant- und Barverbands, lehnt den Vorschlag ab: Er erinnere ihn an George Orwells Überwachungsroman «1984». Es sei unvorstellbar, dass Geschäftsleute zustimmen würden, «dass sie jemand ununterbrochen überwachen darf und weiss was mit den Videos anstellt», sagte Berman gegenüber «Ha'aretz». (cbe)

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